Kapitel 15: Gespräche

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Samantha fühlte sich geplättet, in etwa so wie ein Luftballon, aus dem alle Luft gewichen war. Denn natürlich hatte Benjiro Recht. Es war so gut wie unmöglich, dass Marc von dem was passierte, nichts mitbekommen hatte. Immerhin war Marc es gewesen, der sie ja sogar zu dem Konzert einlud. Auch wenn sie sich immer noch darüber wunderte, wie er auf die Idee gekommen war sie zu fragen. Er konnte doch nicht wirklich gedacht haben, dass sie nach allem was zwischen ihnen beiden vorfiel, zusagte? Falls doch, musste er ein ziemlicher Idiot sein. Aber das war ja nichts Neues.

Sie warf einen Blick auf ihr Handy. Drei verpasste Anrufe von ihren Eltern, fünf von Jana. Das konnte nichts gutes bedeuten. Sie seufzte.

»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Izuya, der ihr, seiner Meinung nach seltsames, Verhalten als erstes auffiel. »Geht es dir gut?«

»Ja«, antwortete Samantha. »Aber wahrscheinlich sollte ich mal meine Eltern anrufen. Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis sie hiervon erfahren, schätze ich.«

»Sollen wir ...«, begann Katsu, doch kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden.

»Nein«, fiel Samantha ihm sofort ins Wort. »Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.«

»Dem kann ich mich nur anschließen«, stimmte Benjiro zu. »Außerdem habt ihr dazu gar keine Zeit. Immerhin habt ihr genug Songs, die ihr Proben müsst.«

»Also eigentlich können wir die doch schon. Also wäre es vollkommen in Ordnung wenn wir ...«, meinte Katsu, wurde aber sofort wieder unterbrochen.

»Nein«, wiederholte Samantha erneut, in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Kommt nicht in Frage.« Sie blickte Benjiro an. »Wenn es in Ordnung ist, würde ich aufbrechen. Falls etwas ist, wobei ihr Hilfe benötigt. Katsu und die anderen haben meine Handynummer«, fügte sie hinzu, ehe sie den Hotelraum verließ.


***

»Das war jetzt aber doch ein schneller Abgang«, meinte Katsu, der immer noch auf die Tür sah, durch die Samantha gerade verschwunden war.

»Und sie hat in all dem Trubel auch noch vergessen, den Vertrag zu unterschreiben«, sagte Benjiro, dem das erst in diesem Moment auffiel. »Dabei muss der doch so schnell wie möglich an Akayami-sama zurückgeschickt werden«, er seufzte.

»Ich bin mir sicher, er wird dir nicht den Kopf abreißen, wenn es ein oder zwei Tage länger dauert«, versuchte Katsu, ihn aufzuheitern. Was nur teilweise von Erfolg gekrönt war.

»Außerdem ist das ganze Chaos ja nicht deine Schuld, sondern unsere«, ergänzte Tadashi.

»Richtig«, stimmte Hiroto ihm zu. »Dir kann man keinen Vorwurf machen.«

Benjiro nickte. »Dann werdet ihr ja sicher nichts dagegen haben, endlich euren Videoblog anzufangen«, es war keine Bitte.

»Na schön«, sagte Katsu. »Wir machen das nachher, während einer Pause im Proberaum.« Er sah seine Freunde an. »Einverstanden?«


***


Samantha musste nicht lange vor der Haustür ihrer Eltern warten, denn nach nur kurzer Zeit wurde ihr geöffnet.

»Ich habe mich schon gefragt, wann du bei uns vorbei kommst«, meinte ihre Mutter zur Begrüßung und musterte sie von oben bis unten. »Komm rein. Du hast uns wohl einiges zu erzählen.«

Samantha schluckte unwillkürlich. Irgendwie war sie sich nicht sicher, ob sie sich auf das Gespräch mit ihren Eltern freuen sollte oder nicht. Auf jeden Fall war klar, dass sie schon Bescheid wussten. Zumindest etwas. Kurz darauf war ihr auch klar warum, als sie die Zeitung auf dem Tisch liegen sah.

»Verdammt«, murmelte sie vor sich hin. »Das hatte ich ganz vergessen.«

»Wie vermutlich auch uns davon zu erzählen«, tadelte ihre Mutter sie. Wütend schien sie jedoch zum Glück nicht zu sein.

»Ich bin gekommen um euch jetzt davon zu erzählen«, entgegnete Samantha schnell. »Das reicht doch, oder? Außerdem hatte ich vorher gar keine Zeit dazu, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.«

»Soll das heißen, dass du wirklich mit diesen Jungs unterwegs sein wirst?«, ihre Mutter sah Samantha fragend an. »Und was sagt dein Professor dazu? Immerhin solltest du dich doch auf dein Studium konzentrieren.«

Samantha ließ sich auf ihren Lieblingssessel im Wohnzimmer fallen. »Genau genommen, war er es, durch den es überhaupt dazu gekommen ist«, entgegnete sie. »Immerhin hat er mich Ihnen vorgestellt.«

»Trotzdem, dass es so endet, hat er sich bestimmt nicht gewünscht«, mischte sich ihr Vater ein. »Immerhin bist du eine seiner besten Studenten.«

Das stimmte sogar. Aber nichtsdestotrotz ...

»Dein Vater hat Recht«, sagte Samanthas Mutter. »Du wirst doch bestimmt mit ihnen reden können und sagen, dass es nicht möglich ist.«

Samantha schnaubte missfällig. Immerhin war es nicht so, dass sie das nicht getan hatte. Sie hatte versucht, mit Katsu zu reden. »Habe ich schon. Und es ist nicht möglich.«

Sie wusste, das Nächste, was sie sagen würde, würde ihren Eltern nicht gefallen. »Und ich werde es auch nicht.«

»Aber ...« Ihre Mutter starrte sie an. »Du kannst doch nicht einfach ...«

»Es ist wirklich nicht einfach«, stimmte Samantha ihr zu. »Im Gegenteil. Aber ich habe einen Vertrag bekommen und werde bezahlt, sogar sehr gut. Und wie es aussieht, werde ich meine Notenhefte mitnehmen können. Da ich ohnehin im Moment an einer Arbeit bin, die ich erst in einem Monat abgeben muss, ist das auch kein Problem.«

»Du wirst sehr gut bezahlt?«, erkundigte sich ihr Vater, den das aufhorchen ließ. »Wie viel bekommst du denn?«

»Darüber möchte ich nicht sprechen«, meinte Samantha. »Auf jeden Fall müsst ihr euch keine Sorgen um mich machen. Es ist ja auch nicht so, dass ich mich nicht bei euch melden werde.«

»Das erwarten wir auch«, stellte ihre Mutter klar und runzelte die Stirn. »Weiß Jana schon Bescheid?«

Samantha nickte. »Sie hat die Jungs sogar kennengelernt.« Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da bereute sie schon, es gesagt zu haben. Und das aus gutem Grund.

»Wenn Jana sie kennt, dann können wir sie doch auch kennenlernen«, schlug Samanthas Mutter natürlich sofort vor. »Immerhin wäre es schön für uns zu wissen, mit wem du unterwegs bist.«

»Also ich weißt nicht ...«, begann Samantha, doch es war zu spät.

»Nein, keine Widerrede. Das ist eine großartige Idee«, fiel sie Samantha ins Wort. »Ich weiß auch schon, was ich kochen werde. Wann denkst du, dass sie Zeit haben?«

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