66| Wie ein nie endendes Buch

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

,,Das wäre unfair dir gegenüber" Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht hier sitzen und einem Mädchen, die Gefühle für mich hat, von einem anderen Mädchen erzählen..

,,Ich bestehe darauf. Ich weiß, dass es mich verletzen wird aber ich will es einfach wissen.. Ich will einfach wissen, was sie getan hat um das zu schaffen.. Ich will wissen, was in deinem Kopf vorgeht.." Ihre Hand legte sie wieder auf meinem Bein ab und sah mich mit leeren Augen an.

Ich atmete tief ein und seufzte laut auf

,,Uff, Leyla... wo soll ich bloß anfangen.
Du hast recht.. Sie ist hübsch.. Das dachte ich mir am aller ersten Tag, an dem ich sie sah.. Als sie neu in die Klasse kam und vorne stand und ihr Blick kurz an mir hängen blieb... Das war der letzte Tag, an dem ich dachte, dass sie hübsch sei. Danach dachte ich das nie wieder..

Und das ist das, was mir seit dem ersten Tag an zu schaffen machte. Ich sehe vor mir nicht mehr ein hübsches Mädchen, sondern so viel mehr. Am ersten Tag, fand ich ihre Haare schön. Einfach so wie sie sind, waren sie schön.

Jetzt, liebe ich es, wenn sie sich mit ihren Händen durch die Haare fährt und einige Strähnen so perfekt in ihr Gesicht fallen, als wären sie genau für diese Stelle bestimmt. Ich liebe es, wenn die Sonne auf ihre Haare strahlt und ihr Braunton, fast die selbe Farbe hat, wie ihre Haut.

Am ersten Tag hab' ich ihr in die Augen gesehen und fand, dass sie schöne Augen hatte. Jetzt ist es nicht mehr das, woran ich denke, wenn ich ihr in die Augen sehe.
Wenn ich ihr in die Augen sehe, sehe ich jede einzelne Abstufung der vorhandenen Grüntöne und bewundere sie als ein Kunstwerk der Natur. Ich bleibe immer hängen an den kleinen braunen Sprenkeln, die perfekt auf dem hellgrün platziert sind.
Ich liebe es, wie sie zur mitte hin gelblich wirken und wie ihre langen Wimpern sie so betonten. Ich liebe es, wenn sie die so zusammenkneift, wenn sie wütend ist.. Diese winzige Falte, die an ihrer Augenbraue entsteht.. sogar die...

Und .. Ufff.. ich liebe ihren Namen. Ich liebe es, wie er so schön über die Zunge gleitet, wenn man ihn sagt. Aliya.. Aliya.. Ich könnte ihn den ganzen Tag lang sagen

Am ersten Tag, fand' ich ihr Lächeln hübsch. Heute nicht mehr.
Wenn ich jetzt ihr Lächeln sehe... Ist es viel Mehr als nur hübsch. Sofort rutschen meine Augen auf ihre linke Wange und suchen hoffnungsvoll das kleine, süße Grübchen, was immer wieder auftaucht.
Ich sehe nicht mehr einfach nur ein hübsches Mädchen.."

Ich seufzte laut auf, weil ich mir bescheuert vor kam und einfach frustriert war, der Wahrheit gerade ins Auge zu blicken.
Verzweifelt fasste ich mir an den Kopf und stand von der Bank auf und führte meine Erzählung im stehen weiter, da ich vor lauter Aufregung nicht mehr sitzen konnte.

