„Und deswegen müssen wir mindestens drei Ponys haben, Daddy!", versuchte Rosie mit ihrer liebsten Stimmlage ihren verantwortungsbewussten Vater umzustimmen, klimperte bezirzend mit ihren dichten Wimpern, jedoch ließ sich der trotz seiner Miniaturversion nicht erweichen. „Nein Rosie, Schatz, darüber haben wir schon gesprochen. Ponys können nicht schwimmen, und wir leben am Meer", bemerkte er abermals mit solch einer Geduld, die weder Harvey noch Clayton an ihm kannten. Früher war Ezra sehr schnell gelangweilt und verlor das Interesse an einer ihrer langatmigen Diskussionen. Tja. Dinge ändern sich. Vor allem, wenn es dabei um die eigene Tochter ging.

Harvey schob sich die Sonnenbrille zwischen seine hellen Haare und stellte seine mitgebrachten Snacks auf das große Strandtuch, auf dem Noah glucksend den Neuankömmlig und Freund der Familie begrüßte indem er versuchte, Harvey's Namen auszusprechen. „Chimmyyy!", frohlockte er und richtete sich auf, wobei er tatsächlich seinen innig geliebten Tata liegen ließ, hoppste in seinem niedlichen Zweiteiler und wurde mit dem größten Vergnügen auf eine Augenhöhe mit dem Erwachsenen gebracht, hochgehoben von dem Tänzer der ganz ergeben in Anwesenheit der Kinder wurde, wo er dem Kleinen sanft die Nase stupste und so breit grinste, dass seine Äuglein sich zu Halbmonden formten. „Na du? Hast du Chimmy vermiiiisst?", neckte er und Noah lachte, reckte sich nach einer verführerisch tief hängenden Haarsträhne und jauchzte, als ihm Harvey kurz vor dem Zupacken in's Gesicht blies.

„Hey du", begrüßte Clayton Cedric, der ihn winkend anlächelte und den angelernten Handschlag als Begrüßungsritual vollzog, sehr zum Amüsement des Rappers, der ihm lobend durch die dunklen Haare wuschelte. „Ordentliche Leistung, kleiner Mann"

Cedric entwand sich dem Älteren und richtete sich seine Haarmähne, deutete hinter sich auf eine Kuhle im Sand und erklärte: „Großvater hat mir eine Geschichte vorgelesen, in der ein Mann 30 Tage durch die Wüste wanderte. Sein Trick um nicht zu verdursten war, sich mit einem Glas und einer durchsichtigen Folie die Kraft der Sonne zunutze zu machen. Willst du mitmachen? Ich glaube das erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe"

Clayton, der interessiert zugehört hatte und vom Entdeckergeist des Jungen beeindruckt mit dem Kopf nickte, meinte mit den Händen in den Hosentaschen: „Du bist wirklich deinem Alter voraus. Wie dein alter Herr es auch war. Na klar, zeig her Einstein. Wie funktioniert das?", erregte er die Begeisterung des Erstgeborenen, welcher voraus ging und dabei die physikalische Erläuterung des alten Mannes wiedergab, die er problemlos verstand und auch sofort eifrig auf den Grund gehen wollte. Der Rapper setzte sich in den Sand und hörte dem wahnsinnig aufgeweckten Kerlchen zu, konnte nicht verhindern, dass ein Schmunzeln seine sonst uninteressierten Mundwinkel anhob und er in der Tat mehr als nur simpel beeindruckt war von dem, was schon in diesem 8-jährigen Knirps erwachte. Während Cedric also geduldig dasaß und abwartete, bis die Sonne die Theorie der Wassergewinnung aus Kondensationströpfchen für wahr bewies, war sich Clayton zunehmend sicherer, dass Cedric eines Tages genug Grips besäße, um Krebs und Alzheimer und anderweitig schlechte Krankheiten zu heilen. Es waren Hoffnungsträger wie Cedric, die diese Welt brauchte und dank Cassian auch bekommen hatte.

Ezra, der seine Kinder in den besten Händen bei seinen Freunden wusste, schnappte sich zwei der mitgebrachten Erdbeeren und schob eine davon unauffällig zu Cedric, dessen Augen wie Diamanten strahlten als er die rote Beere erhielt. Wohlig verputzte er die süße Sommerfrucht und weil er wusste, dass Onkel Clayton nicht wirklich so streng war wie er aussah, fragte er seinen Lieblingsonkel mit seinem intensivsten Hundeblick, ob er noch eine Erdbeere haben dürfte um sich die Wartezeit zu vertreiben. Clayton, der zwar schwer schnaufte aber dem Kind diesen Wunsch erfüllte weil er ihm nichts abschlagen konnte, nicht mit diesen großen braunen Hundeäuglein, warf Ezra einen vielsagenden Blick zu. Ezra schmunzelte nur belustigt, denn Clayton war es immerhin, der Cedric immer schon bevorzugt behandelt und ihm wie Cassian alles erdenkliche durchgehen ließ – also im Grund traf weder Ezra noch seine Erziehung die Schuld, dass Cedric eben bekam was er wollte. Der Älteste verdrehte über sich selbst die Augen, als er merkte, dass er dem Charme eines Kindes mit ozeanblauen Augen wieder einmal nicht hatte widerstehen können und moserte: „Der Racker schnorrt genauso dreist wie du, Alter"

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Where stories live. Discover now