Brandt x Piszczek [Outing]

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veröffentlicht am 16.04.2020

Pairing: Julian Brandt x Lukasz Piszczek
Genre: Drama/cute

Julians Sicht:

Outing war ein ziemlich leidiges Thema für Fußballer, weil es einfach niemand tat. Ich meinte, ich hatte da mehrere Vermutungen bei Kollegen, dass sie schwul waren, aber von niemandem wusste ich es sicher. Vermutlich weil das ziemlich schwierig war, die Fußballwelt einzuschätzen, vor allem viele Fans waren homophob. In den Teams, sei es der Club oder die Nationalmannschaft, wurde nie darüber geredet.
Das machte es auch für mich, als schwuler Mann, nicht einfach, jedoch war ich bereit mich zu outen, zumindest vor dem Verein und meiner Familie. Mir war es egal, wie sie reagieren würden, weil ich mich so akzeptierte, wie ich war. Es konnte jedoch auch in die andere Richtung gehen. Das beste Beispiel dafür? Mein Freund, Lukasz. Er kam gar nicht damit klar, dass er schwul war. Immer, wenn die Jungs über Frauen redeten, redete er mit, ich hielt mich im Gegensatz zu ihm eher aus diesen Gesprächen raus. Naja, wenigstens hatte ich ihn soweit dazu bekommen, sich seine Gefühle für mich einzugestehen. Somit konnten wir zumindest zuhause glücklich sein.
Ich wollte nicht sagen, dass es mich verletzte, dass er überhaupt nicht zu sich selbst stehen konnte, aber ich fand es dann doch nicht ganz so prickelnd. Immerhin war ich sein Freund, wir waren in einer Beziehung und dafür sollte man sich doch nicht schämen. Ich hatte es aber auch satt, mit ihm darüber zu diskutieren. Immer, wenn ich das Thema sachlich ansprechen wollte, wurde er sofort genervt und wir stritten. Ich hatte mich entschieden. Ich würde mich heute vor der Mannschaft outen und wenn sie gut reagierten, würde Lukasz es vielleicht auch tun.

- -

„Hey Jungs", grinste ich, als ich in die Umkleide kam.
„Hey." Marco begrüßte mich mit einem Handschlag, welchen ich mit Druck erwiderte.
„Ich muss euch was sagen, ich bin schwul."
Lukasz blickte sofort alarmiert hoch, als würde er erwarten, dass ich ihn auch outete, aber das tat ich natürlich nicht. Eine ganze Weile war alles still, während ich etwas unbeholfen in der Kabine stand. Wenigstens Lu könnte was aufmunterndes sagen und mir irgendwie helfen.
Schließlich war es Mario, der als erstes reagierte.
„Cool! Schön, dass du dazu stehen kannst als Fußballer", lächelte er. Jetzt kam auch wieder Leben in die anderen, die ebenfalls nur nette Worte für mich übrig hatten.
Vielleicht hatte das Lu ja gezeigt, dass alles okay war.

- -

„Warum hast du das getan?", wollte mein Freund sofort wissen, als wir zusammen zu ihm gefahren waren.
„Das hatte absolut nichts mit dir zu tun, Lu! Wenn ich dazu stehe, dass ich schwul bin, dann ist das so. Ich habe nichts über dich gesagt oder unserer Beziehung, also wäre es nett, wenn du mich dabei unterstützen würdest", murrte ich und verschränkte meine Arme, während ich die Augen verdrehte. Er reagierte wirklich etwas über.
„Doch, es hat was mit mir zu tun! Wenn wir jetzt einmal auch nur etwas mehr Körperkontakt haben, werden sie denken, dass wir zusammen sind!"
„Na und?" Genervt schaute ich ihn an.
„Na und?! Man, du weißt, wie ich zum Thema Outing stehe!", rief er verzweifelt aus.
„Ja, aber ich kann es nicht verstehen!" Ich zwang mich dazu tief durchzuatmen, damit wir ein anständiges Gespräch führen konnten.
„Weil du null Empathie hast!", brummte er.
„Entschuldigung?" Ich zog meine Augenbrauen hoch. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Der Ältere seufzte leise und schien seine Worte zu bereuen.
„Tut mir Leid", sagte er deutlich ruhiger. „Du hast sehr viel Empathie."
„Ich wollte dir zeigen, dass es nicht schlimm ist, schwul zu sein. Die Jungs haben es doch gut aufgenommen und unterstützen mich", erklärte ich ihm sanft und griff nach seiner Hand, was er zögerlich zuließ. Meinen Blick mied er jedoch konsequent und starrte lieber den Boden an.
„Juli...ich kann mich nicht outen, ich fühle mich nicht bereit dazu."
„Warum denn nicht?" Ich hatte genug davon, dass er mir nicht in die Augen schaute, weswegen ich sein Kinn anhob.
„I-Ich weiß nicht. Ich komme noch nicht wirklich damit klar."
Mitfühlend lächelte ich. „Lu...du musst lernen, dich so zu lieben, wie du bist. Ich tue es doch auch und glaub mir, das ist wirklich nicht schwer. So wie ich dich kenne, bist du liebevoll, witzig, süß, schlau, heiß und einfach perfekt."
Wieder einmal seufzte er und es schien, als hätte er meine Worte nicht wirklich angenommen, dann nickte er jedoch. „Danke, Juli. Tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe, dazu hatte ich kein Recht."
Zufrieden küsste ich seine Wange. „Alles gut. Wollen wir eine Serie schauen und uns später Essen bestellen?"
„Da fragst du noch?"
Begeistert lief er ins Wohnzimmer, wo wir uns aufs Sofa fallen ließen. Ich startete die Serie Dark und kuschelte mich in die Arme meines Freundes. Wenn ich noch ein bisschen dran arbeitete, würde er sicherlich bald zu mir, beziehungsweise uns stehen können und sich ebenfalls vor der Mannschaft outen.

- -

Das war wohl etwas naiv von mir gewesen, zu denken, dass er es tun würde, denn es vergingen weitere Monate und was geschah? Genau, nichts. Wir hatten das Thema sacken lassen, aber heute würde ich ihn wieder darauf ansprechen und ihm klar machen, dass für mich die Beziehung so nicht funktionierte. Ich wollte mich nicht vor unseren Freunden verstecken müssen. Lu ging auf mehr Abstand denn je, weil er Angst hatte, dass man uns erwischte, um dann zuhause so zu tun, als wäre alles normal. Wenn er das tun wollte, dann sollte er es tun, aber ich spielte das Spiel nicht mehr mit. Er war alt genug, um zu seinen Gefühlen zu stehen.

- -

„Lukasz?", rief ich durch sein Haus, als ich gerade die Tür aufgeschlossen hatte.
„Juli? Was machst du hier?" Ein paar Sekunden später empfing er mich im Flur.
„Reden, beziehungsweise diskutieren", murmelte ich und er schien sofort zu wissen, worum es mir ging.
„Ich dachte, das Thema hätten wir geklärt."
„Nein, weil sich nichts geändert hat. Du gehst auf Abstand und mich verletzt das! Jetzt kannst du gerne wieder sagen, ich hätte keine Empathie, aber du bist es, der keine Empathie hat! Ich mache das schon so lange mit, obwohl es mich bedrückt, um dich glücklich zu machen, aber mir reicht es. Ich kann das nicht mehr!", meinte ich verzweifelt und fuchtelte mit meinen Händen rum. „Also stelle ich dich vor die Wahl."
„Was?!" Erschrocken wich er zurück. „Das kannst du nicht tun!"
„Doch, das kann ich, wie du siehst. Also: entweder du stehst endlich zu unserer Beziehung und deiner Sexualität oder ich mache Schluss."
„Das ist nicht dein Ernst", flüsterte mein Freund fassungslos.
„Doch, mein voller ernst. Ich habe wirklich versucht dir die Augen zu öffnen und dir dabei zu helfen, dich so zu akzeptieren, wie du bist, aber du scheinst es nicht zu verstehen. Vielleicht musst du mich verlieren, um es zu verstehen, keine Ahnung. Auf jeden Fall kann ich das nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr deswegen zu weinen. Es gibt mir das Gefühl, dass du mich nicht genug liebst und es tut mir weh zu sehen, dass du dich selbst nicht liebst. Ich war immer für dich da, aber bitte. Bitte, sei einmal für mich da", hauchte ich. Meine Stimme war immer leiser und zittriger geworden und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht anzufangen zu weinen. Lukasz schaute mich genauso gequält an, wie ich mich fühlte, aber zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass er wirklich verstand, worum es mir ging.

„Es tut mir Leid, Juli", nuschelte er
reuevoll. „Es tut mir Leid, wenn ich dir so ein Gefühl gebe und du deswegen leiden musst. Ich verspreche dir, dass ich versuche mich zu bessern, okay?"
„Das hast du doch vor ein paar Monaten auch schon angedeutet, aber es ist nichts passiert."
„Diesmal wird was passieren, das verspreche ich dir. Aber bitte verlass mich nicht."
Zweifelnd blickte ich den Polen an. Was garantierte mir, dass er mir wirklich die Wahrheit sagte? Konnte ich ihm noch vertrauen? Aber ich liebte ihn. Ich liebte ihn so sehr und ich wollte nicht ohne ihn leben, ich brauchte ihn.
Also nickte ich langsam. „Okay, ich gebe dir noch eine Chance, aber das ist die letzte."

- -

Am nächsten Tag fuhren Lu und ich gemeinsam zum Training, was schonmal ein Fortschritt war. Als wir in die Kabine kamen, lief ich zu meinem Platz, er blieb jedoch stehen.
„Ich bin auch schwul", brach es schnell aus ihm heraus, dann lief er steif zu seinem Platz, um sich umzuziehen. Verwirrt beobachtete ihn das ganze Team, inklusive mir, dann brach ich in Lachen aus. Nach ein paar Sekunden stimmten die anderen mit ein, während Lukasz es so gut es ging aushielt. Er warf mir jedoch einen bösen Blick zu, aber das ignorierte ich gekonnt. Ich war froh darüber, dass er dazu stand, aber er verhielt sich wirklich witzig.
Langsam riss ich mich zusammen und ging zu ihm. „Hast du nicht was vergessen?"
„Ja...Julian und ich sind zusammen, schon ziemlich lange", nuschelte er undeutlich, aber die anderen verstanden es trotzdem. Ich lächelte sanft.
„Herzlichen Glückwunsch und viel Glück euch noch. Ich glaube da spreche ich im Namen vom ganzen Team", meinte Roman und alle nickten sofort.
„Danke.", lächelte ich, bevor ich meine Hände an Lus Wangen legte.
„Danke auch an dich. Dass du es gemacht hast", flüsterte ich.
„Es war längst überfällig. Du hast mir wirklich die Augen geöffnet." Er machte eine kurze Pause. „Und ich brauche dich, also wusste ich, dass ich es tun werde. Ich kann dich nicht verlieren."
Grinsend drückte ich meine Lippen auf seine und ignorierte dabei unsere gröhlenden Kollegen.

Ich konnte endlich zukünftig meiner Familie meinen Freund zeigen und musste ihn nicht mehr verstecken. Das war alles, was ich mir jemals gewünscht hatte.

Wunsch von nxnaxtime & leahpasini07 , Idee von leahpasini07
Ich hoffe der Oneshot gefällt euch❤️

Fußball Oneshots 2 [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt