"Timere ex hominibus"

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Hey I'm back! Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel <3
Liebe Grüße eure Salaka-chan


4.Kapitel "Timere ex hominibus"

Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster und umgaben die junge Frau mit einem warmen Schein. Ihre leicht gewellten blonden Haare schmiegten sich an ihren Körper und endeten knapp über der Hüfte. Das weiße Leinenkleid umspannte eng ihren Oberkörper, während es ab der Taille ausgestellt war.

Die für gewöhnlich lebhaften grünen Augen blickten dem Spiegelbild gleichgültig gegenüber. Ihr schmales Gesicht wirkte dank der Augenringe noch zerbrechlicher, während ihr heller Hautton nahezu unnatürlich wirkte. Die zusammengepressten Lippen verliehen ihr zusätzlich einen grimmigen Ausdruck.

Auf dem Dielenboden ihrer kleinen Hütte lagen noch immer, die für den Genesungstrank benötigten, Arbeitsmaterialien verstreut. Um den Kessel befanden sich kleine rote Spritzer, welche bereits in das Holz eingezogen waren.

Blut.

Regis Blut.

Bisher kannte sie nur einen Vampir. Er war sanft und umhüllte sie während ihrer Gespräche stets mit einem Gefühl der Geborgenheit. Seine Gesellschaft war erfrischend anders. Auf nahezu jede Frage hatte er die passende Antwort und trotz seines hohen Alters, besaß er vor allem im Bereich der Wissenschaft noch immer eine kindliche Neugier, welche stets gestillt werden mochte.

Seit 16 Jahren weiß sie über seine wahre Natur Bescheid, auch wenn ihr der Anblick der zähnefletschenden Bestie erspart geblieben ist. Er besitzt weder einen Schatten noch ein Spiegelbild, außerdem kann er seinen Körper dematerialisieren und sich als Rauchwolke fortbewegen.

Er hat die Gepflogenheiten der menschlichen Gesellschaft verinnerlicht und bringt sich galant in das Geschehen mit ein. Manch einer würde wahrscheinlich behaupten, dass Regis zu sehr in das Bild eines besonnen Menschen, höheren Alters passt.

Die verklärt träumerischen Ansichten über diese Spezies wurden am gestrigen Tag zerstört. Dettlaff war weder sanft noch zurückhaltend. Er wurde von seinen Emotionen getrieben und nahm dabei keine Rücksicht auf seine Umgebung. Dies führte zu spontanen und noch viel schlimmer, unvorhersehbaren Handlungen seinerseits. Er machte mit seinem monströsen Äußeren und Gebaren den Eindruck eines wilden Tieres auf Livia, das nur aus einer Laune heraus die menschliche Sprache gelernt hatte, sich aber weigerte diese tatsächlich einzusetzen und das Gegenüber zu verstehen. Er hätte ihr in menschlicher Form gegenübertreten können, zog es jedoch aus unerfindlichen Gründen vor, die zähnefletschende Bestie zu präsentieren.

Der Rückweg nach Hause verlief ohne weitere Zwischenfälle, wobei Livia den zeitlichen Verlauf des restlichen vergangenen Tages in ihrem Geiste nicht mehr rekonstruieren konnte. Der Schock nach dem Aufeinandertreffen hatte in ihr etwas bewirkt, leider wusste sie noch nicht inwieweit das für sie relevant war. Wie würde sie sich bei einem zukünftigen Treffen mit Regis verhalten? Wie würde er auf ihr Versagen reagieren?

Die Grübelei wurde von einem Klopfen an der Eingangstür unterbrochen.

Gerard, ein junger Bauer, stand an ihrer Türschwelle und blickte sie erschrocken an. „Bei Majoran, Livia! Du siehst schlimm aus. Was hast du die letzten Tage gemacht? Kann ich dir helfen?" Ein müdes Lächeln stahl sich auf die Lippen der jungen Alchemistin und sie verschränkte die Arme. „Charmant wie immer was? Die letzten Tage waren leider nicht wirklich mit Glück gesegnet, aber es muss irgendwann auch wieder aufwärts gehen, nicht wahr? Was führt dich zu mir?"

„Leider auch nichts Gutes. Die letzten zwei Nächte wurde mein Vieh auf der Wiese angegriffen."

Livias Lachen ließ Gerard kurz innehalten und blinzeln.

Witcher - Motten fühlen sich vom Licht angezogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt