Kapitel 48

1.4K 51 3
                                    

Jill's Sicht:

3 Tage sind jetzt schon vergangen. Immernoch liege ich im gleichen Krankenhaus. Im gleichen Zimmer. Im gleichen Bett. Mario habe ich seit der Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich wollte das nicht. Genau so wenig habe ich Kontakt zu Marco, Emy oder Alex. Ich will und kann niemandem in die Augen sehen oder körperliche Nähe spüren. Ich sprach kein Wort mehr. Nicht mal der Arzt oder die Krankenschwestern brachten ein Wort, außer Ja und Nein aus mir heraus. Heute werde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich hab nur noch leichte Kopfschmerzen und auf meine Rippe muss ich aufpassen, sagt der Arzt. Der hat doch keine Ahnung. 'nur noch' Keiner weiß wie es in mir drin aussieht. Die müssen ja nicht mit dem Gedanken leben, das ihr eigenes Kind tot ist. Das einzige was die machen ist so einen behinderten Psychaiater schicken, aber auch mit dem hab ich kein Wort gewechselt. Was wäre wenn Mario nicht auf den Ball gedroschen hätte. Vielleicht hätte er sich über unser Kind gefreut. Vielleicht könnten wir in ein paar Monaten eine glückliche Familie haben. Tief in mir drin weiß ich das er nichts dafür konnte, aber er hat es getan und das kann ich ihm nicht verzeihen.

Ich wurde noch ein letztes Mal durchgecheckt und der Arzt bestätigte mir das ich aus dem Krankenhaus entlassen werde. Ich packte langsam meine Tasche zusammen. Wo sollte ich jetzt überhaupt hin? Nach Hause. Zu Mario. Bestimmt nicht. Schweren Herzens schrieb ich Alex eine SMS.

Jill: Werd heute aus dem Krankenhaus entlassen, kannst du mich in 10 Minuten abholen?

Ich packte weiter meine Sachen und hörte kurz darauf schon mein Handy vibrieren.

Alex: Mach ich :)

Den grinsenden Smiley könnte er sich sparen. Pünktlich stand ich am Ein/Ausgang des Krankenhauses und sah Alex schon mit seinem Auto anfahren. Er stieg aus und kam auf mich zu. Ich bemerkte das er nicht wusste wie er sich verhalten soll. "Hey" meinte er dann. "Kann ich mit zu dir?" - "Ja natürlich" antwortete er. Er stellte meine Tasche auf den Rücksitz und ich stieg vorsichtig ins Auto da meine gebrochene Rippe noch nicht alles mitspielte. Auf der Fahrt redeten wir wieder kein Wort. Ich starrte einfach nur aus dem Fenster und wartete bis wir an meinem alten zu Hause ankamen. Er hielt seinen Wagen an und kam ums Auto während ich die Tür der Beifahrerseite öffnete. Vorsichtig wollte er mir beim Aussteigen helfen doch ich drückte ihn von mir weg. Ich weiß selbst nicht warum, aber sobald jemand mich anfasst oder ich körperliche wärme spüre, bricht in mir drin alles zusammen. Jede Berührung fühlt sich an, als würde jemand einen schweren Stein auf mich werfen. Ich stieg also aus dem Auto und ging hinter Alex in's Haus. Er sperrte auf, ich atmete tief durch und lief weiter. "Alex?" hörte ich Miri's Stimme. Sie kam um die Ecke mit der kleinen auf dem Arm. Der Anblick gab mir wirklich den Rest. Ich dachte schlimmer kann es nicht mehr werden aber bääm.. es kann. Wie im Tunnelblick starrte ich auf die Kleine und kurz danach stiegen mir schon Tränen in die Augen. So schnell es ging verschwand ich in meinem alten Zimmer. Ich setzte mich einfach auf's Bett und weinte wie so oft in den letzten Tagen.

Alex's Sicht:

"Verdammt! Ich hätte es wissen müssen, die kleine, es bricht ihr das Herz" schimpfte ich mit mir selbst nachdem ich gemeinsam mit Jill das Haus betreten habe. "Du kannst da doch jetzt nichts dafür!" redete mir Miri zu. "Trotzdem, was soll ich denn machen, sie ist meine Schwester, sie hat doch niemanden ausser mich" meinte ich nachdem wir uns gemeinsam auf die Couch gesetzt hatten. Ich begrüßte dann erst kurz meine Kleine und danach spielte sie auf dem Boden. "Was hättest du denn machen sollen, zu Mario will sie bestimmt nicht" sagte Miri. "Ich weiß, aber das hier, ist auch nicht der perfekteste Ort für jemanden der gerade sein Kind verloren hat" - "Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlecht?" - "Meinst du..?" - "Wenn wir versuchen, ihr das Gefühl zu geben das sie nicht alleine ist, dass wir immer für sie da sind, geht's ihr vielleicht irgendwann besser" - "Wir MÜSSEN es versuchen" - "Was machst du mit Mario?" wollte sie dann wissen. "Ich weiß es nicht, ich hab nichts mehr von ihm gehört, ich glaube er gibt sich immer noch die Schuld an allem" - "Ruf ihn an!" nickte mir Miri zu und verschwand im Kinderzimmer. Gesagt, getan. Kurz darauf rief ich Mario an. Er ging sofort ran und fragte ganz aufgeregt und gespannt ob ich was von Jill gehört habe, da sie ihn ja nicht an sich ranlässt. Ich erklärte ihm dann das sie mit mir genau so wenig redet, aber jetzt erst mal bei uns zu Hause ist und er vorbei kommen soll. 

Mario's Sicht:

Seit 3 Tagen hab ich nichts mehr von Jill gehört. Jeden Tag war ich im Krankenhus, doch ich durfte nicht zu ihr. Zuerst dachte ich wegen ihrer Gesundheit, aber als ich gehört habe, das sie das ganz einfach nicht will, zerriss mir das mein Herz. Die Liebe meins Lebens will mich nicht mehr sehen. Dazu kommt auch noch der Schmerz, dass ich Vater geworden wäre. Es tut einfach so unglaublich weh. Dennoch habe ich versprochen das ich uns nicht aufgebe.

Ich wollte eigentlich grade ins Training als Alex mich anrief. Total gespannt nahm ich an aber ab dem Punkt, als er sagte das sie mit ihm auch nicht redet, hörte ich fasst nicht mehr zu. jetzt erst mal bei uns zu Hause.... war das jetzt sein Ernst. Sie war bei ihm und Miri zu Hause. Sie war also schon aus dem Krankenhaus entlassen und wollte nicht zu mir. Dieser Gedanke versetzte mir wieder einen Stich ins Herz. Sie will mich nicht mehr sehen, geschweigedenn mit mir reden. Alex bat mich das ich vorbei komme. Ich entschuldigte mich kurz beim Training und Pep verstand es zum Glück. 20 Minuten später stand ich vor der Haustür welche mir Alex öffnete. "Hey" begrüßte er mich und ich gab das gleiche zurück. "Setz dich" meinte er und ich setzte mich auf die Couch. "Wo ist sie?" fragte ich nachdem er mit zwei Gläsern und Wasser wiedergekommen war. "Sie sitzt in ihrem Zimmer, hat abgesperrt und man hört sie nur immer wieder aufschluchzen" erklärte er mir bedrückt. "Warum redet sie nicht mit uns? Ich meine das sie nicht mit MIR redet verstehe ich aber zumindestens mit dir oder mit Marco" - "Mario, ich weiß es nicht. Aber ich will nur das du eins weißt, ich gebe dir nicht die Schuld an dem, es war ein Unfall und das weißt du auch" - "Irgendwo weiß ich das ja, aber verstehst du, hätte ich den verfickten Ball nicht geschossen wäre das alles nicht passiert" - "Das ist totaler quatsch, außerdem sollte sich Jill an der eigenen Nase packen, sie hätte dir schon viel früher sagen sollen das sie Schwanger war" - "Mhm" murmelte ich nur. "Soll ich versuchen, mit ihr zu reden?" fragte ich Alex nach einer Weile Stillschweigen. "Sry, das soll jetzt ja nicht böse klingen, aber ich glaube nicht das das so eine gute Idee ist" - "Okay" nuschelte ich wieder. "Mario, gib ihr die Zeit, glaub mir ich bin so gut es geht für sie da" - "Das weiß ich doch, und ja natürlich gebe ich ihr die, aber du weißt gar nicht wie sehr mein Herz blutet, wenn ich ohne sie einschlafen, und ohne sie wieder aufwachen muss. Und glaubst du, mir tut das mit unserem Kind nicht weh?" sagte ich und meine Stimme stockte leicht da ich mir Tränen verdrücken musste. "Ich würde lügen wenn ich sagen würde, ich weiß wie's dir geht, aber ich kann nur versuchen euch so gut es geht zu unterstützen, ich ruf dich jeden Tag an und sag dir was los ist. Versprochen" sagte Alex. Ich war echt froh das es ihn gab. Er weiß genau wie Jill tickt und hat in jedem  Moment die passenden Worte parat. "Danke Alex, dann geh ich jetzt mal wieder" sagte ich und verabschiedete mich. Es tat weh, das Haus wieder zu verlassen, ohne ihr Gesicht gesehen zu haben oder ihre Stimme gehört zu haben...

When it's you and me... (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt