Brandt x Havertz [Nationalsozialismus] [1/3]

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veröffentlicht am 13.09.2019

Pairing: Julian Brandt x Kai Havertz
Genre: Drama/cute
Sonstiges: Es handelt vom 2. Weltkrieg, insbesondere vom unmenschlichen Verhalten gegenüber Juden

Kais Sicht:

Geschockt schaltete ich das Radio aus, in welchem verkündet wurde, dass den Juden nun auch noch Radios und Fahrräder abgenommen werden würden. Als wäre es nicht schon genug, dass ihnen so ziemlich alles genommen wurde, sie mit einem Judenstern rumlaufen mussten und dadurch öfter mal gewalttätig angegriffen wurden.
Julian neben mir schluckte, seinem Gesicht war jede Farbe entwichen. Seine Eltern waren jüdisch und er somit ebenfalls.
„Ich sollte dann wohl mal nach Hause, damit meine Sachen abgeholt werden können", murmelte er und erhob sich von dem Stuhl.
„Bleib", bat ich meinen Freund. „Ich will nicht, dass du jetzt dort raus gehst, wer weiß ob du sicher bist."
Der Ältere strich kurz durch meine Haare. „Ich kann mich wehren. Das weißt du doch. Außerdem kannst du mich eh nicht beschützen, denn wenn wir zusammen gesehen werden, dann hast du ein sehr großes Problem. Ich schaffe das schon."
Ich seufzte schwer und brummelte eine Beleidigung, die an unseren ‚Führer' gerichtet war, wie er von so vielen bezeichnet wurde. Ich verstand es nicht. Er führte uns höchstens in den Untergang, mehr würde es nicht sein.
Julian drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich. Morgen Nachmittag bin ich wieder hier, ja?"
„Ich liebe dich auch. Bitte pass auf dich auf", betonte ich erneut und blickte ihm fest in die Augen. Er nickte nur, während er sich seinen Mantel überzog. Ich prägte mir jedes Detail seines Körpers genau ein. Immer, wenn er meine Wohnung verließ, wusste ich, dass es möglicherweise das letzte mal war, dass ich ihn sah. Nie wusste ich, ob ich ihn jemals wiedersehen würde, ob er auf der Straße totgeschlagen wurde. Solche Fälle gab es. Massenweise.
Wenn er am nächsten Tag nicht erscheinen würde, würde ich nicht wissen, was passiert war. Ich würde für immer im Unwissen bleiben.
Mit jedem weiteren Verbot, stieg meine Angst. Und es wurden fast täglich mehr.

„Julian?"
Der Blondhaarige hatte sich gerade seinen Hut aufgesetzt, als er sich zu mir drehte. Er fing meinen Blick auf und erwiderte ihn. Matt, traurig, erdrückt. Schließlich nickte er, er verstand mich auch ohne Worte, drehte sich zurück und verließ meine Wohnung.

- -

Einige Monate später wurde die ‚Umsiedlung' der Juden angeordnet. Sobald ich das im Radio gehört hatte, rannte ich die Treppen runter zu meinem Fahrrad und fuhr zu Julian. Meine Finger drückten schnell auf die Klingel, panisch, während mein Blick über die Autos der Ordnungspolizei glitt, welche die Straßen hoch und runter fuhren.
Er öffnete die Tür nicht, meine Panik stieg. Ich setzte mich erneut auf mein Fahrrad und fuhr zurück zu mir nach Hause, während ich darüber nachdachte, wo er sein könnte. Ich wollte gerade in meine Straße abbiegen, als ich von einem Beamten der OrPo angehalten wurde.
„Entschuldigen Sie, junger Herr. Wir sind darauf angewiesen, ihre Papiere anzuschauen." Auffordernd streckte er mir die Hand entgegen. Er hatte gesehen, dass ich kein Judenstern trug, dementsprechend die Freundlichkeit.
„Selbstverständlich." Ich zeigte ihm meinen Ausweis, welchen er genau betrachtete. Das Bild wurde ebenfalls genauestens mit mir abgeglichen, dann nickte der Herr.
„Danke sehr. Wenn sie einen Juden sehen, welcher noch nicht abgeholt wurde, melden Sie diesen bitte umgehend."
Ich nickte wortlos und steckte meinen Ausweis wieder in meine Tasche. „Angenehmen Tag noch."
Die letzten Meter zu meiner Wohnung, schob ich das Fahrrad, meine Gedanken waren nun wieder bei Julian.
„Wo steckst du, Juli?", nuschelte ich.
Als ich mein Fahrrad im Hof abstellte, fiel mir ein Stein vom Herzen.
„Julian! Du lebst!"
Er hatte sich um die Ecke versteckt und an die Hauswand gedrückt. In der Hand hielt er einen kleinen Koffer. Ich kam auf ihn zu und wollte ihn erleichtert an mich drücken, jedoch schüttelte er hastig den Kopf.
„Du musst mich verstecken, Kai! Bitte!", flehte er.
„Natürlich tue ich das! Komm schnell." Ich lief eilig zum Eingang des Hauses und schloss auf, ließ ihn an mir vorbei, prüfte dann, dass uns niemand gesehen hatte, bevor ich die Tür schloss und die Treppen zu meiner Wohnung hinaufstieg. Kaum waren wir sicher in dieser angelangt, schlang ich meine Arme um ihn und drückte ihn an mich.
„Ich dachte, sie hätten dich", flüsterte ich den Tränen nahe. „Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen."
„Ich bin hier...alles ist gut."
„Nichts ist gut! Sie werden dich suchen! Was passiert, wenn sie dich irgendwann finden?" Ich löste mich, um ihn anschauen zu können.
„Werden sie nicht. Warum sollten sie deine Wohnung durchsuchen?"
„Weil sie jede Wohnung durchsuchen werden! Und dann werden sie dich mitnehmen! Julian, ich-"
Sanfte Lippen drückten sich auf meine, wodurch ich unterbrochen wurde. Wie ein Ertrinkender klammerte ich mich an ihn.
In diesem Moment schwor ich mir, dass ihm nichts passieren würde, solange er bei mir war.

- -

„Juli, ich habe Gemüse vom Markt mitgebracht. Wollen wir zusammen kochen?", rief ich durch die Wohnung. Kurz darauf wurde die Treppe zum Dachboden heruntergelassen und mein Freund kletterte sie herunter.
„Das klingt sehr gut." Er küsste kurz meine Wange.

In den letzten Monaten wurden alle Wohnungen auf den Kopf gestellt, inklusive meiner. Glücklicherweise konnte ich den Dachboden mit der ausziehbaren Treppe mit einer Tapete bedecken, sodass er nicht aufgefallen war. Es klang wie eine kleine Sache, aber das war es ganz und gar nicht. Unser Leben hing davon ab, vor allem das von Julian. Ich musste ihn davor schützen und das würde ich tun.

„Okay. Dann lass uns anfangen. Ich komme um vor Hunger." Ich lächelte ihn an und stellte die Tüten mit dem Gemüse auf dem Küchentisch ab. „Dazu habe ich Kartoffeln gekauft, die magst du doch so gerne."
„Danke." Er strich mir kurz über den Arm und seufzte. Sofort unterbrach ich meine Handlung, um in sein besorgtes Gesicht zu schauen.
„Was ist los?"
„Ich muss mich stellen, Kai. Ich gefährde dein Leben indem ich hier bin. Ich bin eine Gefahr für dich!", meinte er panisch, während ich energisch den Kopf schüttelte.
„Kommt gar nicht in Frage! Du wirst dich nicht stellen! Sie werden dich in ein KZ stecken und dann wirst du getötet oder gefoltert oder was weiß ich was! Du hast Angst um mein Leben? Gut! Aber ich habe genauso sehr Angst um deins. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich bekommen, Julian. Ich liebe dich, verstehst du?" Ich legte meine Hände an seine Wangen und schaute ihn eindringlich an. Er sich meinem Blick aus, griff jedoch nach meinen Handgelenken.
„Okay...okay. Ich habe verstanden", flüsterte Julian und lehnte sich nun etwas in meine Berührungen. „Es tut mir Leid. Ich liebe dich auch."
Sanft küsste ich seine Stirn und drückte ihn dann an mich. „Bitte sag so etwas niemals wieder. Ich will nie wieder hören, dass du dich stellen möchtest."
„Ist gut, mache ich nicht."
„Versprich es mir", flüsterte ich. „Bitte, versprich es mir."
„Ich verspreche es dir."
Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich atmete aus. Julian hielt mich fest, wodurch ich das Gefühl von Geborgenheit und Trost bekam. Er würde mich nicht verlassen.

Abends saßen wir gemeinsam auf dem Sofa. Er las aufmerksam die Zeitung, während ich ihn dabei beobachtete. Immer wieder kratzte er sich am Kinn oder runzelte die Stirn, wodurch man bemerken konnte, dass er die neuen Kriegsanschläge las.
„Wir Deutsche haben erfolgreich weitere Städte eingenommen", zitierte er dann plötzlich. „Als sei das so herausragend."
„Für Hitler und seine Anhänger sicherlich." Missmutig nahm ich ihm die Zeitung aus der Hand und knüllte sie zusammen.
„Von den Konzentrationslagern wird nie berichtet. Das halten Sie schön im Geheimen, was dort passiert", brummte Julian. Sein Blick galt dem Fenster und plötzlich durchfuhr mich ein Gedanke, der mir nie zuvor in den Sinn gekommen war, weil wir nie darüber gesprochen hatten. Dabei war es offensichtlich!
Seine Eltern wurden in ein Lager gesteckt.

„Julian? Wo sind eigentlich deine Eltern?" Die Frage war für ihn fast unhörbar und kurz dachte ich, er würde sie ignorieren, dann seufzte er jedoch tief.
„Ich weiß es nicht. Ich habe nichts von Ihnen gehört nach dem Tag, wo...du weißt schon. Vermutlich haben sie es nicht geschafft." Der Ältere ließ den Kopf hängen.
„Es tut mir leid, dass ich dich noch nicht nach Ihnen gefragt habe. Es ist mir irgendwie nicht in den Sinn gekommen", flüsterte ich bedrückt und fühlte mich ernsthaft schlecht.
„Schon okay. Ich habe es verdrängt, aber ich vermisse sie. Verständlicherweise..." Seufzend fuhr er sich durch die blonden Haare, die ziemlich lang geworden waren, wie ich bemerkte. „Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich mir vorstelle, sie wiederzusehen. Sie zu umarmen und einfach bei mir zu haben."
Mitfühlend zog ich ihn in meine Arme und hielt ihn einfach nur fest. Manchmal war es genau das, was man brauchte. Meine Finger fuhren über deinen Rücken, um ihm die Kraft zu geben, die er brauchte.
„Meine Eltern sind auch tot."
„Aber sie sind natürlich gestorben. Meine werden...brutal getötet oder so", brummte Julian leise.
„Trotz allem werden wir immer uns haben." Ich verschränkte unsere Hände miteinander und lächelte ihn sanft an.
„Woher weißt du das? Woher weißt du, dass nicht genau jetzt jemand hereinstürmen und mich mitnehmen wird?" Ernst wurde mein Blick von meinem Gegenüber erwidert.
„Ich weiß es nicht", meinte ich ehrlich. „Aber ich werde alles dafür tun, dass wir nie getrennt werden."

Es ist unmöglich diese Zeit so schlimm darzustellen, wie sie war, weswegen ich ziemlich unzufrieden mit dem Oneshot bin. Ich denke, die Fortsetzung wird um einiges extremer.
Hoffentlich passiert sowas nie, nie wieder🙏🏻

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