Nerv mich nicht Hermine

851 26 11
                                    

Draco Malfoys Sicht

„Wir müssen deinen Arm heilen!“, ruft Hermine panisch und sucht blind nach meinem verletzten Arm. „Ich hab in meiner Tasche einen...“
Ich füge hinzu: „In deiner Tasche, die du nicht dabei hast? Hermine, hast du dein Gehirn auch verloren?“
„Hier geht es um deinen Arm!“, knurrt das Mädchen. „Wende den Zauberspruch Episkey an! Sobald wir in der Schule sind wird dich Madam Pomfrey heilen!“
„Ich habe ja noch einen zweiten Arm“, meine ich mit einem sarkastischen Unterton.
Hermine zieht ihr Augenbrauen wütend zusammen und verschränkt die Arme vor der Brust. Ein lautes Seufzen meinerseits. Mit meinem funktionierenden Arm zücke ich meinen Zauberstab aus meiner Jackentasche und richte die Spitze auf meinen Arm.
„Episkey!“, rufe ich und verziehe in der nächsten Sekunde schmerzerfüllt mein Gesicht.

Zu meinem Glück kann Hermine meinen jämmerlichen Gesichtsausdruck nicht sehen. Ich muss ja weiterhin der coole, atemberaubende, unbesiegbare und kluge Draco Malfoy bleiben. Ob ich noch weitere Charakterzüge hinzufügen sollte?

„Das sollte reichen“, meine ich und betrachte meinen Arm, welcher ernste ärztliche Behandlung benötigt.
„Wo sind wir?“, fragt Hermine und blickt blind in alle Richtungen. „Stimmt. Ich bin ja erblindet.“
Ich grinse amüsiert über ihre Dummheit und versuche mich im nächsten Augenblick wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.
„Im Keller vom Honigtopf", meine ich und starre auf den Geheimgang. „Dissendium!“
Mit diesem Wort öffnet sich der Durchgang. Ich greife nach Hermines Hand und ziehe sie durch den Gang. Am anderen Ende treten wir in das Schloss. Zu meiner rechten steht die Statue von der buckeligen Hexe, welche sich schließt, sobald wir uns entfernen.
„Dumbledore!“, spricht Hermine den Namen des Schulleiters aus. „Wir müssen zu ihm! Er muss wissen, welche Gefahren auf uns warten.“
„Wahrscheinlich ist er in seinem Büro“, antworte ich. „Wo denn auch sonst?“

Er könnte auch auf Horkrux-Jagd sein. Dieser Mann ist voller Überraschungen. Oder vielleicht steht er in diesem Moment hinter uns?

Ich ziehe das Mädchen an der Hand durch die gesamte Schule. Die Gänge stehen leer, da die meisten in der großen Halle sein sollten. Oder auch in den Gemeinschaftsräumen.

Meiner Meinung nach sollten wir lieber in den Krankenflügel, um meinen toten Arm zurückzuholen. Und selbstverständlich Hermines Sehkraft, aber sie kann gerne noch eine Weile in diesem Zustand verweilen. Schadet doch niemandem.

„Dumbledore muss alles erfahren!“, meint Hermine nun voller Motivation. „Er wird bestimmt eine Lösung für all diese Probleme haben!“

Es ist so gesehen ein Wunder, dass wir problemlos entkommen sind. Irgendetwas stimmt einfach nicht. Seit wann funktioniert das Leben auf diese Weise?

„Sollten wir nicht lieber zum Krankenflügel?“, stelle ich eine sehr wichtige Frage. „Schließlich ziehe ich dich mit meinem gesunden Arm, während der andere um sein Leben kämpft.“
„Wir sind Magier und Hexen“, erwähnt Hermine das Offensichtliche. „Denkst du etwa, dass dein Arm ein Problem darstellt? Da gibt es ganz bestimmt einen Zauber für dein Problem.“
„Ach, aber Potters Sehkraft ist unheilbar?“, frage ich und Hermine entscheidet sich keine Antwort darauf zu geben.

Da die Dame kein Interesse an meiner Gesundheit hat, steuern wir direkt auf Dumbledores Büro zu. Dabei versuche ich keinem anderen Schüler über den Weg zu laufen.

