Kapitel 19: Freunde und Exfreunde II

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Kenji Akiyama, würde normal von sich behaupten, ein geduldiger und ausgeglichener Mensch zu sein. Denn nicht anders als mit Geduld hatte er es geschafft, entgegen aller Vorurteile seiner Widersache, vor dreißig Jahren Akiyama Entertainment zu gründen. Eine der nun erfolgreichsten und größten Musikagenturen, nicht nur in Tokio, sondern in ganz Japan. Und eine der erfolgreichsten Bands, auf die er besonders stolz war, waren definitiv die Key Pirates. Kenji mochte die Jungs gerne. Sie hatten nicht nur gesangliches Talent, sondern beherrschten auch alle mindestens ein Instrument. Bevor Kenji sie unter Vertrag nahm, waren sie eine Schulband. Das besondere, sie traten mit Rock auf und eigenen Songs. Und wieder hatte Kenji sich beglückwünscht zu der Idee seine Manager und Talentsucher regelmäßig zu Events von Schulen zu schicken. Es lohnte sich definitiv. Was sich auch in diesem Fall wieder zeigte. Der einzige Haken an der Sache: Die Jungs, insbesondere Katsu, der Leader der Band, neigten dazu, vorschnell zu handeln. Wie auch jetzt wieder.

»Wenn sie wenigstens mal darüber nachdenken würden, was das alles für mich bedeutet«, knurrte er. »Aber nein.« Erneut sah er auf den Bildschirm vor sich, auf dem eines der vielen Videos von dem Konzert der Key Pirates in Köln lief.

»Und nun haben wir noch etwas zu verkünden. Wie ihr wisst, sind wir gerade am Anfang unserer Europatournee. Da unser eigentlicher Dolmetscher, der uns begleiten sollte krank ist wurde uns ein neuer zugeteilt. Wenn wir euch nun also unseren neuen Dolmetscher vorstellen dürfen? Sam!«

Kenji stöhnte auf. »Dir ist hoffentlich klar, dass wir noch ein paar Wörtchen miteinander zu reden haben«, verkündete er. Doch Katsu zeigte sich in dem Video natürlich erwartungsgemäß unbeeindruckt. Immerhin war das hier nicht Harry Potter.

»Vielleicht schafft es ja Benjiro, sie zu Vernunft zu bringen«, murmelte Kenji missmutig. Wobei zur Vernunft bringen bedeutete, dass sie nicht noch mehr Unfug anstellten. Denn nachdem Katsu vor so einem großen Publikum verkündete, dass dieses Mädchen ihre Dolmetscherin sein würde, ließ sich das natürlich nicht mehr rückgängig machen. Jedenfalls nicht ohne einen Shitstorm oder zumindest Negativschlagzeilen. Das war etwas, worauf er noch weniger Lust hatte und gut verzichten konnte.

»Akiyama-sama«, riss ihn auf einmal jemand aus den Gedanken »haben Sie es schon mitbekommen?«

Kenji sah von dem Bildschirm auf. Dort in der Tür stand Mei, eine der vielversprechenden Sängerinnen, die er unter Vertrag hatte aber sich noch in Ausbildung befanden. Noch wusste es keiner, aber ihr Debüt plante er bereits für nächsten Sommer. »Was sollte ich wissen?«

»Katsu-san und die anderen der Key-Pirates übertragen einen Livestream«, berichtete Mei und trat ein. »Haben Sie es noch nicht gesehen?«

Kenji unterdrückte gerade noch rechtzeitig einen Fluch. »Wie war das?«

»Die Key-Pirates übertragen einen Livestream«, wiederholte Mei. »Ich habe gedacht, Sie haben das gewusst.« Sie runzelte die Stirn. »Vor allem wo doch morgen das Konzert ist.«

Das Konzert. Kenji seufzte. »Auf welchem Kanal läuft der Livestream? Und was um Himmels willen haben sie schon wieder angestellt?«, er winkte sie zu sich heran. »Zeig mal her.«

Mei grinste und reichte Kenji ihr Handy. »Sie sind anscheinend gerade in Paris in ihrem Hotel angekommen«, erklärte sie ihm. »Und die neue Dolmetscherin von ihnen ...«

»Katsu hat nicht schon wieder etwas Dummes angestellt, oder doch?«, wollte Kenji wissen.

Mei lachte. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, erstarb es jedoch schnell wieder. »Ich denke nicht? Bisher machen sie eher ein Geheimnis daraus, wer sie ist ...«

»Gott sei Dank!« Kenji konnte nicht anders als erleichtert aufzuatmen.

Mei runzelte die Stirn. »Gott sei Dank?«, wiederholte sie. »Was meinen Sie damit Akiyama-sama?«

Ein Lied für dichWhere stories live. Discover now