Kapitel 9

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Im Tierreich gibt es drei Arten von Beziehungen. Die erste ist Kommensalismus. Ein Beispiel; Fische verstecken sich in Korallenriffen. Fische profitieren davon, das Leben der Korallen ändert sich nicht. Dann gibt es noch Mutualismus. Eine Beziehung, in der beide Tiere voneinander profitieren. Doch das verzwickte bei den Tieren ist, dass es nie so eindeutig ist, um welche Art von Beziehung es sich handelt. Und das bringt mich zu Beziehungsart Nummer drei; dem Parasitismus.

Vie pov
„Entschuldige, wo wohnst du jetzt nochmal?", fragte Kie schon zum fünften Mal. „Tannyhill.", gab John B wieder die gleiche Antwort. Bei seinem Sturz gestern, hatte er sich glücklicherweise nur sein Handgelenk gebrochen, und Mr. Cameron war dann so frei, ihn bei sich aufzunehmen. Deshalb wohnte unser Pogue-Anführer jetzt bei der Kooks-Königs-Familie. Wir saßen schon eine gefühlte Ewigkeit im Wreck und fragten John aus. „Du wohnt also tatsächlich bei Sarah Cameron.", stellte Kiara frustriert fest. „Der einzige Grund warum ich dort wohne ist, weil ihr Dad mir geholfen hat, klar? Und es ist viel besser als eine Pflegefamilie, bei der ich ohne Ward's Hilfe sicher gelandet wär." „Heißt das du bist jetzt automatisch Mitglied in allen Clubs?", fragte Pope interessiert, worüber ich nur lachen konnte. „Nein, Pope." „Und diese Golfcarts, mit denen die überall rumgurken, kriegst du auch eins?", stellte JJ eine Frage. John B hatten sich an unseren Tisch gesetzt, wobei ich auf JJ Schoß saß, während Kie uns bediente. „Kriegt man die zu einem Pullunder dazu oder muss man die selbst kaufen?", fragte ich belustigt. „Du hast es mir geschworen, dass du nicht mit ihr zusammen bist." Dass die beiden zusammen sind, konnte man gestern ja auch nur schwer übersehen. „Gib's zu, sie hat dich am Haken.", nahm JJ einen Schluck von seinem Getränk. „Wenn du mit ihr abhängen willst, von mir aus. Aber das du's schon mal weißt, ich werd auf keinen Fall etwas mit Sarah unternehmen.", stellte Kiara klar. „Ist sie denn gerade hier? Nein, also, es wäre besser wenn ihr euch konzentriert. Wir haben die Karte, oder?" „Ja, der Typ muss bekifft gewesen sein, als er das gezeichnet hat.", betrachtete JJ die Karte. „Die Küstenlinie hat sich verändert.", bemerkte Kie. „Wir brauchen Orientierungspunkte die sich nicht verändert haben.", erklärte Pope, während ich an meinem Getränk schlürfte. „Alte Festungsanlagen?" „Battery Jasper.", ergänze die Braunhaarige unseren Anführer.

Somit hatten wir uns mit unserm VW Bus auf den Weg gemacht, und waren wenige Zeit später schon bei den wenigen Mauer Überresten angekommen. „Die Festung ist genau hier. Und wenn das hier, das Flurstück 9 ist, muss sie nordöstlich von hier sein.", zeigte Pope auf der Karte herum. Erst jetzt bemerkte ich wie schrecklich Kie's Hose aussah. Gelbe, Jogginghosen-Artige Kleidung war eben nicht so meins. Stattdessen trug ich lieber Hotpants und einen Bikini darunter. „Das da gehört doch gar nicht zu Tannyhill. Ist 'ne Wohngegend.", riss JJ mich aus meinen Gedanken. „Die Tannyhill Plantage erstreckte sich früher über die ganze Insel, und wurde nach und nach Stückweise verkauft.", klärt John B uns auf. „Wir müssen eine alte Steinmauer finden.", meinte Pope. „Und ich denke, ich weiß wo sie ist.", sprang ich von dem Stein und stieg mit den Anderen zurück in den Van.

„Gleich müsste sich die Straße gabeln. Fahr nach links.", sagte ich John den Weg an. „Das sieht wie 'ne Steinmauer aus.", bemerkte JJ. „Woher kennst du die Mauer?", fragte Kie mich bevor wir ausstiegen. „Ich hab hier früher mit Drogen gedielt." „Du hast mit Drogen gedielt?", stellte Pope verwundert eine Frage. „Wie denkst du, bin ich, vor dem Job im Heyward's, an Geld gekommen?" Pope zuckte nur mit den Schultern, ehe wir ausstiegen und uns umsahen. „Doch nicht das Crain-Haus.", jammerte John B. „Soll das ein Witz sein?", meckerte Kie. „Wir stecken in der Scheiße.", merkte JJ an. „Ich glaub es einfach nicht. Wieso ausgerechnet hier?", fragte Pope. „Ich hab gehört, Mrs. Crain hat den Kopf ihres Mannes, auf den Grundstück vergraben." „Halt deine Klappe, JJ.", mahnte ich ihn belustigt und kletterte über die Mauer.

„Also, ihr wisst, wem das Haus gehört, richtig?", wich Kie einer Pflanze aus. In diesem Garten wächst ein halber Dschungel. „Oh, ja. Ich weiß es.", gab JJ zurück. „Ehrlich gesagt glaub ich diese ganzen Geschichten nicht.", sagte John B unbeeindruckt, „Was denkst du, Vie?" „Ich war früher oft hier. Mrs. Cain ist blind, das ist alles was ich weiß. Sie hat sogar mal Drogen von mir gekauft, aber mehr Kontakt hatte ich nicht zu ihr. Was hast du für Geschichten gehört, Kie?" „Dass sie ihren Mann mit einer Axt umgebracht hat und seitdem das Haus nicht mehr verlässt. Und dass man sie in bestimmten Nächten, bei Vollmond, am Fenster stehen sieht. Woaaaaa...", fuchtelte Kiara in Pope's Gesicht herum. „Nein, Kie. Das ist nicht witzig, weil das alles wahr ist. Ich schwöre euch, es ist alles wahr. Ich kenne Hollis. Scheiße!", erschreckte sich JJ wegen einer Statue. Dieser Garten war furchtbar, überall Sträucher oder Steinstatuen. „Warte, du kennst Hollis Crain?", fragte Pope leicht gestresst, „Woher kennst du die denn?" „Sie war meine Babysitterin. Sie hat mir alles erzählt, die ganze Wahrheit. Über ihre Mutter, was in dem Haus passiert ist. Als Kind hat sie die ganzen Geschichten gehört, dass ihre Mutter ihren Vater umgebracht hat. Dass sie eine Mörderin wäre. Hollis hat das nicht geglaubt. Bis zu dieser Nacht. In der sie sich erinnert hat. Als Hollis sechs Jahre alt war, hat sie gehört wie sich ihre Eltern unten gestritten haben. Also ging sie runter und sah, wir sich ihre Mutter die Hände im Waschbecken wusch. Das voller Blut war. Sie erzählte, sie hätte sich in den Finger geschnitten. Am nächsten Tag bekam Hollis zu hören, dass ihre Eltern sich getrennt haben, aber dann ist ihr etwas aufgefallen; die Mutter ging ins Wohnzimmer, ständig. Rein und raus, rein und raus. Mit Plastiksäcken. Es vergingen Wochen, und dann ging Hollis im Garten auf's Plumpsklo. Und als sie drauf saß, sah sie runter und dort unten, in der ganzen Scheiße, sieht sie den Kopf ihres Vaters und er sieht ihr direkt in die Augen.", dramatisierte JJ seine Rede. Er sollte Schauspieler werden, so dramatisch wie er sein kann. „Was erzählst du da für 'ne Scheiße?!" „John B, ich schwör bei Gott, Mann." „Hat sie die Polizei gerufen?", fragte Pope nun. Ich hatte genug von dem Mist, deshalb sah ich mich weiter im Garten um. „Nein, sie hatte keine Zeit. Warte! Warte! Bleib hier!", zog JJ mich an meiner Hüfte zu sich zurück. „Was?", fragte ich verwirrt. „Willst du das echt durchzuziehen? Sie ist eine Axtmörderin und du, John B, hast einen gebrochenen Arm." „Ist mir egal ob sie eine Axtmörderin ist, okay? Wir haben nichts zu verlieren, oder? Also, kommt ihr jetzt mit?", schnitt John B mir das Wort ab. „Na los.", nahm ich JJ's Hand und zog ihn hinter mir her. „Hier ist der Plan: Wir müssen nach dem Weizen in der Nähe des Wasser's suchen. So steht's in dem Brief.", erklärte John mit geduckter Haltung. „Schon klar, aber welche Art von Wasser? Teichwasser? Oder-." „Bong-Wasser.", warf JJ belustigt ein, wodurch er verstörte Blicke von Kie und Pope kassierte, während ich mir eine Hand vor den Mund schlug um nicht loszulachen. „So genau stand es da nicht. Sucht nach Wasser, okay?", ignorierte John B den dummen Kommentar. „Das ist die idiotischste
Geheimnachricht die es gibt.", drängelte Kie sich an Pope vorbei. „Kie, was meckerst du hier so rum? Keiner hat gesagt, dass es leicht wird.", folgte ihr John. „Ich suche im Nordost-Quadranten und ihr im Nordwest-Quadranten.", befahl Pope. „Das ist der Enthauptungs-Quadr-.", schnitt ich JJ das Wort ab, indem ich ihn in die andere Richtung zog. „Ich find es nicht okay, dass du auch hier bist...", meinte JJ nach einiger Zeit, welche wir mit suchen verbracht hatten. „Was meinst du?" „Ich will nicht, dass du von einer Axtmörderin ermordet wirst.", klärte mich JJ auf, weshalb ich stehen blieb und mich zu ihm drehte. „Ich finde es ja echt süß, wenn du dir Sorgen machst, aber ich werde nicht ermordet.", legte ich meine Hände an seine Brust, welche er darauf in seine nahm. „Ich mein's ernst.", hauchte er gegen meine Lippen, bevor ich sie auf die seinigen legte. Wieder einmal entfachten die ganzen Gefühle, wodurch ich automatisch in den Kuss lächeln musste. „Hey, hört auf mit rum machen und seht euch das an. Das ist der einzige Ort, an dem wir noch nicht gesucht haben.", unterbrach uns John B, weswegen ich mich widerwillig von JJ lösen musste. „Los geht's.", meinte John noch, bevor er durch eine kleine Holztür in eine Art Keller stieg. Wir folgten ihm mit geduckter Haltung, da wir nicht den Platz hatten, um aufrecht zu stehen. In diesem Keller lag jede Art von Schrott herum, die man sich nur vorstellen konnte. Von alten Stühle, ein altes Sofa, über verrostete Gitterstäbe, bis hin zu unnützen Holzbrettern, welche am Boden verteilt waren. „Mrs. Crain kam runter und hat uns massakriert. Dann kam die Sonne raus und trocknete das Blut." „Alter! Lass es!", unterbracht John B, JJ's wundervollen Gesang. Wir waren in dem Bereich des Keller's angelangt, in welchem wir ohne Probleme stehen konnten, dadurch konnten wir uns besser umsehen. „Sieht einer von euch Wasser?", fragte Kie flüsternd. „Schon wieder eine Sackgasse.", stellte sie enttäuscht fest. „Nicht mal in den Rohren ist Wasser.", berichtete JJ, als er über die Rohre strich. „Hier gibt's kein Wasser.", seufzte Pope. „Keinen Tropfen.", stimmte ich ihm zu. „Wisst ihr, warum wir nichts finden? Schlechtes Karma.", erklärte Kie unsere Niederlage. „Jetzt geht das wieder los.", meckerte John B, ehe Kiara weiter sprach. „Es lief alles gut für uns. Doch du musstest unbedingt Barbie an Bord bringen, und jetzt verlieren wir die Spur. Zufall? Eher nicht." „Und wegen sowas wollte ich dir nicht von Sarah erzählen. Was hast du für ein Problem mit Sarah?" „Gar keins." „Gar keins? Liegt es daran, dass ich dich geküsst habe?", fragt John provozierend, woraufhin er eine Backpfeife von Kiara bekam. Automatisch schlug ich mir meine Hand vor den Mund, um nicht laut los zu Lachen. „Hör auf mich so zu behandeln, als wär ich irgendeine Tussi, die völlig besessen von dir ist und nicht deine beste Freundin, die versucht auf dich aufzupassen." „Hast du mich geschlagen?" „Da war 'ne Mücke.", deutete Kie auf das zerquetschte Insekt in ihrer Hand. „Eine Mücke." „Ja, siehst du sie." „Ja.", mit diesen Worten bekam Kie einen, wahrscheinlich nicht allzu festen, Schlag von John B ab. „Hey, hört auf. Das geht zu weit.", versuchte JJ deren seltsame Konversation/Kampf zu beenden. „Zeig den Beweis.", forderte Kie, worauf John B seine Hand hob, auf welcher eine tote Mücke klebte. Während John und Kiara sich weiter stritten bzw. weiter Mücken aufeinander zerschlugen, sahen wir uns weiter um. „Wie kommt es, dass so viele Mücken in einem Keller sind?", fragte Pope eher sich selbst als uns. „Echt, Mann. Lasst mich in Ruhe ihr kleinen Blutsauger.", beschwerte sich JJ. Ich beobachtete Pope, welcher auf ein paar Holzdielen gestiegen ist und nun darauf herum trampelte. „Ich hab hier Mrs. Crain's Voodoopuppe gefunden.", meinte JJ, wobei ich nur mit den Augen rollte. Plötzlich begann Pope die ganzen losen Holzbretter weg zu legen, wir halfen ihm dabei und zum Vorschein kam ein sehr tiefer Brunnen. „Seht mal was da ist." „Ich fass' es nicht.", staunte John B. „Die haben das Haus direkt da drüber gebaut.", sagte Kiara und starrte, wie wir anderen auch, in den Brunnen hinab. „Da hat sie die Leiche rein geworfen.", stellte JJ eine neue Theorie auf, worüber die Anderen weniger begeistert waren. „Komm schon, hör auf." „Ich mein's ernst. Es war gar nicht das Plumpsklo." „Leute...", fing Pope an und blickte durch die Runde, „Wir haben das Wasser gefunden." „Wir werden ein richtig langes Seil brauchen.", stellte ich fest und klopfte Pope stolz auf die Schulter, schließlich hatte er das Wasser gefunden.

Soulmate || Outer Banks || JJ ffWhere stories live. Discover now