Erwachen

104 7 2
                                    



Soooooooooooo meine Freunde der Sonne! Es ist vollbracht!!!!!!!!!!!! *Trommelwirbel*
Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit kommt ein actionreiches Kapitel :D
Wie immer ganz viel Spaß beim Lesen

Eure Salaka-chan
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Erwachen




„Furcht ist ein hinterhältiger Gegner. Es keimt im Unterbewusstsein und schlägt still und heimlich während alltäglichen Situationen seine Wurzeln, ehe über die Jahre hinweg ein wahres Geflecht entsteht. Taten und Entscheidungen werden beeinflusst und alltägliche Situationen latent abgehandelt. Das wahre Ausmaß der eigenen Ängste bemerkt man erst in unvorhergesehenen Extremsituationen. In diesen versagt der rationale Verstand vollständig, sodass für die weiteren Handlungen größtenteils der Neocortex die Kontrolle übernimmt."

Regeneration beginnt im Kopf, Sebastion Morel, Band 1, S.14, 1.Auflage




Die sphaera sensum fühlte sich kalt und schwer in ihrer zittrigen Hand an, während die junge Frau versuchte, sich auf die Umgebungsgeräusche zu konzentrieren. Seit geraumer Zeit war es ruhig in dem Lager, doch die Ungewissheit, dass diese Männer jederzeit zu ihr kommen könnten, raubte Livia den Verstand. Wie lange saß sie bereits auf dem harten Boden und erwartete die Ankunft des Vampirs?

Trotz der widerwärtigen Ansprache hatte sich noch keiner der Männer zu ihr gewagt. Warteten sie vielleicht auf den Schutz der Dunkelheit oder spielte ein anderer Faktor eine gewichtige Rolle? Ging man nach der Anzahl der Stimmen, mussten es um die zwölf Mann sein. Sebastion schien auf den ersten Blick kein festes Mitglied dieser Gruppierung zu sein, weshalb wandte sich nach dem brutalen Mord eines Kameraden, keiner der anderen gegen ihn? Der Gelehrte war körperlich zweifelslos stark, dennoch sollte er bedingt durch die Anzahl der restlichen Mitglieder deutlich im Nachteil sein. Der Leichnam, welcher zentral innerhalb ihres Gefängnisareals lag, trug nicht sonderlich zur Förderung ihrer Denkansätze bei. Der Hüne wies bereits erste Anzeichen der Leichenstarre auf und der kräftige Farbton seines Blutes glich nun eher dem Rot einer rostigen Klinge.

Livia schloss ihre Augen und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Sie musste denken! Mehr denken! Zum einen verhalfen ihr rationale Rückschlüsse sich etwas zu beruhigen und zum anderen könnte ihr auf diesem Wege ein akzeptabler Fluchtplan in den Sinn kommen. Die junge Alchemistin fuhr sich während des Sinnierens in regelmäßigen Intervallen über die Stirn. Falls sie Dettlaff auf sich aufmerksam machen könnte, ergäbe sich vielleicht eine Möglichkeit unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Ihr Blick blieb auf den wund gescheuerten Handgelenken ruhen ehe nach geraumer Zeit der Groschen fiel. Eine Verletzung sollte die Aufmerksamkeit des Vampirs direkt auf sie lenken!

Livia erhob sich mit zitternden Knien und sondierte die nähere Umgebung. Das Dach des Gewölbes war durch sein Alter und den Einfluss der Natur völlig zerstört. Die Bruchstücke der Decke lagen größtenteils entlang der Seitenwände des ursprünglichen Gebäudes verteilt am moosbewachsenen Boden, während die mit Efeu überzogenen Backsteinwände zu einem gewissen Grad erhalten geblieben waren und einen spärlichen Sichtschutz vor neugierigen Blicken bot.

Auf dem kleinen Holztisch, an welchem noch vor einigen Minuten ihr Aufpasser gesessen hatte, lag neben einer kleinen Geldkatze, Gwent-Karten und einem Bier noch ein Dolch. Um nicht die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen, krabbelte sie vorsichtig zu dem ramponierten Tisch. Das feuchte Moos gab unter ihren zitternden Handflächen nach und gab bei jeder Bewegung ein kaum hörbares schmatzendes Geräusch von sich. Aus der Nähe erkannte sie, dass es sich um eine schlichte Klinge handelte welche wahrscheinlich nur für das Schälen bei der Essenszubereitung eingesetzt wurde. Die Waffe wirkte nicht gut gepflegt und das Metall schien an einigen Stellen brüchig zu sein, doch für ihr Vorhaben sollte diese dennoch mehr als ausreichend sein.
Während des Inspizierens des Dolchs, vergaß sie für einen kurzen unachtsamen Augenblick auf die Umgebung zu achten. Die Geräusche aus dem Lager waren völlig verstummt und eine beunruhigende Stille legte sich über die Hanse.



„Was haben wir denn da? Ein kleines Mädchen mit dem passenden Schwert?"
Erschrocken fuhr die Blondhaarige auf und bemerkte mehrere männliche Gestalten nur ein paar Schritte von sich entfernt. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen und der Griff um die Waffe verhärtete sich, sodass ihre Knöchel weiß hervortraten. Wider Erwarten konnten sich diese Männer trotz deren grobschlächtigen Staturen, nahezu lautlos fortbewegen.

„Keine Sorge, wir können dir mit etwas Hartem dienen, an dem du dich nicht schneidest." Einer der Männer wollte laut auflachen, als ein weiterer ihm mit dem Ellbogen in den Bauch stieß.

„Pssssssssst. Wir sollten leise sein. Wenn ER mitbekommen sollte was wir vorhaben, dann...."

„Wie soll man da leise sein? Nach langer Zeit endlich mal wieder ein hübsches Ding! Das muss gefeiert werden! So meine Kleine. Papa wird dir nicht weh tun. Leg einfach das Messer weg und tu was wir dir sagen, dann wird niemand verletzt. Keine Sorge, wir werden alle unseren Spaß haben."

Tränen sammelten sich in den Augen der Alchemistin, wodurch ihr Sichtfeld verschwamm und die Gesichter der Männer zu undeutlichen Konturen verschmolzen. Ihre Unterlippe bebte, ehe sie sich mit einem kräftigen Stoß, die rostige Schneide des Dolches in ihr linkes Handgelenk stieß. Warmes Blut rann an ihrer schmutzigen Haut hinab und zog eine glänzende hellrote Spur hinter sich her.




Für einen flüchtigen Augenblick schien die Welt still zu stehen. Livia spürte weder Schmerz noch Angst. Ihr komplettes Sein war erfüllt von ihrem festen Herzschlag, welches sich nun im absoluten Einklang mit ihrem Verstand befand. Den Mund leicht geöffnet, blickte sie auf das Blut, welches sich langsam auf dem moosbewachsenen Untergrund unterhalb ihres Handgelenks sammelte. Bildete sie sich das ein, oder ging von ihrem Blut ein Summen aus? Die feinen Partikel, aus welchen die lebensnotwendige Flüssigkeit bestand, schienen ihrem stummen Ruf zu antworten. Es bedurfte keinerlei Worte. Ein unerklärliches Paradoxon, welches nur der Anwender selbst nachvollziehen konnte.


Die Reaktion der Männer auf diese plötzliche Tat, fiel äußerst vielfältig aus. Einige bekamen Panik und suchten schnell das Weite, um dem Zorn von Sebastion zu entgehen, während andere in eine Schockstarre verfielen und die junge Frau mit angsterfüllten Augen beobachteten. Derjenige, der sie zuletzt mit anzüglichen Sprüchen bedrängt hatte, ließ sich von ihrem Vorgehen nicht abschrecken und trat mit unerwarteter Schnelligkeit und hungrigem Blick auf sie zu. Mit eisernem Griff packte er ihr verletztes Handgelenk, zog den Dolch heraus und warf ihn mit einer achtlosen Bewegung hinter sich.

Er hatte braune schulterlange Haare, muskulöse Oberarme und ein breites Gesicht, welches eine auffällig große Narbe zierte. Beim Lächeln blitzten unerwarteterweise äußerst gepflegte Zähne auf.

Der Söldner griff nach einem blonden Haarbüschel und zog sie mit einem festen unnachgiebigen Ruck auf den Boden. Um sie am Aufstehen zu hindern, setzte er sich mit vollem Gewicht auf Livia, griff nach ihren Händen und drückte diese über ihren Kopf überkreuzt nieder. Da die junge Frau dem Söldner körperlich maßlos unterlegen war, konnte er eine seiner Hände nutzen und ein Messer hervorziehen. Er drückte es gegen ihre Brust und sah ihr mit gehässigem Grinsen in die Augen. „So sieht ein scharfes Messer aus. Ein kleiner Ruck genügt", dabei zerschnitt er ihr mit einer routinierten Bewegung das Oberteil und die Unterwäsche, „um alles zu zerschneiden was man möchte. Du bist wahrlich eine Schönheit, wenn auch etwas zu dürr und mit zu wenig Titten." Er fuhr sich mit der Zunge ungeduldig über die Lippen.

„Was ist los Püppchen? Sag doch etwas. Ich mag es nicht, wenn die Frau nicht mit mir spricht." Dabei fuhr er vorsichtig mit der Messerspitze von ihrem Kinn zu dem Zwischenraum ihrer Brüste und hielt abschließend die Klinge über ihrem Hosenbund. Er blickte sie forschend an und was er sah, schien ihm zu gefallen. Angsterfüllte große Augen, Tränen die ihre geröteten Wangen hinabliefen und ein unkoordiniertes Zucken am gesamten Körper.

Er drückte seine wachsende Erregung kurz gegen ihren Unterleib, ehe er mit seiner Waffe ihre Hose zerteilte. Das Messer führte er abschließend zurück in die Scheide und ergötzte sich an dem freizügigen Anblick. „Weißt du was bei Jungfrauen am besten ist? Der Wandel des hoffnungsvollen Blickes in bittere Erkenntnis, dass diese Situation nicht abwendbar ist." Er umfasste eine ihrer Brüste und drückte fest zu, wodurch Livia ein schmerzhaftes Wimmern entfuhr. Das schien den Söldner weiter anzustacheln und er biss ihr fest auf eines ihrer Ohrläppchen.

Livia konnte seinen schweren Atem an ihrem Ohr spüren und verfiel in einen Schockzustand. „Bitte, lass mich gehen. Ich werde Sebastion nichts verraten. Bitte, lass mich gehen. Bitte. Bitte, lass mich gehen." Sie wiederholte diese Sätze in einem Flüsterton wie ein Mantra, welches sie vor allem Unheil beschützen sollte.

Immer noch an ihrem Ohr flüsterte der Mann fast zärtlich: „Da du ohnehin schon blutest, können wir gleich Spaß wie die Großen haben."

Als die junge Frau nicht auf diese Aussage reagierte, sondern weiterhin ihre Bitte äußerte, schlug er ihr mit dem Handrücken ins Gesicht, wodurch sie verstummte. „Großer Gott halt's Maul! Als ich meinte, dass die Frauen mit mir sprechen sollten, ging ich von einem anderen Text aus." Unbeirrt fuhr er mit seiner warmen Zunge über ihren Hals und saugte an der empfindlichen Haut. Livia schluchzte laut auf und versuchte mit aller Kraft, sich aus seinem Griff zu befreien. Erfolglos.

Der Söldner löste sich von ihr und fuhr erneut mit der Hand über ihre Brust, ehe er sich dem unteren Körperbereich widmete. Die dicken Finger berührten bereits den oberen Schambereich als Livia voller Verzweiflung laut aufschrie.



Der Braunhaarige hielt inne und sah langsam an sich herab. Als die Erkenntnis ihn traf, verzog sich sein Mund zu einem „Oh." und er fiel seitlich zu Boden, während sich sein Blut in unnatürlicher Geschwindigkeit über den moosbewachsenen Untergrund aus seiner offenen Bauchdecke ausbreitete.

Kurz darauf wurde der zuckende Körper von riesigen Klauen aufgespießt und mit unmenschlicher Kraft gegen eine der überwucherten Backsteinwände geschleudert. Die Intensität des Aufpralls, brachte die Wand zum Einsturz, wodurch eine dichte Staubwolke die Sicht innerhalb dieses Gebiets einschränkte. Livia setzte sich schweratmend auf und spürte eine Woge der Erleichterung über sich hineinbrechen.

„Dettlaff." Ihre Stimme kaum mehr als ein flüstern.
Der Vampir trat stumm näher an sie heran und legte ihr seinen schweren Mantel um die bebenden Schultern, wobei er darauf achtete sie nicht mit seinen Klauen zu berühren. Das Leder fühlte sich kalt an, als Livia das Kleidungsstück schützend um ihren Körper zog. Sie blickte in nahezu weiße Augen und ein wutverzerrtes bestialisches Gesicht. Der Vampir gab ein Knurren von sich als er sich wieder erhob. „Sie werden dafür bezahlen. Jeder Einzelne!"
Ehe sie reagieren konnte, verschwand Dettlaff in der Staubwolke und sie konnte sich das Gemetzel, außerhalb ihres Sichtbereiches nicht einmal ansatzweise vorstellen. Die anfangs noch zahlreichen, doch leicht panischen Schlachtrufe verstummten nacheinander innerhalb kürzester Zeit und ehe sich Livia versah, herrschte eine gespenstische Stille in der Hanse.

Ihr rasender Herzschlag dröhnte in ihren Ohren, während sie sich wie eine Fremde in ihrem Körper fühlte. Unter größter Anstrengung kam sie auf die Beine und lief mit unsicheren Schritten, den Mantel fest um ihren Körper zusammengezogen, in die Richtung, aus der sie zuletzt Kampflaute gehört hatte.

Die leblosen Körper der am Boden liegenden Männer, waren durch die zügellose Wut des Vampirs, völlig entstellt und kaum mehr als menschliche Wesen erkennbar. Ihr Blut und ihre Gedärme waren über den gesamten Boden verteilt und der erdrückende Gestank des Todes lag schwer in der Luft. Inmitten dieses abscheulichen Anblicks stand, ihr den Rücken zugewandt, Dettlaff. An seinen Klauen klebte das frische Blut seiner Feinde und tropfte in regelmäßigen Intervallen und mit unnatürlich wirkendem Platschen auf die Erde.

Livia wischte sich mit dem Unterarm über das von Tränen nasse Gesicht, ehe sie sich ihm näherte. „Komm nicht näher!"
Ihr Herz setzte einen Schlag aus als sie innehielt und den Vampir verwirrt musterte. Die scharfen Klauen verkürzten sich zu den markanten Fingernägeln und als der schwarzhaarige Mann sich ihr zuwandte, war dieser komplett in seine menschliche Form zurücktransformiert.

„Du hattest recht, ich bin ein Monster. Deswegen werde ich euch Menschen niemals verstehen und möchte es auch nicht, wenn es bedeutet, dass ich wehrlose Wesen mit Gewalt gefügig machen soll. Bitte verzeih mir."

Ihre Atmung kam stoßweise als sie dem Vampir mit zunehmendem Entsetzten zuhörte. „Nein!"
Sie trat einen weiteren Schritt auf ihn zu, weswegen der Angesprochene seine Körperhaltung versteifte und die Lippen fest aufeinanderpresste, während die nun hellblauen Augen einen leidenden Ausdruck annahmen.

„Du bist kein Monster! Die waren Monster liegen Tod am Boden und", sie hielt kurz inne und holte tief Luft, „und eines steht vor dir. Ich habe unverzeihliche Dinge gesagt, für die ich mich nun unendlich schäme. Ich wollte mit dir befreundet sein und dir die wichtigsten menschlichen Konventionen näherbringen, aber ich schaffe es nicht einmal mein eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Es tut mir so wahnsinnig leid." Ihr letzter Satz war kaum mehr als ein Flüstern, während sie beschämt die Augen schloss und ihr Haupt senkte.

Sie spürte einen warmen Luftstrom an ihrem Körper, ehe der Vampir sich direkt vor ihr wieder materialisierte. Seine Stimme war gedämpft und anhand des ernsten Tonfalls, konnte Livia seine aktuelle Stimmung nicht deuten. „Du wolltest?"
Die Blondhaarige wagte es nicht aufzublicken als sie leise antwortete. „Freunde behandelt man nicht so. Was ich zu dir gesagt habe war unverzeihlich."

Sie spürte die Hand des Vampirs an ihrem Kinn, ehe er sie mit sanftem Druck zwang ihm in sein Gesicht zu blicken. Ihre Augen weiteten sich, als sie die riesige Sehnsucht in den Augen des Vampirs entdeckte. Er betrachtete sie voller anerkennender Dankbarkeit, ehe er ihr mit einem warmen Unterton entgegnete. „Ich verzeihe dir mijn dappere vriendin."

