**

Jungkook wurde nach hinten gerissen und hielt sich in der letzten Sekunde panisch am Hals seines Pferdes fest.
Was machten die Tiere denn plötzlich? Sie rannten wie durchgedreht diesem Herrenlosen Hengst hinterher. "Hey! Halt! Hoo. Ruhig." Versuchte Jungkook es, während er verzweifelt an den Zügeln riss, doch sein Pferd hielt nicht an. Das kostete sie so viel Zeit! Sie würden Jimin so niemals finden. Doch trotzdem war dem Kaiser sein Leben lieb und er sah zu, dass er nicht vom Pferd fiel, indem er dessen Hals umschlang.
Nach einiger Zeit bemerkte Jungkook, wo die Tiere anscheinend hin unterwegs waren: Seine Stadt, die Hauptstadt des Verrats.

"Jungkook?! Was hat das zu bedeuten? Hast du diese Pferde angestiftet uns hier hin zu bringen!?" Rief Jin dem anderen, über den Lärm der Hufe hinweg zu, als sie das Stadttor passierten.
Jungkook vergaß sogar seinen genervten Tonfall, so verwirrt war er. "Nein! Ich weiß selbst nicht was los ist!" Antwortete er.
Der Höllenritt führte schier endlos durch die gesamte Stadt. Immer mehr näherten sie sich Jungkooks Palast, wo ihn ein Mulmiges Gefühl beschlich, als er die niedergebrannten verkohlten Fassaden sah, an denen hunderte Handwerker hantierten, wahrscheinlich bauten sie das Gerüst wieder stabil. Den Rest konnte sich Jungkook selbst aussuchen und der Planungstermin sollte nächste Woche sein.

Wie auch immer, gerade jetzt gab es wichtigeres. Zum Beispiel einfach auf dem Pferderücken sitzen zu bleiben. Es war an diesem Teil der Strecke besonders schwer, da sie hinter dem Schloss durch den Park preschten und die drei Reiter immer wieder Gefahr liefen, sich den Kopf an niedrigen Ästen zu stoßen.
Irgendwann kamen sie am hinteren Stadtrand an und die Pferde wurden endlich langsamer. Verwundert ließ Jungkook sich von seinem Ross gleiten, als es stehen blieb. Er kannte diesen Ort, aber warum-?

Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das war genau der gleiche dunkle Abstieg, vor dem er in seinem Traum gestanden hatte! Es war das Gefängnis, was es schon seit Jahren gab, doch noch nie hatte er es wirklich benutzt. "Aber wenn das hier der Ort aus meinem Traum ist, dann-" Murmelte Jungkook, bevor er seine Augen in Panik aufriss und sich ruckartig an Jin wandte, der ebenfalls von seinem Pferd gestiegen war. "-Jimin ist hier." Hauchte er, doch er schaute sich Jins Reaktion nicht mehr an. Stattdessen verlor er keine Zeit und stürmte so hastig die Treppe hinab, dass er beinahe gestürzt wäre.

In dem Dunklen Gang sah er sich hektisch nach allen Seiten um, da nahm er plötzlich eine raue Stimme wahr, die er nur allzu gut kannte. Es war die Stimme von Yoongi, seinem verschwundenen Offizier. Jungkook drehte seinen Kopf, da sah er hinten im Gang einen schwachen Lichtschein durch das vergitterte Fenster schimmern. Er blieb kurz stehen, um zu verstehen was Yoongi zu sagen hatte, doch als er es dann tat  brannten alle Sicherungen bei ihm durch und er lief so schnell auf die Tür zu, wie er noch nie gerannt war.

"Ich habe jetzt lange genug überlegt, ob ich dich eventuell noch gebrauchen könnte. Und weißt du was? Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man die kleinen Problemchen im Leben am besten beseitigt. Dich vermisst sowieso niemand. Jimin."

Jungkook rannte panisch zu dem Gitter und sah dort Yoongi über einer zusammengekauerten Gestalt knien. In der Hand hielt der Minthaarige ein Messer. Er erhob es über Jimin, Jungkook lief der kalte Schweiß in den Nacken und für einen kurzen Moment fühlte er sich unfähig etwas zu tun. Er stand einfach da, das Geschehen durch das Fenster beobachtend.
Aber als der Minthaarige seine Faust fester um Jimins Oberarm schloss und ein leises "Lebe wohl." Seinen Mund verließ,
löste Jungkook sich und schrie den Soldat fast schon hysterisch an, "Stop! Leg sofort das Messer weg, das ist ein Befehl!"

Sowohl Yoongi, als auch Jimin drehten sich um, als hätten sie den Schreck ihres Lebens, als Jungkook dann auch noch mit einem festen Tritt, die Tür aus den Angeln brach. Er schoss, wie ein Raubtier zu dem knienden und riss ihn mit aller Gewalt auf den Steinboden hinunter.

**

Jimin krabelte zum Rand der engen Zelle. Mit trockener Kehle und Herzrasen kauerte er dort und schaute mit an, wie
Jungkook immer wieder auf Yoongis Gesicht und seinen Bauch einschlug. Bei Bewusstsein war der minthaarige schon lange nicht mehr... er würde nicht davor scheuen ihn umzubringen, da war Jimin sich sicher.
Doch das wollte er nicht!
Egal was Yoongi getan hatte, niemand hatte es verdient zu sterben und Jimin wollte es erst recht nicht mit ansehen. Der grauhaarige befand sich immer noch in einem Schockzustand. Zitternd und kreidebleich starrte er auf Jungkook, ohne dass eine Träne es schaffte seine Augen zu verlassen.

Warum wurde er so außen vorgelassen? Bemerkte denn niemand, dass es ihm schlecht ging? "J-jungkook?"
Fragte er kraftlos, und als hätte seine Stimme einen Schalter in dem anderen umgelegt, hörte dieser augenblicklich auf, den Soldat zu schlagen und starrte nun direkt in Jimins Augen. Die Hände des Kaisers schlugen bestürzt vor seinem Mund zusammen, als er sich aufrappelte. "I-ich habe ganz vergessen, dass du hier bist. Oh Gott Jimin, d-das tut mir so leid."

**

Er ging langsam auf die Knie, immer noch ungläubig, dass er Jimin tatsächlich wieder hatte und zog ihn behutsam auf seinen Schoß, in seine Arme, als könnte er sonst wieder verschwinden. Der grauhaarige erwiederte nach einiger Zeit die Umarmung, seine Haare leuchteten auf einmal in einem strahlenden Weiß. Jungkook konnte die kleinen Hände spüren, deren Finger sich feste in seinen Rücken gruben. Und als einige Sekunden verstrichen waren, brach Jimins Bann und er begann in Jungkooks Gewand zu weinen.

Jungkook wartete, über Jimins Rücken streichend, ab bis die Schluchzer etwas leiser wurden, dann erst begann er zu reden.
"Erstmal: was bedeutet weiß?" "Vertrauen und Erleichterung." Nuschelte Jimin. "Okay. Danke, dass du mir vertraust. Das ehrt mich. Eigentlich wollte ich dir jedoch etwas anderes sagen." Fuhr Jungkook ruhig fort.
"Weißt du Jimin.. Ich bin ziemlich wütend auf Yoongi. Und das nicht nur, weil er dich entführt hat. Er hat etwas getan, was ich von allen Dingen, die Menschen tun, am wenigsten leiden kann-"
Leicht löste sich der grauhaarige aus der Umarmung, um mit seinen geschwollenen Augen fragend in Jungkooks Gesicht aufzublicken.

Jungkook wollte seinen Satz eigentlich fortsetzen, doch er vergaß bei Jimins Anblick kurz, was er sagen wollte. Dann holte ihn die zaghafte Stimme des anderen jedoch wieder in die Realität zurück. "Was hat er denn getan?"
"W-was? - Oh.. achso.. Also, Was er getan hat? Er hat ohne berechtigten Grund jemanden angelogen. Er hat dreiste Lügen erzählt, nur um dich leiden zu lassen. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft er dir so etwas eingebläut hat, doch es hat mich geschmerzt es zu hören. Er hat gesagt, dich würde niemand vermissen, doch dabei weiß er gar nicht, dass du so vermisst wurdest. Ich habe dich vermisst Jimin."

Jimins dunkle Augen wurden größer. Im Schein der Laterne fiel Jungkook auf, dass sie wieder ihr ursprüngliches Braun trugen. Dieses beruhigende angenehme Braun, was er so schön fand. Der jüngere öffnete seinen Mund einen kleinen Spalt, wie um etwas zu sagen, doch er blieb stumm. Stattdessen sammelten sich erneut Tränen in seinen Augen, wovon bereits eine, seine Wange hinunter floss.
Jungkook schluckte. "Hey, wein doch nicht." Schnell lagen beide Hände des Kaisers auf Jimins Wangen, um die Tränen zu entfernen.

"Hast d-du mich wirklich v-vermisst?" Der grauhaarige senkte leicht seinen Blick, doch Jungkook hob das Gesicht des anderen schnell wieder an. "Du weißt gar nicht, wie sehr. Mein Verstand hat es nicht eingesehen, doch es war so. Ohne dich bin ich nicht mehr ich selbst."
Als er das sagte und auf Jimins Gesicht daraufhin ein leichtes Lächeln erschien, was seine Augen glitzern ließ, fühlte sich Jungkook mit einem warmen Kribbeln an eine andere Stelle seines Traums erinnert. Und ehe er darüber nachdenken konnte, hatte er sich leicht nach vorne gebeugt und Jimins leicht geöffnete Lippen, mit seinen eigenen verbunden.

EMPIRES     |Jikook/Kookmin|Where stories live. Discover now