Kapitel 10 - Stupide Menschen und stupide Partys

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Irgendwann setzten sich zwei Mädchen zu ihm und lachend erzählten sich allerlei Dinge.

James und Ava standen auf dem grossen Balkon und sahen hinunter auf die Menschen im Garten. Ava lehnte sich über das Geländer und sog geniesserisch die frische Luft ein. James stellte sich neben sie und lächelte sachte, während sie sich zu dem jungen gutaussehenden Mann drehte.

„Sag mal, ist das ein Date?“, fragte James amüsiert und Ava warf sich ihr Haar elegant zurück, schmunzelte zaghaft.

„Nun... ich bin kein Fan offizieller Dinge. Lass es uns als ein „angenehmes Aufeinandertreffen“ bezeichnen, wie findest du das?“

Angenehm überrascht legte der Mann den Kopf schief, sein lockiges dunkles Haar bewegte sich im scheuen Wind, der vom Strand hinauf kam.

„Ein angenehmes Aufeinandertreffen“, wiederholte er nachdenklich und der Begriff schien ihm zu gefallen, worauf Ava lächelte.

„Hast du sie oft?“, fragte Ava und blinzelte ihn an.

„Was?“

„Angenehme Aufeinandertreffen“, bemerkte Ava und sah ihn gründlich aus ihren Rehaugen an.

James lachte sein helles Lachen, das Ava so bewunderte.

„Ab und zu vielleicht?“, meinte er grinsend und räkelte sich geniesserisch dem hellen Mond entgegen. „Du etwa nicht?“ Forschend blickte er Ava an.

Sie hatte so gut wie nie angenehme Aufeinandertreffen. Höchstens unangenehme in Badewannen mit nach Fisch riechenden Jungen oder im Meer mit lichtsüchtigen Mördern... Nachdenklich sah sie aufs Meer hinaus und liess James Verne länger warten als er sich gewohnt war.

„Vielleicht“, sagte sie letztendlich und seufzte, sodass James die Augenbrauen hob und sie nachenklich ansah, ein Lächeln kräuselte sich um seine schönen Lippen.

Das Gespräch mit Ava reizte ihn sehr.

„Morven... er erzählt viel von dir“, begann James irgendwann und diesmal runzelte Ava die Stirn. Sie trug ihr langes braunes Haar offen.

„Ah ja? Was erzählt er denn so?“ Sie wollte nicht über Morven reden. Die Gedanken an ihn waren sehr verstörend und jagten ihr Angst ein. Sie verband ihn seit einigen Tagen automatisch mit Ohnmacht, mordlustigen Fischmenschen, dem tobendenden unbändigen Meer, Angst und Hilflosigkeit. Sie schmeckte einen bitteren Geschmack auf der Zunge.

„Er bewundert dich sehr.“

„Das freut mich für ihn“, entgegnete sie schnell und etwas verärgert. James lächelte sie an.

„Und auch ich bewundere dich. Freust du dich auch für mich?“ James schielte aus den Augenwinkeln zu Ava und erstaunt sah sie zu ihm hoch.

„Nein. Ich freue mich für mich selbst“, meinte das Mädchen auf seinen Kommentar und James lächelte, musterte sie aus tiefen braunen Augen.

Morven sass immer noch am Poolrand und die zwei Mädchen liessen nicht von ihm ab. Immer wieder suchte er nervös die Menschengruppen nach Ava und James ab, doch er konnte sie nicht entdecken. Eine ungewohnte Traurigkeit breitete sich in ihm aus und dies konnte gut am vielen Alkohol liegen, den er die ganze Zeit über getrunken hatte, ohne es überhaupt zu merken.

„Was studierst du?“, fragte das eine Mädchen. Sie hatte langes blondes Haar und rote Wangen.

„Ingenieurwissenschaften“, log er ohne auch nur zu blinzeln.

„In welchem Semester?“, fragte die andere, nachdem beide erst einmal gestaunt hatten.

„Im fünften.“ Er fuhr sich durch sein dunkles Haar und sog tief die Luft ein. Es war eine warme Luft, mit Zigarettemrauch und Salz angereichert.

Cold LungWhere stories live. Discover now