Epilog

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„Ladies and Gentlemen. Willkommen zum Finale des 200m Individual Medley der Frauen. Auf Bahn eins, Khwo Chewong aus Südkorea mit einer Bestzeit von 2:10.83 Minuten. Auf Bahn zwei Katharina Goldschmied aus Deutschland. Bestzeit: 2:10.74. Auf Bahn drei tritt die derzeitige Rekordhalterin Christina Nikitova aus Russland mit einer Rekordzeit von 2:06.11 Minuten, an und auf Bahn vier Sofia Frey aus Amerika, die unserer Rekordhalterin mit einer Bestzeit von 2:06.17 Minuten knapp auf den Fersen ist..."

Ich stieg auf den Startblock. Der kalte Stahl unter meinen Füßen war ein alter Vertrauter. Mein Körper war gespannt, aber mein Geist war ruhig. Ich sah hinauf zur Zuschauertribüne und entdeckte das vertraute Gesicht. Nico, mein Partner. Er hatte jedes meiner Rennen gesehen und war mein größter Fan. Noch nie hatte er mich im Stich gelassen. Ich liebte ihn noch immer so sehr wie am ersten Tag. Er lächelte mir zu und reckte einen Daumen in die Höhen. Er glaubte an mich.

„Du bist also diese Newcomerin", sagte eine Stimme mit russischem Akzent neben mir. Ich spürte, dass sie mich musterte, doch die Angst vor den Blicken der Konkurrenz hatte ich schon lange abgeschüttelt. „Man erzählt sich allerlei Gerüchte über dich. Du sollst aus dem Nichts aufgetaucht sein. Merkwürdiger Schwimmstil und eine seltsame Einstellung, was den Sieg betrifft. Manche denken sogar, dass das Wasser dich uns anderen vorziehen würde", zischte sie. „Und glaubst du das?", fragte ich, den Blick noch immer auf den Horizont gerichtet. „Ich wäre keine Weltmeisterin, wenn ich jedem Geschwätz über meine Konkurrenz Gehör schenken würde". Sie lachte gehässig.

Ich betrachtete sie aus dem Augenwinkel. Meine meeresblauen Augen trafen auf ihre braunen und nagelten ihren Blick eine Sekunde lang fest „Vielleicht solltest du damit anfangen" „Deine Psychospielchen kannst du dir sparen! Ich mach dich fertig und warte dann mit meiner zolotaya medal' im Ziel". Ich rief mir ihre Zeit zurück ins Gedächtnis. Zwei Minuten, sechs Sekunden und elf Millisekunden. Das hier würde spannend werden. Vielleicht konnte ich ihren Rekord brechen, doch es gab eine Sache, die viel wichtiger war als zu gewinnen. In einer letzten Geste sah ich die Russin direkt an. „Frei zu sein ist wichtiger als der Sieg", sagte ich und tauchte mit meinem Herzen in die blauen Fluten ein.

Olympics Paris 2024. 

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