Kapitel 73

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2 Monate später...

"Weißt du was? Vielleicht sollten wir uns einfach trennen." fuhr ich Mario an. "Ja. Vielleicht sollten wir das." fauchte er zurück und verließ mit einem lauten knall die Wohnung. Was bildet der sich ein? Glaubt der ich bin sein Eigentum oder was? Ich und Mario haben uns gestritten. Und zwar richtig. Seit einer Woche reden wir nichts mehr miteinander und wenn, schreien wir uns nur an. Und warum das alles? Wegen meiner beschissenen Krankheit. Der Arzt meinte das es in London ein Krankenhaus gibt die eine spezielle Therapie für MS kranke anbieten und ich mir überlegen sollte ob ich das machen will. Ich habe mich allerdings gegen dieses Krankenhaus, indem ich dann ein Jahr diese Therapie machen müsste, entschieden. Da ich der Meinung bin, das es ohnehin nichts hilft und ich mein Leben nicht unnötig verschwenden will.

Mario sieht das allerdings ganz anders. Er will das ich das mache und meint, wir könnten eine Fernbeziehung führen. Dabei weiß er genau das soetwas nicht funktioniert. Vor 4 Wochen hatte ich einen Schub und mir geht es einfach richtig dreckig. Seit ca. 3 wochen dann auch noch diese Streiterei mit Mario. Ich bin am Ende meiner Kräfte und wirklich am überlegen ob es nicht besser ist, mich von ihm zu trennen und wirklich in diese Therapie zu gehen.

"Habt ihr euch schon wieder gezofft?" fragte Fabi genervt als er das Wohnzimmer betrat. "Mhm." machte ich nur und verschwand im Schlafzimmer. Fabi hat ja keine Ahnung warum wir uns streiten. Keiner weiß von meiner Krankheit. Nur Mario. Ich legte mich ins Bett und schlief sofort ein.

Als ich wieder aufwachte, tat mir einfach nur alles weh. Meine Arme und Beine fühlten sich an wie Steine. Ich lief in die Küche um mir eine Flasche Wasser zu holen. Wie konnte es anders sein? Mario lehnte am Thresen und starrte in den Boden. "Wie war das Traning?" fragte ich höflicherweise. "Beschissen." antwortete er, ohne seinen Blick zu heben. Ich stöhnte genervt auf. "Hör zu. Vielleicht sollte ich wirklich nach London gehen. Dann hast du deinen Willen.." Jetzt schaute er mich fragend an. "Aber dann hast du keine Freundin mehr." vollendete ich meinen Satz. Genervt rollte er seine Augen. "Du willst dich doch ohnehin trennen. Was soll ich dazu noch sagen Jill?" - "Du bist doch derjenige, der mich für ein Jahr nach London schicken will." - "Ja. Will ich. Und zwar damit es dir besser geht." - "Damit es mir besser geht? Falls du das noch nicht mitbekommen hast, ist MS eine unheilbare Krankheit und auch diese noch komplett unerforschte Therapie, wird den Prozess nur verzögern, nicht stoppen Mario." - "Aber hier wird dir überhaupt nicht geholfen. Nichts hier tut dir in irgendeiner Weise gut." - "Nichts tut mir gut? DU tust mit gut Mario. Du bist derjenige der mir die Kraft für dieses scheiß Leben gibt. Und ausgerechnet von Dir soll ich weggehen. Ich frage mich wirklich ob du das Wort Liebe jemals verstanden hast." sagte ich mit Tränen in den Augen und verließ den Raum.

Irgendwann kam er mir hinterher. Ich saß in mein Handy vertieft auf dem Bett, indem ich zurzeit 22 Stunden am Tag verbringe. "Jill, du hast dich so verändert. Du bist nicht mehr das Mädchen in das ich mich vor einem Jahr verliebt habe." Dieser Satz gab mir den restlichen Kick, Tränen ins freie zu lassen. "Es tut mir leid das innerhalb von einem Jahr mein Vater gestorben ist, ich mein eigenes Kind verlieren musste und dann auch noch an MS erkanke. Wirklich, tut mir leid das diese Tatsachen Spuren in mir hinterlassen haben." Er antwortete nichts mehr.

Ich quälte mich aus dem Bett und lief ins Ankleidezimmer. Dort holte ich meinen Koffer hervor und begann ihn zu packen. Was hält mich denn hier noch? Mario? Nein. Ich schlüpfte schnell in eine Jeans und einen grauen Hoodie. Mit gepacktem Koffer trat ich ins Wohnzimmer. "W-Was machst du da?" fragte Fabi der aus der Küche kam. "Ich werde zu Marco fahren. Tut mir Leid das ihr euch die Streiterei in letzter Zeit mit anhören musstet." erklärte ich, immernoch mut Tränen in den Augen. "A-Aber du kannst doch nic-" ich unterbrach ihn. "Doch Fabi, kann ich." - "Okay. Deine Entscheidung. Aber melde dich wieder bitte." meinte er und half mir mit meinem Koffer. "Ich versteh nur nicht warum ihr euch die ganze Zeit streitet." murmelte er, was sich eher wie ein Satz zu sich selbst anhörte. "MS, Fabi. Ich habe MS." sagte ich und lief dann die Treppenstufen hinunter. Ich konnte mir vorstellen wie er jetzt, angewurzelt an der Tür steht und keinen Plan mehr hat was er machen soll. Ich setzte meinen Weg jedoch fort und kontaktierte ein Taxi das mich nach Dortmund brachte.

"Was machst du denn hier?" sagte Marco geschockt als ich vor seiner Haustüre stand. "Kann ich reinkommen?" schniefte ich. "K-Klar." stotterte er und trat einen Schritt zur Seite. Meinen Koffer stellte ich im Eingangsbereich ab und lief weiter in sein Wohnzimmer wo ich mich ersteinmal auf die Couch fallen ließ und meine Stirnseiten ein wenig massierte da ich fürchterliche Kopfschmerzen hatte.

"Was ist los mit dir? Du siehst aus wie von einem Lkw erfahren." meinte Marco total einfühlsam. "So fühle ich mich auch." antwortete ich. Er setzte sich neben mich und blickte mich fragend an. "Marco hör zu. Bitte sei jetzt nicht sauer aber, ich habe MS." - "Was?! Das war ein Scherz oder?" lachte er. Mein Blick, ließ allerdings auch seinen sanfter werden. "D-Das war keiner?" fragte er vorsichtig. Ich schüttelte meinen Kopf. "A-Aber wie? Seit wann? Hä?" - "Ich erklär dir alles. Ich weiß es schon einige Zeit aber ich und Mario wollten es niemandem sagen weil ich keinen Bock hatte von allen nur noch mit Seidenhandschuhen angefasst zu werden. Also haben wir es geheimgehalten und die Krankenhausbesuche mit irgendwelchen Ausflügen getarnt. Mein Arzt meinte dann das es in London eine Therapie gäbe und ich dort für ein Jahr hin müsste. Ich hab mich aber gegen das alles entschieden und seit dem streite ich mit Mario ausschließlich nur noch. Er meint ich soll dahin um gesund zu werden, obwohl wir beide wissen das das keine Chance auf Heilung ist, sondern lediglich eine Verzögerung meiner Krankheit. Er glaubt wir könnten eine Fernbeziehung führen aber das will ich nicht." Marco hörte mir aufmerksam zu und musste das alles erst nocheinmal durchdenken. "Und deshalb bist du bei ihm ausgezogen? Er meint es doch nur gut." fragte er verwirrt. "Er meint es gut? Er will das ich ihn für ein Jahr verlasse, Marco. Für ein Jahr. Er hat gesagt, hier wäre ohnehin nichts das mir hilft oder das mir gut tut. Er merkt nicht einmal das er es ist der mir gut tut. Das er es ist, warum ich dieses Leben überhaupt noch lebe." - "Du weißt schon das das alles gerade ein bisschen viel ist für mein kleines Gehirn." lachte er. Sein Satz trieb auch mir ein Lächeln ins Gesicht. "Tut mir Leid. Du bist der einzige zu dem ich gerade Kontakt will." - "Kein Problem. Von mir aus bleibst du für immer. Weiß er wo du bist?" Ich schüttelte den Kopf und meinte das es nur Fabi weiß, aber der es sicherlich weitererzählt.

"A-Aber du willst dich jetzt nicht wirklich endgültig von Mario trennen, oder?" Ich atmete nachdenklich aus. "Ich weiß es nicht. Ich hab ihm gesagt, wenn ich diese Therapie mache, hat er seinen Kopf durchgesetzt aber dann hat er.. naja dann hat er keine Freundin mehr." - "Ich kann mir das bei Mario so gar nicht vorstellen. Weißt du wie sehr er dich liebt. Wenn wir ohne dich was gemacht haben, hat er andauernd nur von dir geredet und ununterbrochen auf sein Handy gestarrt." Wieder trieben mir die Tränen in die Augen. "Aber was soll ich davon halten, dass er will das ich für ein Jahr nach London gehe. Sowohl er als auch ich wissen, das es nicht funktioniert. Marco er ist Fußballer und keiner kann sagen, dass er nicht jede Frau haben könnte die er will." - "Du bist aber die, die er will." - "Was beweist mir, das das in der Zeit in der ich weg wäre genau so bleibt?" Er sagte nichts mehr. "Siehst du? Außerdem findet er ohnehin das ich mich ja soo verändert habe und nicht mehr die bin in die er sich verliebt hat." - "Natürlich hast du dich verändert aber das hat ja auch Gründe." - "Genau das habe ich ihm auch gesagt. Er hat allerdings nichts mehr geantwortet." - "Vieleicht, weil ihm das mit eurem Kind immernoch hinterherhängt? Glaubst du ihm ist das scheiß egal? Für Mario gibt es nichts wichtigeres als seine Familie. Er hat auch sein Fleisch und Blut verloren und war schon einmal kurz davor auch noch dich zu verlieren." - "Das heißt ich soll mir meine Haare wieder rot färben und so ein Chaosleben führen wie ich es davor gemacht habe? Das bin ich nicht Marco. Das war doch alles nur Selbstschutz wegen meinen Eltern und weil ich nie eine Familie hatte. Wenn er glaubt, das ich das bin, und mich so nicht will wie ich jetzt bin, hat er sich in die Falsche verliebt."

"Aber ihr liebt euch doch immernoch. Ihr habt euch ein Jahr lang Beziehung geliebt und wart unzertrennlich. Und jetzt, weil du MS hast, fällt euch ein das das alles gar nicht passt und du glaubst ernsthaft Mario will dich loshaben? Sry Jill aber so einen dummen Gedanken.." Marco spricht eben immer die Wahrheit, die er sich denkt. "Was soll ich denn machen? Nach London gehen und diese scheiß Therapie über mich ergehen lassen obwohl jeder weiß das es nichts bringt und nach einem Jahr wiederkommen und erfahren das er eine neue hat? Ich weiß das ist unfair was ich ihm unterstelle und blablabla.. aber ich unterstelle ihm nichts. Ich könnte es sogar verstehen. Keine kann verlangen das er ein Jahr auf mich wartet nur um dann wieder mit einer kranken Frau weiterzuleben." - "Irgendwie hast du ja recht. Aber was ist so schlimm daran dir Therapie einfach nicht zu machen?" - "Schlimm daran ist, das Mario das nicht in seinen Kopf kriegt. Er glaubt ich muss alles probieren was mir in geringster Weise helfen kann. Aber das es eigentlich nur er ist der mir hilft, damit es mir besser geht versteht er nicht." - "Ich werd irgendwann, wenn sich die Situation beruhigt hat, mit ihm reden. Und solange bleibst du bei mir." - "Danke Marco." sagte ich und zog ihn in eine Umarmung.

When it's you and me... (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt