32|Ich weiß nicht,ob wir uns hassen oder mögen.

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𝙻 𝙸 𝚈 𝙰

,,Hat er was gemacht? Hat der Hund dich angefasst?"
Ich schüttelte nur hastig mit dem Kopf, als wir vor seinem Auto standen.
,,Hey, was ist denn los?", wurde seine Stimme nun sanfter und er zog mich in eine Umarmung. Er war so groß, dass ich das Gefühl hatte verloren zu gehen in seinen Armen. Seine Finger führte er langsam zu meinem Kopf und streichelte durch meine Haare. Ich glaube er hatte bemerkt, dass ich wieder eine Panikattacke hatte. Normalerweise kann ich sie gut unterdrücken. Das ist mir diesmal wohl nicht so gut gelungen. Der kurze Moment in seinen Armen beruhigte mich sehr. Als er merkte, wie sich mein Atem wieder verlangsamte, neigte er den Kopf, um mich ansehen zu können.
,,Wollen wir einsteigen und du erzählst mir was passiert ist ? ... Danach darfst du auch die Musik auswählen und mich wieder grundlos schlagen .. ok?"

Mir stieß unkontrolliert ein wenig Luft aus der Nase, da ich über seine letzte Bemerkung fast lachen musste. Er bekam von mir ein leichtes Nicken und öffnete mir daraufhin die Beifahrertür.

Ich erzählte ihm vom Gespräch mit Caner und wurde dabei mehrmals durch eine Beleidigung von Enes, gerichtet an Caner, unterbrochen.

,,Und wer ist dieser Momo?", kam die Frage, die ich schon erwartet hatte. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. 

,,Also.. Momo und ich kennen uns seit der  7. Klasse. Wir waren beste Freunde. Wir haben alles zusammen gemacht.. waren wie Bruder und Schwester. Irgendwann hab ich immer mehr und mehr gemerkt wie er sich verändert hat. Er wurde immer eifersüchtig, wenn ich nur ganz normal mit einem anderen Jungen geredet hab'. Das hat harmlos angefangen.
Er hat immer mehr angefangen mich kontrollieren zu wollen. Er wollte immer wissen wohin ich gehe, mit wem ich bin. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Er wurde immer aggressiver und kranker. Wir haben uns jeden Tag gestritten. Ich hab unendlich mal versucht den Kontakt abzubrechen aber er wurde immer kranker. Er hat angefangen mich überall hin zu verfolgen. Jeden Tag tauchte er irgendwo unahnbar auf. Ich wurde jeden Tag gestalkt von ihm. Ich wusste nie wo er war aber ich wusste immer, dass er irgendwo da war und mich beobachtete. Er hat Leute angegriffen, mit denen ich geredet hab. Er ist aus dem Nichts von irgendwo rausgesprungen und hat mich so oft in der Öffentlichkeit angegriffen, weil ich mit einem Jungen geredet hab oder weil ihm meine Kleidung nicht gepasst hat oder weil ich ihn blockiert hatte, mal wieder. Ich hab sogar die Schule gewechselt aber er kam mir hinterher. Er hat angefangen fünf oder sechs oder mehr Stunden vor meiner Haustür zu warten, bis ich rauskommen würde. Er hat Nachts um 3 Uhr Steine an mein Fenster geworfen, nur damit ich weiß, dass er immer da ist. Er hat mich so oft in der Öffentlichkeit blamiert. Er hat zum Beispiel einmal mein Handy mitten im Unterricht quer durch den Klassenraum geworfen, weil ich ihm nicht sagen wollte mit wem ich schreibe. Er hat mir damit gedroht irgendwann mir unerwartet Säure ins Gesicht zu kippen, wenn ich nicht mit ihm zusammen komme. Er hat sich in meinem Kleiderschrank versteckt. Er hat rausgefunden mit welchen Menschen ich Kontakt hatte und diese Jungs hinter meinem Rücken aufgespürt und verprügelt. So oft hat er mich gegen meinem Willen berührt, in die Ecke gedrängt und mich überall angefasst. Ich könnte noch bis morgen hier sitzen und versuchen dir zu erklären, was für ein Teufel Momo ist, aber dieser Mensch ist unerklärlich und er ist krankhaft besessen von mir" Ich versuchte die ganze Zeit über einfach nicht in Tränen auszubrechen. Dieser Junge hat mir Jahrelang mein Leben zur Hölle gemacht und genau wo ich dachte, dass ich diesem Albtraum, diesem grauenvollen Psychoterror endgültig entkommen bin.. taucht er wieder auf.

,,Warum hast du es nie jemandem erzählt?", war Enes besorgt.
,,Er hat mich bedroht. Mit allem. Er hat mir gedroht meinen kleinen Bruder zu verprügeln. Er hat irgendwelche Mädchen dazu beauftragt heimlich Bilder von mir in der Mädchenumkleide zu machen und dann gedroht diese Bilder zu veröffentlichen. Er hat damit gedroht mir Säure ins Gesicht zu Kippen, damit mich niemand mehr attraktiv finden könnte. Auch wenn er nichts davon wirklich getan hat, würde ich es ihm zutrauen. Der Junge ist vollkommen gestört. Weißt du wie schlimm das ist, Jahrelang das Gefühl zu haben, dass jemand dich verfolgt ? Ich hatte einfach angst Enes", meine Stimme wurde immer zittriger und Enes legte seine Hand auf meine als er dies bemerkte ,,Du brauchst keine Angst mehr haben , ok? Solange ich bei dir bin kann er dir nichts antun. Damals wusste niemand davon. Jetzt hast du es mir erzählt und jetzt bist du nicht mehr alleine... Oder weißt du was ? Du gibst mir einfach die Adresse von diesem Hurensohn und ich fahr nach Berlin und-"
Ich schlug lachend gegen seinen Arm und unterbrach ihn damit. ,,Was? Ich meins ernst! Komm her!", sagte er, zog mich zu sich und legte seinen Arm um mich. ,,Wir sollten damit zur Polizei Aliya"
,,Enes nein! Du verstehst das nicht! Du darfst das bitte niemandem sagen"

,,Er wird dir nichts antun können, ok? Versprochen", versicherte er mir. Komischerweise beruhigte er mich mit dem, was er sagte.

,Versprochen' hallte in meinem Kopf. Ich hoffte so sehr, dass er es einhalten konnte.

,,Zieh mal deine Schuhe aus!",sagte er, als wäre es das normalste der Welt. Ich löste mich von seinem Arm und sah ihn verwirrt an.

,,Man, ich will keine Fußbilder von dir machen und verkaufen, keine Sorge. Zieh aus jetzt!", wiederholte er sich lachend. Ich zog verwirrt meine Schuhe aus und er lehnte sich rüber und griff meine Fußgelenke.

Mir fiel sein Armband auf. Es sah ziemlich wertvoll aus.

,,Ich zeig dir eine sehr gemütliche Position. Meine Schwestern streiten sich immer, wer bei mir im Auto vorne sitzen darf, damit sie so sitzen können" Er führte meine Füße auf seinen Schoß und ermöglichte mir somit eine gemütliche Position einzunehmen, die irgendwas zwischen Liegen und Sitzen war. ,,Und?", wartete er auf eine Bestätigung.

,,Ich könnte sofort einschlafen", war ich begeistert von einer einfachen Sitzposition.
,,So und jetzt gehen wir was essen. Deinen knurrenden Margen konnte heute die gesamte Klasse hören" Er wartete gar nicht auf eine Antwort von mir und fuhr schon los.

,,Ehm Enes", traute ich mich nach einigen Minuten wieder zu Wort. ,,Ja?"
Er war konzentriert auf die Straße.
,,Ich hab doch vorhin erzählt, dass ich angst hatte..."
,,Jaa?!", fragte er nochmal.
,,Das.. ehm..hab ich nie gesagt ok?"
,,Aliya, du bist unglaublich" Er brach in Gelächter aus. ,,Du bist immer noch cool, keine Sorge", sagte er Kopfschüttelnd und noch immer lachend. ,,Gut, wollte nur nochmal sicher gehen", fügte ich hinzu.

Beim Burgerladen angekommen, hatte ich erst gemerkt, was ich für einen riesen Hunger hatte. Ich muss sagen, dieser Burger war mehr als gut. Das saftige Fleisch harmonierte nahezu perfekt mit dem knusprigen Brötchen.
,,Ich hab' noch nie ein Mädchen gesehen, was so hemmungslos vor mir isst", staunte er.
,,Dann kanntest du echt komische Mädchen..", zuckte ich mit den Schultern.
,,Weißt du ..", ich pausierte kurz, um noch einmal abzubeißen. ,,Was denn?",
Fragte er mich und legte seine zusammengeknüllte Serviette auf seinen leeren Teller . ,,Ich weiß gar nicht, ob wir uns hassen oder mögen.."

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Ich glaube man merkt, dass ich die hälfte meiner Kapitel geschrieben habe, als ich hungrig war HAHAHAHA

Ego vs. EgoOn viuen les histories. Descobreix ara