,,Ufff Leyla.. wenn du wüsstest was in ihrem Kopf alles vor sich geht. Du fragst sie eine Sache, egal was und es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder sie antwortet dir mit einem Wort, weil sie  einfach kein Bock auf dich hat oder sie öffnet sich dir, was so gut wie nie passiert, und spuckt all' ihre Gedanken aus... Diese Gedanken... Leyla diese Gedankengänge die sie macht.. Das ist das, was sie so wunderschön macht. Sie ist so klug.. Sie ist so unfassbar schlau, aber damit meine ich nicht gute Noten in der Schule. Die Art und Weise wie sie mit einem Gedanken umgehen kann, ist so beeindruckend. Für sie ist das Denken.. schon sowas wie eine Kunst. So fühlt es sich für mich zumindest an, wenn ich ihr zuhöre. Sie ist so unfassbar interessant.. Sie hat so viele Fassetten, so viele Schichten, so viel Tiefe.. Sie ist wie ein nie endendes Buch.
Sie sieht so süß und unschuldig aus aber Leyla vertrau mir wenn ich sage, sie ist gefährlich. Sie hat ein Mundwerk....
Oh mein Gott das willst du gar nicht erleben. Du willst niemals mit ihr diskutieren.. es hat keinen Sinn. Es macht einfach keinen Sinn. Sie hat ein Ego, damit könnten wir den rest der Welt versorgen. Und lass dich auf keinen Fall von ihrer Größe täuschen, sie hat den Mut eines Bären. Von ihrem gigantischen Stolz will ich gar nicht anfangen...
Aber sie ist sehr verschlossen.. sie ist unglaublich fest verschlossen und es ist beinahe unmöglich dieses Schloss zu öffnen und das ist das was mich so verrückt macht, denn ich habe es geschafft. Ich hab' dieses scheiß Schloss geknackt und sie hat sich mir geöffnet und ist aufgeblüht wie ein Schmetterling.
Das ist das, was mich so verrückt macht.
Kein anderer außer mir, sieht sie so, wie ich sie sehe. Keiner konnte so zu ihr durchdringen, wie ich es geschafft hatte..
Das ist etwas, was mich so unfassbar ärgert, aber worüber ich auch gleichzeitig so glücklich bin.
Jeder sieht dieses unfassbar schöne Mädchen. Jeder sieht ihre schönen Haare, ihre wunderschönen Augen, ihre perfekt geformten Lippen.. Aber nie wird jemals jemand das sehen können, was ich sehe. Nie wird jemals jemand diese pure Schönheit so erfahren können, wie ich es tun konnte und es macht mich verrückt, denn etwas in mir will, dass die ganze Welt davon erfährt und jeder einmal spüren kann, was ich spüre und sehen kann, was ich sehe.. Dass jeder einmal diese unfassbar tiefen Gedanken von ihr hört ... Dass jeder einmal ihr so trauriges Schicksal hört aber genauso inspiriert davon ist, wie sie durch die Welt hüpft, so dass niemals jemand etwas ahnen würde.
Die andere, viel größere Hälfte in mir will das alles für sich behalten... will sie für sich behalten.
Aber dann gibt es noch die hälfte von mir, die am liebsten ununterbrochen über sie reden würde... Dann gibt es noch eine Seite, die ganz genau weiß, dass mich niemand verstehen würde, gerade weil sie so eine riesen große Persönlichkeit mit so einer unfassbaren Tiefe ist, von der niemand was weiß ... außer ich.
Ufff Leyla Uff"

Ich lief aufgebracht hin und her und versuchte  irgendwie verständlich zu machen, was ich seit Monaten in mir trug. Ich sah in Leylas überfordertes Gesicht. Überfordert von den ganzen Informationen und von meinem Auftreten, was sie so nicht kannte. Zusammen mit einigen Tränen, schmückte ein leichtes Lächeln ihr Gesicht.

,,Das wird nicht leicht, sie zu bändigen", sagte sie lachend, zog die Nase hoch und wischte sich ihre Tränen weg.

,,Aber genau das ist es ja... ich will sie nicht bändigen.. Sie regt mich so auf ich könnte so ausrasten. Ich könnte jeden Tag etwas kaputt schlagen. Jeden Tag fasse ich mir wütend an den Kopf und bin immer kurz vorm explodieren wegen ihr. Sie fährt mir mit ihren Provokationen direkt unter die Haut und ich hab' das Gefühl, sie treibt mich noch in den Wahnsinn. Ganz am Anfang hatte ich schon fast Angst neben ihr, weil ihr Selbstbewusstsein so groß war, dass es einen schon fast einschüchterte. Sie ist so unberechenbar und sie macht mich jedes mal so aggressiv aber ich liebe es, wie sie das tut..." Lachend schüttelte ich ungläubig den Kopf und sah auf den Boden.

,,Eine Frage Enes", unterbrach sie mich und ich hockte mich vor ihr hin und legte meine Hände auf ihren Knien ab.
,,Was suchst du noch hier du Idiot ?"
,,Was?", kam es verwirrt aus mir heraus.
,,So sehr ich auch wünschte, dass ich an ihrer Stelle wäre... Das was sie mit dir angestellt hat Enes, das wird nie wieder jemand schaffen.. und du wärst der aller größte Vollidiot, wenn du sie dir entgehen lassen würdest.." Traurig lächelte sie mich an und ich bewunderte ihre Stärke für einen Moment...
Sie hatte Recht..

Wir standen beide auf und sie umarmte mich fest. Ich dachte, ihre Anwesenheit hätte mich umso mehr verwirrt... Doch dank ihr wurde mir klar, was wirklich in meinem Kopf so abging.
,,Danke", flüsterte ich leise in unsere Umarmung und platzierte einen sanften Kuss auf ihrer feuchten Wange. ,,Na los! Geh schon!"
Ihr gleichzeitiges Lachen und Weinen brach mir das Herz, doch sie hatte Recht, weswegen ich mich, nach dem ich sie noch einmal drückte, sofort wieder auf den Weg ins Café machte.

Ego vs. EgoUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum