Kapitel 13 - Kalte Lungen

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An diesem Abend sassen Morven und Ava in ihrem Zimmer und sahen sich Filme an. Sie hatte sich die besten herausgepickt, die sie ihm unbedingt zeigen wollte. Sie sassen zusammen auf ihrem Bett, den Laptop auf den Knien, die Fensterläden zu.

Bisher gefiel Morven Harry Potter und Indiana Jones. Zu Avas Enttäuschen fand er E.T. und andere Science Fiction Filme reichlich seltsam. Jetzt sahen sie sich Jurassic Park an und amüsierten sich köstlich dabei. Es war eher Ava, die sich erschreckte und zusammen zuckte und das obwohl sie den Film schon mehrere Male gesehen hatte. Morven lachte und lehnte sich amüsierend in ihre Kissen.

„Nimm nicht so viel Platz, sonst fall ich vom Bett runter!“, meinte Ava panisch und drückte sich an ihn. „Was, hast du Angst ein Dinosaurier schnappt nach deinem Fuss?“ Morven lachte heiser.

„Das ist nicht lustig!“, schmollte sie und der junge Mann lachte weiter. Er nahm sie in den Arm und sagte: „Ich werde dich schon beschützen falls so ein Dinosaurus Rex auftaucht!“, scherzte er.

„Du weisst schon, dass die nicht vom Wasser kommen. Von dem her glaube ich nicht, dass du mich beschützen könntest“, fand sie und schmunzelte. Morven sah sie beleidigt an. „Ach, bin ich ausserhalb des Wassers so unfähig?“, fragte er zurück, den Kopf zu ihr drehend. Ava musterte ihn nachdenklich. Bis auf das Licht des Laptops war es stockdunkel in ihrem Zimmer.

„Nein, eigentlich bist du ein sehr talentierter Mensch!“

„Ich nehme das als Kompliment!“

„Das solltest du.“

Als der Film zu Ende war, war die Sonne längst unter gegangen. Sie sassen nach draussen auf die Terrasse und tranken Cola, die sie aus der Küche geholt hatten.

.

Arroyo sass auf seinem Steine und wartete vergebens darauf, dass Marion zurück kehrte. Er wurde unruhig und wütend, dazu fühlte er sich hilflos und grausam hintergangen; von Marion als auch Morven, die ihn beide einfach so zurück gelassen hatten.

Er fragte sich zum hundertsten Male was er genau tun sollte. Er konnte nun niemanden nach Rat fragen. Er war ganz allein. Die vielen vielen Meere, die ihn umgaben... waren doch nicht halb so unterhaltsam, freundlich, tröstend, liebevoll, wie es seine Freunde gewesen waren.

So kam es, dass er in diese Geschichte eingriff. Ja, er konnte es. Es war möglich, auch wenn es absurd scheint.

Er zögerte mehrmals und doch blieb er dabei, als er sich zu Mer aufmachte. Wenn man glaubte, Meerhexen existierten nicht, so täuschte man sich. Viele Fischmenschen bargen Fähigkeiten. Viele konnten die Launen der Meere beeinflussen, andere konnten Temperaturen ändern oder Farben – gewiss gab es auch Fischmenschen, die ihre Fähigkeiten an andere verkauften. Mer war so eine Fischfrau. Sie war weder böse noch besonders lieb, doch sie verzehrte sich nach allem Schönen und Speziellen und um es zu bekommen war sie bereit, Wünsche zu erfüllen, denn ihre Kräfte kannten wenige Grenzen. Sie konnte so viele Dinge bescheren, ändern und hervorbringen, nur durch einen Blinzelschlag.

Sie wohnte in einer Höhle weit entfernt vom Ufer und Arroyo kannte den Weg zu ihr wegen Aileen.

„Mer? Bist du da?“

Arroyo war aus dem Wasser aufgetaucht, um mit Erstaunen festzustellen, dass die Höhle innen luftig und frisch war.

Mer war eine ältere Meerjungfrau. Sie hatte weisses langes Haar und türkise Augen, so wie Marion. Ihr Schwanz war feuerrot und als Arroyo auftauchte, drehte sie sich ruhig zu ihm um. Sie sass auf einem Felsvorsatz und lächelte, als sie ihn sah.

Cold LungOù les histoires vivent. Découvrez maintenant