Die blinde Löwin

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Draco Malfoys Sicht

Wie kann es sein, dass das Augenlicht der kleinen Löwin entschwunden ist? Dies kann doch nicht grundlos geschehen! Was hat diese Schlange namens Dia bloß getan?

„Wir haben sie in deinem Zimmer stationiert“, berichtet der Mann und ich nicke wissend. „Die Tochter meines Bruders wurde erfolgreich aus ihrem Körper entfernt.“

„Und ihr Augenlicht?“, frage ich. „Wann wird sie wieder sehen können?“

„Ich nehme an, dass dies eine Weile dauern wird“, gibt er bekannt. „Wir haben eine Vermutung, weswegen dies passiert hätte sein können. Jedoch werden Beweise benötigt.“

Beweise? Welche Beweise? Wir brauchen so etwas nicht! Hermine muss ihr Augenlicht wieder bekommen. Ich spüre, dass etwas Schreckliches auf uns zukommt.

„Moment“, spreche ich entrüstet. „Mein Vater ist nicht bei Voldemort? Er steht doch auf seiner Seite!“

Mein Vater und die anderen Anwesenden sind am anderen Ende des Raumes. Sie können unser Gespräch nicht mitverfolgen.

„Deinem Vater ist bewusst, welcher der beiden Brüder der stärkere ist“, antwortet Endres Riddle. „Ich werde meiner Tochter zu voller Stärke verhelfen und gemeinsam mit ihr das Leben wiedergewinnen, welches uns vor vielen Jahren entrissen worden ist.“

„Gibt es die Möglichkeit Hermine zu sehen?“, frage ich neugierig und spüre die Sehnsucht in meinem Inneren. 

Der Mann hebt seinen Zeigefinger und korrigiert: „Miss Riddle, für dich Draco.“

Miss Riddle? Was ist sie jetzt? Eine Adelige? Dieser Mann wirkt mir bereits jetzt unsympathisch! Bis zu diesem Zeitpunkt hat er keine wichtige Rolle in Hermines Leben gespielt und jetzt möchte er für sie die Entscheidungen treffen? Lächerlich.

„Miss Riddle“, korrigiere ich meine eigenen Worte. „Schließlich ist sie in meinem Zimmer untergebracht.“

Der Mann wirft mir prüfende Blicke zu. Seine Anwesenheit lässt einen die Angst in jedem Knochen des Körpers spüren. Er wirkt einschüchternd. Ich versuche ihm gegenüber nicht provokant zu sein. Er mustert mich von oben nach unten.

„Hermine darf von niemandem besucht werden“, entscheidet er und ich balle meine Hände zu Fäusten. „Sie muss sich ausruhen, damit ich meine Pläne umsetzen kann.“

„Pläne umsetzen?“, wiederhole ich konfus. „Was meinen Sie?“

„Du stellst viel zu viele Fragen, mein Kind“, stellt der Mann fest. „Du solltest deine Neugierde im Zaun halten. Sonst werden sie der Grund für deinen Untergang sein.“

Droht er mir? Mir, einem Malfoy? Welches Recht nimmt sich dieser Fremder? Weiß er denn nicht, welches Ansehen der Familienname Malfoy genießt?

„Du darfst jetzt gehen“, befiehlt er mir den Raum zu verlassen. „Demnächst wirst du einer Aufgabe zugeteilt, die uns dabei helfen wird das Augenlicht meiner Tochter wiederherzustellen.“

In meinem eigenen Haus werde ich von einem Fremden aus dem Raum gebeten. Woher nimmt sich der Mann dieses Recht?

Ich drehe mich auf dem Absatz um und verlasse den Raum. Mein Ziel ist mein Zimmer im oberen Stockwerk. Der Mann, welcher sich als Endres Riddle vorgestellt hat, scheint mir nicht folgen zu wollen. Aus diesem Grund benutze ich die Treppen und versuche dabei keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Im unteren Stockwerk ist die Stimme meines Vaters zu hören.

Er bittet: „Nehmt es meinen Sohn nicht übel. Er ist bloß verwirrt und weiß nicht, wie er auf diese Situation reagieren soll!“

Wie sehr möchtest du dich diesen Menschen niederwerfen, lieber Vater? Mich beschämt es, dass wir diesen Leuten immer unterlegen sein müssen! Ich möchte mit diesem dunklen Lord nicht auf einer Seite stehen! Ich möchte nicht, dass dieser Mann meiner Hermine Flausen in den Kopf setzt!

Im oberen Stockwerk angekommen, trete ich vor meine Zimmertür und betrachte die Tür mit verschwitzten Händen. Es ist mein Zimmer, doch aufgrund Hermines Anwesenheit traue ich mich nicht dieses zu betreten.

Habe ich mich in Hermine verliebt? Wie kommt es, dass ihre Abwesenheit mein Herz Schmerzen lässt? Wenn Dia versuchen sollte ihr weiteren Schaden zuzufügen, dann werde ich mich nicht davor scheuen, ihrem erbärmlichen Leben ein Ende zu setzen.

Ich klopfe leise an ihre Türe, beziehungsweise an meine, und betrete das Zimmer. Das Mädchen liegt in meinem Bett und scheint friedlich zu schlafen.

Wird ihr Geruch an meinem Kissen haften bleiben?

Ich setze mich an den Rand meines Bettes und betrachte ihre Löwenmähne.

„Durch und durch eine Gryffindor“, flüstere ich und fahre durch ihre Haare, wobei meine Finger an ihren Strähnen hängenbleiben.

Verflixt! Wie habe ich nur vergessen können, dass ihre Haare vergleichbar mit einem Tornado sind.

„Das tut weh!“, knurrt Hermine und löst ihre Haare von meinen Fingern. „Wer ist da?“

„Malfoy, Draco Malfoy“, spreche ich meinen Namen aus und das Mädchen beruhigt sich augenblicklich. „Wie geht es dir, Granger?“

Sie seufzt und antwortet: „Ich würde dich gerne sehen können. Nach diesem Ereignis habe ich das Augenlicht verloren. Wie bekomme ich es zurück?“

Sie weiß, weswegen ihr das Augenlicht genommen worden ist? Liegt es womöglich an Dia Riddle?

„An diesem Tag habe ich erneut die Kontrolle über mein Bewusstsein verloren“, gesteht sie und greift nach meiner Hand. „Entschuldige, ich möchte einfach nur deine Nähe spüren.“

Flirtet sie mit mir? Was soll ich darauf antworten?

„Sie hat Lavender aufgesucht und sich aus irgendeinem Grund an ihr rächen wollen“, erzählt Hermine. „Ich hab alles gespürt, ihre Angst und Dias Wahnsinn. Hätte ich nicht in letzter Sekunde die Kontrolle übernommen, wäre Lavender gestorben. Meine Cousine ist eine Gefahr! Und dieser Mann, welcher sich als mein Vater vorgestellt hat, scheint auch nicht auf der guten Seite zu stehen! Ich muss mein Augenlicht zurückbekommen und wieder nach Hogwarts gehen! Du musst mir helfen!“

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