Livia blinzelte und ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Dettlaff ich beherrsche die nilfgardische Sprache nicht."

Ehe der Vampir etwas entgegnen konnte, wurde dieser von einer starken magischen Welle erfasst und gegen eine der alten Ruinenwände geschleudert, woraufhin er unter der Last, der sich lösenden Steine begraben wurde.

„Wie kann dieses niedere Wesen es nur wagen dich zu berühren. Jeder sollte wissen wo sich sein Platz auf dieser Welt befindet."

Sebastion ignorierend rannte Livia mit einem schrillen Aufschrei, so schnell es ihr mit dem übergroßen Mantel möglich war, zu dem verschütteten Vampir. Doch ehe sie ihn erreichen konnte, wurde sie von dem Gelehrten aufgehalten. Er schlang einen Arm um ihre Hüfte, während er mit der anderen ihren Hals umfasste. Überrascht von dieser unmenschlichen Geschwindigkeit wollte sie sich zu ihm umblicken, als er ihr kurzzeitig die Luft abdrückte und zwang weiterhin in die Richtung ihres Freundes zu schauen.

„Schau es dir gut an meine liebe Livia. Solch widerwärtiges Ungeziefer muss von diesem Planeten entfernt werden. Es hat hier nichts zu suchen."

In der Zwischenzeit hatte sich Dettlaff befreit und blickte Sebastion hasserfüllt an. Seine spitzen Fangzähne schoben sich vor und die Krallen waren bereit diesen Mann in Fetzen zu reißen. Der kampferfahrene Vampir sollte jedoch nicht die Gelegenheit für einen Gegenschlag bekommen.

Sebastion beugte sich herab, um Livia direkt ins Ohr zu flüstern. „Sieh dir diese Bestie an. Glaubst du ernsthaft, dass er ein rein freundschaftliches Interesse an dir hegt. Ich schätze er möchte nur eines von dir." Dabei fuhr er mit seinen Fingern über ihre Halsschlagader.

Eine schwarze magische Lanze materialisierte sich über ihren Köpfen und durchstieß mit unvorstellbarer Geschwindigkeit Dettlaffs Oberkörper. Die Augen vor Überraschung geweitet, spuckte der Vampir Blut, während in seiner Brust ein riesiges Loch klaffte. Seine Regernationskräfte begannen mit der sofortigen Heilung und zeigten sich in Form von rotglitzernden Blutperlen entlang der Wunde. Erneut fuhr eine Lanze auf Dettlaff herab. Diesmal wurde ein Oberschenkel durchbohrt, weshalb der Vampir mit einem wütenden, animalischen Schrei zu Boden ging.

Das Gesicht blass und die grünen Augen voller Panik, versuchte sich Livia aus dem stählernen Griff des Mannes zu bereifen. „Hör sofort auf damit! Du bist komplett wahnsinnig! Du bringst sogar deine eigenen Männer um!"

Sebastion lachte vor Belustigung auf und wandte seinen Blick der jungen Frau in seinen Armen zu. „Du hast recht. Ich sollte mich bei deinem FREUND für seine Hilfe bedanken. Nun wird das mit meinen Männern in Zukunft ein wenig einfacher."

Unbeschreibliche Verzweiflung machte sich, auf Grund ihrer Hilflosigkeit in Livia breit. Sie hatte weder die Kraft, um sich aus Sebastions festem Griff zu befreien, noch konnte sie seinem sinnlosen Gerede folgen.

„Ich wollte schon immer einen Vampir köpfen und das Herz pfählen, oder möchtest du sein Herz als Glücksbringer behalten und es dir um den Hals hängen? Dann hättest du deinen Freund immer bei dir! Ja, ich denke, dass ist eine äußerst liebreizende Idee. Geben wir dieser Abscheulichkeit einen kurzen Moment der Regernation, ehe wir ihm sein Herz herausreißen."

Als ihre Beine nachgaben, wurde sie von Sebastion noch fester an sich gedrückt. „Sieh gut hin Livia. Das ist die wahre Macht, welche ich anstrebe und stets weiter auszubauen gedenke. Selbst solch ein Wesen der Finsternis, welches von den Menschen seid der Sphärenkonjunktion gefürchtet wird, geht vor mir auf die Knie. Mit dir wird meine Macht ins Unermessliche weiterwachsen und gedeihen."

„Bitte," ihre Stimme zitterte und heiße Tränen liefen an ihren Wangen herab, „Hör auf ihn so zu quälen. Ich mach alles was du möchtest aber lass Dettlaff gehen."

Der Vampir knurrte und versuchte auf die Beine zu kommen, was jedoch erfolglos blieb. Der Oberschenkel war lediglich eine breiige fleischige Masse und brauchte dementsprechend Zeit für die Heilung. Er stützte sich mit aller Kraft auf seine Arme und blickte Livia voller Entschlossenheit an, ehe er sich in Rauch transformierte und sich seinem Gegner auf diesem Wege nähern wollte.

Genervt schnaubte Sebastion aus: „Manche wissen in der Tat nicht, wann Schluss ist. Du hast dir ein äußerst dummes Fledermausexemplar ausgesucht."
Als Dettlaff sich hinter Sebastion befand und zuschlagen wollte, wurde er erneut von einer magischen Welle erfasst und gegen eine Wand geschleudert. Erschöpft blieb er für einen Moment in seiner eigenen Blutlache liegen, ehe er zu einem weiteren Angriff ansetzte.

Sebastion hatte sich mit Livia dem Verletzten zugewandt und zwang sie weiterhin das Schauspiel mitanzusehen. Die Tatsache, dass Dettlaff trotz seiner erheblichen Verletzungen nicht davon abließ sie zu beschützen, schockierte sie bis ins Mark. Solch eine devote Hingabe war ihr bisher fremd. Der Anblick des leidenden Wesens wurde zu viel für sie und in ihrem Kopf nahm das Summen stetig zu. Es war unerträglich und Livia glaubte den Verstand zu verlieren. Sie schrie auf und bemerkte dabei nicht, wie der Angreifer vor ihr zurückwich.

„Hör endlich auf ihn zu verletzten!" Die Wunde an ihrem Handgelenk war immer noch offen.
Während ihres Ausbruchs sammelten sich vereinzelte Blutstropfen in der Luft und setzten sich zu größeren Kugeln zusammen. Die Blondhaarige wandte sich dem Mann zu und blickte ihn hasserfüllt an. Die Blutsphären schossen in den Körper von Sebastion und hinterließen an den betroffenen Stellen tiefe Fleischwunden. Eine der Kugeln fraß sich mit einem schmatzenden Geräusch zwischen seinen Augen in den Kopf.

In sich zusammengesackt ging der Gelehrte zu Boden und blieb leblos liegen. Für einige Sekunden herrschte Stille, ehe Livia bemerkte, dass das Summen in ihrem Kopf aufgehört hatte. Unschlüssig was gerade geschehen war, wandte sie sich, nach Luft ringend, von Sebastion ab und rannte zu dem höheren Vampir, welcher nun stoßweiße atmend, unter den Schmerzen seiner Verletzungen, zusammengebrochen war.

Sie ließ sich neben ihm nieder und berührte zitternd seine blutverkrustete Wange. „Dettlaff!"
Sie schluchzte panisch auf, als sie die Wunden des Mannes aus der Nähe sah und versuchte sich dessen immense Schmerzen vorzustellen. Regis hatte in einem ihrer Gespräche einmal erwähnt, dass Dettlaff selbst für Vampire, über eine überaus beeindruckende Regenerationskraft verfüge. Er schien sich jedoch von dem Kampf in Beauclair tatsächlich noch nicht vollständig erholt zu haben, da sie kaum Heilungsfortschritte erkennen konnte. Ihr fiel bei dieser Gedankenrückblende jedoch eine weitere Eigenschaft der Vampire ein.

Sie blickte kurz auf ihr Handgelenk herab ehe sie Dettlaff mit einem entschlossenen Blick musterte. „Trink mein Blut."




Unbemerkt im Hintergrund, begann Sebastions Körper zu Staub zu zerfallen und vereinzelte buntschimmernde Partikel stoben in die hereinbrechende Nacht.

Witcher - Motten fühlen sich vom Licht angezogenWhere stories live. Discover now