[13] Horse talk

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Hoseok war den ganzen Tag in der Gaststätte gewesen und hatte Alkohol an, nach Schweiß und Bier stinkende, Gäste verteilt. Es kostete ihn all seine Kraft, mit dem schweren Fass von Tisch zu Tisch zu hasten, damit die Männer ihre Kelche daran auffüllen konnten.
Völlig fertig, ließ er sich nach Stunden langer Arbeit hinter die Theke sinken und kauerte sich dort zusammen. Hier konnte der sonst so fröhliche Zentaur, den Schlägertypen entkommen, die ihn ab und zu verunstalten wollten. Er hatte gerade einen Teil seiner Schicht beendet und nun war es Zeit für die Mittagspause, an der er die einzigste Malzeit des Tages für seine Dienste bekam: eine mikrige Schüssel voll Haferbrei.

Aber beschweren konnte Hoseok sich nicht. Es war nicht ungewöhnlich, dass man in diesem Reich hungern musste. Vorallem hier in der Großstadt waren die Bedingungen kritisch. Mit knurrendem Magen tunkte er seinen Holzlöffel in die schleimige Masse und wollte ihn gerade zu seinem Mund führen, da tauchte plötzlich der Wirt auf.. Sein Chef.
Der dickliche Mann schien leicht angetrunken und hatte mal wieder schlechte Laune. "Gib mir dein Essen." Grunzte er und ließ sich neben Hoseok auf einen Stuhl plumpsen.

Der schwarzhaarige seufzte und hielt dem anderen zögernd seine Schüssel hin.
"Das werde ich essen. Du warst mir heute zu langsam, Schwächling." Sagte der Wirt selbstzufrieden. Hoseok nickte enttäuscht und stand auf. Er würde jetzt wohl oder übel seinen Vorteil auskosten, den er als Mischwesen hatte und so Mittagessen, wie er es fast immer tat. Einen unsicheren Blick über die Schulter werfend, schob Hoseok den Riegel zur Hintertür auf. Dort befand sich ein Balken, an den die Boten und Soldaten ihre Pferde anbinden konnten, damit diese ein wenig Heu und Wasser essen und trinken konnten.

Noch einmal vergewisserte sich der Zentaur, dass niemand ihm gefolgt war und wechselte dann hastig seine Gestalt. Nun war er zur Hälfte ein Pferd. Suchend schweifte sein Blick über die kleine Versammlung von Pferden, bis er fand, wonach er gesucht hatte; Einen Strick, der locker über dem Balken hing.
Schnell schnappte Hoseok sich den Strick und band ihn um seine Hüfte, an der Stelle, an der sein Körper von Mensch zu Pferd wechselte.

Das andere Ende des Stricks Knotete er um den Balken. Nun wechselte vollständig seine Gestalt und war nun ein großer schwarzer Hengst, der mit einem Strick um den Hals, an dem Balken festgebunden war.  Nun konnte er sich in Ruhe an dem Trog voller Heu bedienen. Da diese Art von Mahlzeit schon Routine für ihn geworden war, hatte Hoseok schnell neue Dinge dazu gelernt. Zum Beispiel wusste er nun, dass er in der anderen Gestalt dazu in der Lage war, sich mit normalen Pferden oder Ponys zu unterhalten. Aus diesem Grund hatte er es sich angewöhnt, sich während dem Essen mit den Pferden, die ebenfalls am Balken angebunden waren zu unterhalten.

Er fragte sie, woher sie kamen und wer ihr Reiter war. Die Geschichten der Tiere waren immer unterhaltsam und spannend für Hoseok. Auch heute, schnaubte er seinen Nebenmann an; ein struppiges braunes Pferd. "Und wohin des Weges? Wer ist dein Reiter?" Fragte Hoseok freundlich. "Mein Reiter arbeitet im Kaiserlichen Schloss als Offizier. Aber nicht für diesen Kaiser, sondern für den nördlichen. Wir sind über die Hauptverbindungsstraße geritten. Das hat so viel Spaß gemacht, vorallem weil Yoongi ein Fliegengewicht ist."

Am Ende klang das Pferd belustigt.
Hoseoks Augen weiteten sich jedoch, als er den Namen des Reiters hörte und das Büschel Heu, das er gerade mit dem Maul gepackt hatte, fiel auf den Boden. "Y-yoongi sagtest du?" Fragte er aufgeregt und verwandelte sich, ohne auf eine Antwort zu warten, wieder in einen Menschen. "Danke Kumpel." Er tätschelte dem Pferd den Hals und flitzte dann schnell zur Hintertür der Kneipe.

Yoongi war hier! Es würde ihn bestimmt überraschen, wenn sie sich nun treffen würden. Fröhlich trat der schwarzhaarige in den stickigen Raum, in dem alle Gäste laut durcheinander grölten. Nach einer Weile in der er sich umgeschaut hatte, entdeckte er hinten an einem Tisch in der Ecke den mintfarbenen Haarschopf von Yoongi. Er saß dort ganz alleine und vor ihm stand ein Becher mit Wein. Yoongi schwenkte die rote Flüssigkeit eine Weile gelangweilt hin und her, bevor er sie sich in einem Zug in den Rachen kippte.

