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Jungkook genoss gerade das warme Wasser, darauf wartend dass Jimin fertig werden würde, als er plötzlich kühle Finger in seinem Kreuz, an der fast vollständig verheilten Verletzung spürte, die vorsichtig darüber strichen.

"Jungkook.. Was ist da passiert?" Fragte Jimin hinter ihm. Seine leise Stimme klang beinahe so, als würde ihm selbst die Wunde schmerzen.
Moment mal. Wieso konnte Jimin die Narbe überhaupt sehen?-

Blitzschnell hatte der rothaarige sich umgedreht und sah sich dem völlig verschreckten Jimin gegenüber, dessen flache Hand nun anstatt auf Jungkooks Rücken, auf dessen Bauch lag.

"Du darfst doch nicht gucken." Piepste der kleinere mit roten Wangen.
"Ich gucke nicht Jiminie." Schmunzelte der Kaiser, als er die olivgrüne Farbe in den Haaren des anderen sah. Nachdem er das gesagt hatte schien Jimin sich nicht mehr stark zu schämen und die grüne Färbung wich einem kräftigen rosa, das an den Spitzen in orange verlief.

Kurz war Jungkook abgelenkt von Jimins Anblick mit den Haaren, die einem Sonnenaufgang glichen und dem Jungen in nassen Stränen ins Gesicht hingen.
Kleine Perlenförmige Wassertropfen lösten sich von Jimins Haarspitzen, flossen über seine makellose Haut und fielen am Kinn schließlich nach unten, oder verfingen sich oben in seinen Wimpern, die in zusammengeklebten Spitzen die aufgerissenen Augen zierten, deren Pupillen unglaublich geweitet waren.

Mit einem heftigen Kopfschütteln riss er sich von dem Anblick der Augen los, die er wohl etwas zu lange angestarrt hatte und fragte endlich seine übliche Frage, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. "Was bedeutet es, wenn deine Haare ein kräftiges Orange haben?"
Kurz war es still, als müsste die Frage erstmal zu dem jüngeren durchdringen, dann wurden von einer Sekunde auf die andere, Jimins dunkle Augen noch riesiger. Er ließ entsetzt das Fläschchen mit dem Trank fallen, was auf dem Marmorboden zu vielen spitzen Scherben wurde. "ORANGE!?" Schrie er schon fast.

"Ja. Orange. Bedeutet es denn etwas schlimmes, oder warum musst du mir deshalb ein Glasgefäß auf den Fuß schmeißen?" "N-nein. Tut mir leid." Stammelte der orangehaarige. "Ich mache die Scherben sofort weg. Oder.. Nein. Ich will nicht- also-" "Schon gut." Schnitt Jungkook ihm das Wort ab. "Nimm meinen Bademantel und geh schonmal nach draußen. Ich komme nach." Er griff kurz hinter sich nach dem weichen Bademantel, der dort an der Wand hing und gab ihn Jimin. Ohne Wiederrede zog Jimin ihn an und öffnete dann die Tür des Duschraumes. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal zu Jungkook um.
"Ich wollte das nich Majestät. Wirklich n-nicht." Jimin klang wirklich, als würde er gleich anfangen zu heulen, deshalb ging Jungkook schnell auf ihn zu und schlang die Arme um den Jungen, dessen schmächtiger Körper in dem viel zu großen Bademantel regelrecht versank.

Und wirklich. Wie Jungkook es vermutet hatte, begann der jüngere leise zu weinen. "Werde nicht wütend.. schlag m-mich bitte nich-oder s-so."
Jungkook seufzte nach Jimins Worten.
"Ich bin selbst Schuld, dass du so von mir denkst. Ich bin dir allerdings nicht wütend. Du hast dich schließlich bloß erschreckt.. Bitte wein' doch nicht. Übrigens habe ich dir gar nicht deine Frage beantwortet, was das für eine Verletzung ist. Sie ist entstanden, als Opfer für etwas sehr viel wertvolleres. Denn manchmal muss man eben Opfer bringen, wenn man versucht jemanden anderen zu retten. ",

"Warum-m -bist du so?" Schniefte Jimin mit etwas wackeliger Stimme, während sein Blick sich zu dem rothaarigen hob. "Manchmal- habe ich Angst vor dir, aber du hast schon so viel für mich getan." Ergänzte er betrübt.

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"Ich glaube es ist gut, manchmal Angst vor mir zu haben. Das ist gut für dich." Antwortete Jungkook. Dann legte er eine Hand an die Wange des anderen und wischte die Tränen weg. Jimin schloss daraufhin seine Augen und schmiegte seinen Kopf näher an die warme Hand.
"Es ist aber bestimmt nicht schön wenn Leute Angst vor einem haben. Du musst dich oft einsam fühlen. Aber jetzt bist du nicht mehr einsam...

Jetzt hast du ja mich!" Jimin öffnete seine Augen wieder und schenkte dem Kaiser ein breites Lächeln. Aber dieses Lächeln hielt nicht lange an, als er Jungkooks Gesicht sah. Die roten Augen waren zur Decke gerichtet, als müsste er sich zusammenreißen, aber dennoch liefen einige Tränen heraus. Der Mund war zitternd zu einer schmalen Linie zusammen gekniffen.
Als er dann seinen Kopf wieder etwas senkte und Jimin sah, drückte er diesen, leicht abwesend von sich weg.

"Geh zum Schwimmbecken. Jin müsste dort hinter einer der Vasen noch eine Ersatzhose liegen haben." Mit diesen Worten schob Jungkook, den wieder rosahaarigen Jimin noch ein Stück weiter nach hinten und schlug dann die Tür vor seiner Nase zu. Verletzt starrte der kleine auf das weiße Holz. "Sowas tut manchmal mehr weh, als geschlagen zu werden." Murmelte er, sich langsam umdrehend, um in Richtung Vasen zu gehen. Dort zog er schweigend die Hose hervor, die tatsächlich hinter der mittleren Vase lag und schlüpfte hinein.

Zwar war die knielange rote Hose viel zu groß, aber es gab dazu noch ein passendes Band, welches man durch die Gürtelschlaufen fädeln konnte. Jimin zog es ganz fest und band es vorne zu einer Schleife, was ihn in der Spiegelung der Fensterscheibe wie ein Geschenk aussehen ließ. In anderen Momenten hätte er vielleicht darüber gelacht, aber gerade starrte sein Spiegelbild ihm mit müdem und traurigem Blick entgegen anstatt mit einem Lächeln.
Denn Jungkook schien ihn nicht in seinem Leben zu brauchen oder zu wollen. Der einzige der sich irgendwie nach dem anderen sehnte war er selbst:

Der naive schwache Jimin,
der als niederes Haustier des Kaiser vermutlich nie genug sein würde.

EMPIRES     |Jikook/Kookmin|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt