4. Chapter

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~ JAY ~

Das Wackeln des Flugzeugs riss mich aus meinem leichten Schlaf und ich schreckte auf. Verwirrt drehte ich meinen Kopf nach links und nach rechts. Neben mir schliefen Caleb und viele weitere Soldaten. Wir waren bis an die Zähne bewaffnet und top vorbereitet.

Ich war der Einzige der wach war. Das Schütteln und die lauten Geräusche schienen die anderen nicht zu stören, denn sie schliefen einfach weiter. Der Innenraum des Transportflugzeugs war dunkel und so konnte ich nicht alles erkennen. Allerdings wusste ich bereits, dass der Großteil der Kisten, aus Waffen, Ausrüstung und Versorgung bestand.

Da ich eh nicht mehr schlafen konnte, weil ich viel zu aufgeregt war, schweiften meine Gedanken zum Vortag. Nachdem wir erfahren hatten, wo es in nächster Zeit hingehen sollte, waren wir natürlich sofort bei Liam. 

Seine Antwort hatte uns sehr überrascht, aber irgendwie hatte ich das schon geahnt. Wenn auch unbewusst. Er wollte aus dem Dienst aussteigen und die Armee verlassen. Deswegen mussten wir uns auch von ihm verabschieden, da er bereits weg wäre, wenn wir wiederkommen würden. Zudem mussten wir ihm versprechen, dass wir heil zurückkämen. 

Caleb und ich hatten dagegen verlängert. 

Ich hatte außer dem Militär kein Leben. Keine Familie. Es wartete niemand da draußen auf mich. Warum sollte ich also aufhören? Ich wusste nicht, wie es Caleb ging, doch ich wollte so lang wie möglich bei der Armee bleiben und soweit aufsteigen wie möglich. Meinen Tod nahm ich dafür ihn Kauf. 

Nur sagte man das so leicht.

Jetzt waren wir nur noch zu zweit, Liam war weg. Wir hatten immer so viel Spaß zusammen und jetzt hatten wir nur noch uns. Ich vermisste Liams Art jetzt schon. Er hatte uns immer zum Lachen gebracht und selbst, wenn er mich geärgert hatte, musste ich lachen und er schaffte es immer uns aufzumuntern. Egal wie scheiße die Situation war, er machte etwas Gutes daraus.

Und eben diese Einstellung würde mir fehlen.

So eine Art von Einsatz hatte ich noch nie mitgemacht. Zwar wurde ich schon mal im Ausland eingesetzt, aber das war in Brasilien und nicht Afghanistan. Wir waren ungefähr zehn Mann zusammen mit dem Command Sergeant Major Lennox Johnson, der uns bei dieser Mission leitete. Seinen Vornamen hatte ich gestern auf der Liste gesehen, auf der wir uns eintragen sollten. 

Ich wollte mir am liebsten gar nicht vorstellen, was er von mir denken musste. Schließlich hatte er mich in einem schwachen Moment gesehen. Für ein Soldat ein großer Fehler.

Er schlief, wie alle anderen auch. So versuchte ich ebenfalls wieder einzuschlafen. Was mir auch gelang. Doch der Schlaf hielt nicht lange. Kurze Zeit später wurde ich durch ein Rütteln an meiner Schulter wach. Träge öffnete ich meine Augen und sah in die dunklen Augen Calebs. 

„Wie weit noch?", fragte ich grummelnd.

„Wie weit? Wir sind so gut wie da. Die packen schon alles zusammen", antwortete Caleb und zog mich auf die Beine. Ich rieb mir durch die Augen und betrachtete das Gewusel in dem Transportflugzeug. Es wurden noch die letzten Checks gemacht und Soldaten machten Dehnübungen, um sich für den Auftrag vorzubereiten. 

Seine Ausrüstung musste jeder selbst packen. Ich schloss mich den anderen an und wärmte meine Muskeln auf. Dann eine kurze Durchsage und schon ging das Flugzeug in die Tiefe. Aufgrund der natürlichen Bedingungen konnten wir nicht landen. Und selbst wenn, das Flugzeug musste ja auch irgendwie wieder starten können. Einen Flughafen gab es in der Wüste nicht, wir sollten ja auch kein Aufsehen erregen, schließlich war das keine offizielle Mission.

Als wir tief genug waren, verließen wir das Flugzeug, um mit Hilfe der Fallschirme zu landen.  Unten stellten wir uns in einen Kreis, Rücken an Rücken, zur Verteidigung. Die Ausrüstung zusammen mit der Waffe brachte ein ziemliches Gewicht auf die Waage und das Flugzeug flog über unseren Köpfen davon, wirbelte aber durch den Wind dennoch Sand auf. 

Ich verdeckte sofort meine Augen und zog das Tuch über Mund und Nase. 

Erst als das Flugzeug sich entfernte, wurde die Luft wieder besser und ich konnte endlich mal frische Luft einatmen. Doch die Hitze hier erschlug mich. Unter den ganzen Klamotten wirkte es wie in einer Sauna und ich hatte ja so schon keine Kondition.

Nach dem wir unsere Ausrüstung und Waffen noch einmal grob kontrolliert hatten, machte Johnson noch eine Art Belehrung und erklärte uns, was uns erwarten würde. Dann wurden wir sogleich in eine Richtung geführt. 

Unser Ziel war ein abgelegenes arabisches Dorf, indem wir ein paar Verbündete hatten, die ebenfalls gegen den aktuellen Krieg und dessen Folgen waren. Sie wünschten sich Frieden und legten ihre Hoffnung in uns. Ich hoffe mal, dass wir ihre Hoffnungen nicht zerstörten. Denn mal ganz ehrlich, den Krieg konnten auch wir nicht verhindern. Im Gegenteil, mit unserem Einsatz provozierten wir es nur noch und halfen nur unseren Verbündeten. Um einen Krieg zu verhindern, müssten beide Seiten bereit dazu sein.

„Oh man, hätte ich gewusst, dass es so heiß ist, dann hätte ich mir definitiv zehn Liter Sonnencreme mitgenommen", vernahm ich Calebs gereizte Stimme hinter mir.

Ich zog die Augenbraue hoch und drehte mich zu ihm um. „Was hast du denn gedacht, dass wir einen Einsatz in Sibirien haben?"

„Nein und selbst wenn, dort bräuchte ich es auch. Der Schnee reflektiert schließlich die Sonne", grummelte er. Ich lachte nur und drehte mich wieder um. 

Die Sonnencreme würde ihn hier nichts bringen, weil wir fast keine freie Stelle hatten, an der unsere Haut zu sehen war. Die Klamotten waren eher das Problem. Gepaart mit dem Gewicht auf Armen, Schultern und Rücken und dem staubigen Wind. Zudem hatten wir keinen festen Untergrund zum Laufen und ich sank mit jedem Schritt in den Sand ein. Aber schlappmachen ging nicht. 

Außer ich wollte mich noch mal blamieren.

Als dann endlich das Dorf in Sicht war, stieß ich erleichtert die Luft aus. Jetzt würde die Mission erst richtig losgehen. Hoffentlich bereute ich es am Ende nicht meinen Dienst verlängert zu haben.

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