Hoseok trat vorsichtig an der Wand entlang an den seltsamen Leuten vorbei, um nicht von Yoongi gesehen zu werden und Auseinandersetzungen zu vermeiden. Aber plötzlich zupfte jemand energisch an Hoseoks Schürze. Er drehte sich fragend um und sah einen Tisch voller Betrunkener vor sich, die ihn erwartungsvoll angrinsten. "Drei Bier! Aber dalli!" Grölte einer von ihnen mit lauter Stimme.

"Ehm... I-ich..also eigentlich arbeite ich n-nicht." Stammelte Hoseok und versuchte sanft die Hand von der Schürze zu lösen und zu Yoongi zu verschwinden, doch da wurde er auf einmal, mit einem gesten Ruck, zu den Männern an den Tisch gezogen. Er stieß mit dem Bauch gegen die hölzerne Tischkante und keuchte auf.
"Hörst du schlecht?" Knurrte das Muskelpaket, dass ihn eben gepackt hatte. Nun wurde Hoseok an beiden Armen festgehalten und stand direkt vor dem Fremden, dessen widerliche Alkohol Fane ihm entgegen wehte.

"Lassen sie mich los!" Rief der Zentaur empört. Der Mann gab ihm daraufhin eine Ohrfeige. "Wie redest du mit Gästen? Du unverschämter-" "Lass ihn los." Zischte in diesem Moment eine tiefe Stimme hinter Hoseok. Der Mann der ihn festgehalten hatte ließ tatsächlich los und wurde mit einem Mal kreidebleich im Gesicht. "A-aus dem Norden-?" Stotterte er entsetzt. Jetzt erst bemerkte Hoseok die lange gebogene Schwertklinge die, an ihm vorbei, auf den Mann zeigte.

Verwundert drehte der schwarzhaarige sich nach hinten und freute sich riesig Yoongi zu sehen, der mit kalter Miene das Schwert nach vorne hielt. Hoseok ignorierte den schlecht gelaunten Blick des anderen und drückte ihn fröhlich an sich. "Yoongiii! Was machst du denn hier?" Rief er aufgeregt.

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Yoongi schob schmunzelnd sein Schwert zurück in die Halterung an seinem Rücken und zog Hoseok an seinem Ärmel hinter sich her, bis sie auf der Straße vor der Kneipe standen. Der minthaarige setzte schnell seinen Helm ab und klemmte ihn unter den Arm, denn ohne Helm war es leichter alles zu hören. "Ich wollte dich besuchen. Und was machst du hier?" Beantwortete er Hoseoks Frage.
"Ich wohne und arbeite hier, aber eigentlich geht es mir nicht so gut mit der ganzen Situation. Mein Chef ist nicht gerade der netteste, weißt du? Und die Gäste im Lokal auch nicht. Ich bekomme meistens kein richtiges Essen und gehe als Pferd hinter dem Haus essen." Yoongi zog eine Augenbraue hoch? Als Pferd? Hatte er das richtig verstanden?

"Bist du ein Zentaur?" Fragte er verwundert. Hoseok nickte. "Hat seine Vorteile nicht war?" Er lachte kurz auf und schaute dann wieder betrübt. "Ich würde am liebsten dort wohnen, wo du auch wohnst. Ich habe viele Geschichten gehört darüber, dass es dort viel Essen gibt."
Yoongi schüttelte lachend den Kopf. "Glaub mir, da willst du nicht hin."
Der schwarzhaarige verschränkte beleidigt die Arme.

"Und was wenn doch?"
Yoongi überlegte eine Weile. Und gab sich dann geschlagen. "Hör zu, wenn das wirklich dein Ernst ist, dann hätte ich eine Idee, wie ich dich mit mir zum Palast bringen könnte. Du musst wissen, die Regeln im Norden sind weitaus strenger als hier. Unser Kaiser hat es nicht so mit nett sein." Schnaubte er.

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Hoseok nickte fröhlich. Yoongi konnte ja nicht ahnen, dass er bei seinem Vorschlag noch einen anderen Hintergedanken hatte: Er würde zu Jimin gehen und sich erkundigen, wie es ihm dort ergangen war.
Da Yoongi als Soldat im Palast arbeitete, hatte Hoseok die perfekte Gelegenheit Jimin zu suchen, da dieser sich vermutlich auch im Palast befand.

"Also was ist dein Plan? Wie bekommen wir mich ins Schloss?" Fragte Hoseok den minthaarigen.

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So kam es, dass einige Stunden später nicht das braune struppige Pferd, den schönen Ledersattel des nördlichen Hofes trug, sondern ein glänzender schwarzer Hengst. Yoongi krallte sich begeistert in die seidige Mähne.
Es machte so viel mehr Spaß mit Hoseok über die Straße zu galoppieren, denn Yoongi musste nicht lenken und auch keine Kommandos zum Anhalten geben, wenn sich Kutschen näherten.

Außerdem hatte sein neuer Freund ein ordentliches Tempo drauf und er schätzte ihn sogar auf eine edle Rasse, die er sich eigentlich niemals hätte leisten können. Voller Adrenalin lehnte Yoongi sich weiter nach vorne, bis zu einem von Hoseoks spitzen Ohren. "Geht's noch schneller?" Fragte er herausfordernd. Hoseok drehte seinen Kopf ein wenig in Yoongis Richtung, um ihn mit einem seiner seitlich liegenden Augen zu betrachten. Dann schnaubte er und legte zu Yoongis Erstaunen noch einen Zahn zu.

So dauerte es auch gar nicht lange, bis die beiden die Alee erreichten, die auf das Tor des Palastes zu führte.

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