Zitrone, Minze und der Geruch von Gel

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Hermine Granger Sicht

Verzweifelt versuche ich meine Gefühle zu kontrollieren und verlasse gleichzeitig die große Halle, ohne einen weiteren Gedanken an das hinter mir zu verschwenden. Meine Nägel hinterlassen einen Abdruck auf meiner nackten Haut, um die aufsteigende Wut zu sänftigen.

Jede Sekunde vergeht nun damit an meine verräterischen Freunde zu denken. An dem Moment, an welchem Harrys Blicke meine getroffen haben, habe ich die Kontrolle über meinen Körper verloren. Ich war ganz steif und habe nicht gewusst was geschieht. Seine Augen haben versucht ein Loch in jeden Millimeter meines Körpers zu bohren. Was ist nur mit Harry und Ron geschehen, dass sie mir den Rücken zukehren? Haben sie die Bedeutung des Wortes ‚Freundschaft' vergessen? Was ist mit der Loyalität passiert?

Hintergangen und geistig verletzt rase ich den Gang entlang, bis eine Stimme mich einholt. Hinter mir sind Schritte zu vernehmen, schnelle Schritte.

„Granger!", ruft Malfoy und rennt mir hinterher.

Herr Draco Malfoy höchstpersönlich nimmt sich die Zeit, um einem wertlosen Schlammblut hinterherzulaufen? Heute passieren eindeutig merkwürdige Sachen. Dies wird das Jahr, an welches ich mich für immer erinnern werde. Dies ist mir jetzt schon bewusst.

„Granger!", wiederholt sich der Junge und holt mich im nächsten Moment ein.

Seine Hand greift nach meinem Oberarm und er zieht mich gewaltsam zu sich. Malfoys Augenbrauen sind streng aneinander gezogen. Ich blicke hinunter auf meinen Arm und deute ihm, dass er mich nun loslassen kann. Zu meinem Glück befolgt Malfoy meine Aufforderung und stellt sich gerade hin.

„Wieso hast du den beiden nicht deine Meinung gesagt?", fragt er neugierig und die Neugier ist überall auf seinem Gesicht geschrieben. „Du hast dich aus dem Staub gemacht, ohne auch nur deine Rechte zu schützen!"

Ich traue meinen Ohren nicht. Hält mir Malfoy eine Predigt zum Thema ‚Rechte'? Ist er nicht derjenige, der andauernd der Meinung ist, dass ein Schlammblut kein Recht auf irgendetwas hat?

„Du willst mich wohl auf den Arm nehmen", zische ich ungläubig und blicke verächtlich auf die Seite. „Heute wollen eindeutig alle ein Spiel mit mir spielen!"

Draco neigt den Kopf schief und scheint die Situation nicht ganz zu begreifen. Ich atme unregelmäßig und könnte jeden Moment jemandem einen Fluch auf den Hals hetzen.

In der nächsten Sekunde wähle ich zufälligerweise Malfoy und frage zornig: „Wie kommt es, dass du ganz plötzlich auf meiner Seite stehst?"

„Ich bin nicht parteiisch, Granger", erklärt der Junge in einer Sprache, die jeder versteht. „Selbstverständlich würde ich niemals Potters Seite einnehmen. Jedoch ist mein Herz nicht aus Stein und da du nun zu uns gehörst, werde ich dich auch mit all meinen Mitteln beschützen."

„Danke, aber nein danke", zische ich und drücke mich an ihm vorbei, um in den Unterricht zu kommen, bevor es alle anderen tun und mich angaffen sobald ich den Raum betrete.

Malfoy greift nach meinem Arm und zieht mich zurück zu sich. Seine Augen funkeln mich zornig an und es wirkt so, als könnte er mich jeden Moment zur Strecke bringen.

„Dies ist ein Befehl und du hast diesem Folge zu leisten", erklärt er mit ernster Miene und lässt mich los.

Mein Herz macht einen Sprung und in letzter Sekunde nehme ich all meinen Mut zusammen, um zu sagen, dass er seine Befehle in Merlins Socken stecken und mich in Ruhe lassen kann.

„Dein Wunsch ist es, dass ich dich in Ruhe lasse?", stellt Malfoy eine Frage, welche sich selbst beantworten lässt und ich nicke zustimmend. „In Ordnung, aber flenn nicht, wenn die Slytherin dich in die Ecke zwängen."

„Ich sehe keinen Grund dazu", antworte ich selbstbeeindruckt. „Du bist schließlich derjenige gewesen, der mir gesagt hat, dass Schlangen nicht beißen solange sie nicht provoziert werden."

Mit diesen Worten nehme ich meinen Weg, zu meinem ersten Unterricht, diesen Tages ein und erblicke Malfoy direkt neben mir. Er starrt in die Leere und gemeinsam gehen wir zum Zaubertränke-Unterricht.

„Willkommen im Zaubertränke-Unterricht", beginnt der alte Herr. „Ich bin euer Professor, Horace Slughorn."

Unerwartet treten Harry und Ron in den Raum. Der Professor richtet seinen Blick auf die zwei Schüler uns gegenüber.

„Ach, Mister Potter!", ruft er glücklich und klatscht sich in die Hände. „Ich habe sie schon erwartet."

„Ich habe auch jemanden mitgebracht", erwähnt Harry und zeigt auf Ron.

Dieser spricht: „Ron Weasley, Sir."

„Ach, wie schön!", freut sich Professor Slughorn. „Jeder Freund von Harry ist auch ein Freund von mir. Nehmen Sie bitte Ihre Bücher heraus!"

„Sir, ich habe kein Buch und Ron auch nicht", entschuldigt er sich und Slughorn lächelt ihn nett an.

Er zeigt auf einen Schrank an der Wand: „Nehmen Sie welche aus dem Schrank."

Pansy Parkinson flüstert: „Dieser Potter stellt sich auch überall wichtig."

Ihre Freundin Daphne Greengrass kichert. Ich schüttle leicht den Kopf und richte meinen Blick erneut auf die beiden Gryffindor.

Die Jungen kämpfen in diesem Moment um ein Zaubertränke-Buch. Während Ron ein neues Buch in der Hand hält, sieht Harry seines ziemlich abgenutzt aus. Er schlägt grinsend auf Rons Kopf und beide gesellen sich zu uns.

Im nächsten Augenblick blickt mich Harry wütend an.

„Wie ich vorhin erwähnt habe", beginnt der Professor. „Ich habe heute Morgen einiges für Sie alle vorbereitet.", erzählt Slughorn. „Welchen Trank sehen Sie hier?", fragt er und eilig hebe ich die Hand. „Ja, Miss..."

„Granger, Sir", antworte ich und trete einen Schritt nach vorne. „Dieser Trank, bekannt als ‚Amortentia' gilt als der stärkste Liebestrank."

Alle Schüler betrachten mich. Die Slytherins grinsen, da ich dem Hause Slytherin nun Punkte einbringen werde und die Gryffindors schauen mich entsetzt an.

Hätte ich doch nur meine Klappe gehalten.

„Beim bloßen Einnehmen des Geruchs benebelt es den Verstand. Für jeden riecht dieser Trank anders", erkläre ich allen und atme tief ein. „Für mich riecht er nach Zitrone, Minze und dem Geruch von Gel."

Moment, dieser Trank muss nun gelogen haben! Ausgeschlossen, dass ich hier Dracos Geruch eingeatmet habe!

„Sehr gut, Miss Granger!", lobt mich Professor Slughorn. „Zehn Punkte für Slytherin!"

Die Schlangen freuen sich leise, während die Löwen fast unhörbar seufzen.

„Sie haben uns diesen Trank noch nicht gezeigt!", erinnert eine Schülerin aus Gryffindor und zeigt auf eine kleine Phiole.

Professor Slughorn hebt seinen Zeigefinger und macht einen seltsamen Gesichtsausdruck. Anscheinend hat selbst der alte Mann vergessen, dass es diesen Trank noch gibt. Er dreht sich um und holt den Trank hervor.

„Dies, meine lieben Kinder, ist der Zaubertrank ‚Felix Felicis'", verrät der Zaubertrank-Lehrer. „Dieser Trank ist schwer zum Brauen und ein Fehltritt könnte fatale Folgen mit sich bringen."

Aus diesem Grund wäre es besser, wenn dieser Trank nicht in die Hände von unwissenden Schülern kommen würde.

„Aus diesem Grund werde ich diesen Trank am Ende der Stunde an einen von euch vergeben, der den ‚Trank der lebenden Toten' erfolgreich herstellen kann!", spricht der Professor und hebt das Fläschchen in die Höhe. „Viel Vergnügen! Die Anweisungen können Sie in Ihren Büchern finden."

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