„Wieso heißt es eigentlich nicht Hexer und Hexerinnen, oder Magier und Magierrinnen?“, stellt Hermine eine etwas Seltsame Frage.
„Ist dies wirklich der richtige Zeitpunkt?“, stelle ich eine Gegenfrage und bin nun langsam von der festen Überzeugung, dass dieses Mädchen gemeinsam mit ihrer Sehkraft auch ihr Gehirn verloren hat.
„Du hast ja Recht“, meint sie nun seufzend.

Selbstverständlich habe ich Recht. Ich bin Draco. Draco Malfoy. Wie schön dieser Name klingt. Überhaupt ist mein Name auf dem Hogwarts Wappen. Herrlich. Selbst die Gründer von Hogwarts haben meine damalige nicht-Existenz wertgeschätzt. “Es wird ein Junge geboren. Er wird ganz sicher Draco heißen. Genau!"

Oben in Dumbledores Büro angekommen, rast Hermine augenblicklich in die Mitte des Raumes. Der Schulleiter nimmt sie in diesem Augenblick nicht wahr, da er seinen Kopf tief im Denkarium stecken hat. Außerdem kann Hermine sowieso nichts sehen, also genieße ich die eine Sekunde voller Ruhe.

„Ist er hier?“, ruft Hermine panisch und glaubt tatsächlich, dass Dumbledore abwesend ist. „Rede doch Draco!“
„Miss Granger!“, ruft der Mann und zieht seinen Kopf heraus. „Ich habe Sie bereits erwartet!“

Wenn er sie bereits erwartet hat, weswegen hat er dann in der letzten Minute seinen Kopf in das Denkarium gesteckt? Warum wartet er nicht sitzend auf seine Besucher? Und wieso hat er mich nicht erwartet?

„Ihr Vater ist wieder zurück?“, fragt der Schulleiter und sieht nicht besonders schockiert aus. „Endres Riddle ist bereits zu seiner Jugendzeit sehr zielstrebig gewesen. Er hat stets mit jedem anderen Schüler konkurriert und bei einer Niederlage ein Duell verlangt.“
„Klingt doch nach dir“, meine ich lachend und gebe Hermine einen leichten Schubs.
Hermine versucht mir auf die Schulter zu schlagen, verfehlt und knurrt: „Ich verliere nie.“
„Dein Augenlicht hast du jedenfalls verloren“, meine ich und staune über meinen Konter.
Dumbledore räuspert sich und spricht: „Die beiden Riddle Brüder haben sich nicht ausstehen können. Sie sind jedenfalls keine richtigen Geschwister. Ihre Mütter sind die gleichen, doch im Gegensatz zu Tom ist Endres ein Vollblut. Dies erklärt womöglich auch Toms Hass gegenüber allem, was nicht rein ist. Er hat selbst einen Hass gegen seine eigene Abstammung. Endres hat ihn bloß schikaniert. Da ihre Mutter den Nachnamen des Vaters angenommen hat, hat Endres den Nachnamen von den Riddles bekommen. Endres ist somit ein nicht-eheliches Kind.“

Potter und ich, also. Wie amüsant.

„Professor Dumbledore!“, spricht Hermine seinen Namen aus. „Ich benötige meine Sehkraft! Endres Riddle plant etwas und wir müssen uns darauf vorbereiten!“
„Ich habe mich bereits diesbezüglich informiert“, meint Dumbledore. „Ein kurzes neunstündiges Gespräch mit den früheren Schulleitern und eine Lösung wurde gefunden.“
„Dies wäre?“, fragt Hermine neugierig und selbst meine Neugierde steigt.
„Wir reisen in die Zeit zurück, wo Dia aus deinem Körper ausgebrochen ist“, meint er. „Und verhindern, dass sie deinem Körper Schaden dabei zufügt.“
„Ist das nicht riskant, Professor?“, stellt das Mädchen eine weitere Frage.

Möchtest du dein Augenlicht nun, oder eher nicht? Ich habe den ganzen Tag Zeit. Stell ruhig weitere 100 Fragen.

„Das Leben ist bereits riskant“, meint Dumbledore und lächelt. „Keine Sorge, Miss Granger. Wir müssen herausfinden wo Dias Seele ist, oder ob sie bereits einen Körper gefunden hat. Möglicherweise ist bei der Trennung eurer Seelen ein Körper entstanden, der Dias hätte sein sollen. Jedenfalls müssen wir uns beeilen.“

Und meinen Arm lasse ich daweil? Begleite ich die beiden, oder darf ich nun in den Krankenflügel? Und wieso redet Dumbledore so, als würde er tagtäglich die Welt retten? “Das Leben ist riskant“.

MisfitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt