🎉 Special 🎉

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Der Junge sauste um die Ecke und schnaufte durch die Intensität der Hetzjagd, sein kleines Herzchen klopfte tapfer weiter und er verstärkte den Griff um sein Schwert. Das bemalte silbergraue Schwert, dass in seinen Händen den wohl einzigen Schutz vor dem durchtriebenen Tier war, das hinter ihm her jagte. Der feuerspeiende Drache, dessen sengendes Feuer in dieser Realität keinen Schaden anrichten vermog - doch man unterschätze niemals die beflügelte Vorstellungskraft eines jungen Kindes.

"Ai ai", jappste der Kleine und schrillte auf, als der große böse Drache seine Klauen reckte und ihm auf Schritt und Tritt folgte.

Unerbittlich verringerte sich der Abstand zwischen Jäger und Beute und der Kleine schrie mit seinem glockenhellen Stimmchen laut auf, als ihn die Pranke des Ungetüms von hinten packte und ruckartig von den Füßen warf. Der fantasierte Feuerspucker schmunzelte und wirbelte den Kleinen herum, bis er Angesicht zu Angesicht mit ihm verweilte. Strampelnd und wehrend gluckste er und lieferte Widerstand, zappelte und schien nicht zu begreifen, dass er allein in seiner Größe schon dem Willen des Älteren erlegen war. Keine Angst löste diese Differenz aus, kein lähmender Furchtimpuls jagte durch Mark und Bein.

„Jetzt hab ich dich, du Rabauke!", raunte der Jäger mit einem unterschwelligen Fünkchen Jux in der Stimme. "Der mächtige Drachenkönig obsiegt!"

Übertrieben dramatisch versenkte der Sieger dieser Verfolgungsjagd sein Gesicht an der Brust seines Opfers, blies seine Wangen auf und knuddelte den kichernden Ritter ordentlich durch. Aber nicht grob, sondern so sanft wie es nur eine bestimmte Art von Mensch tat - ein Vater. Ein Vater der sein Geschöpf liebte wie nichts sonst in dieser Welt, diese wunderbare Verschmelzung von sich und seinem Gefährten mit ozeanblauen Augen. Ein kleiner Engel, der ein der elterlichen Behausung behütet und von Herzen geliebt das Glück erfahren durfte, aufzuwachsen. Genauso, wie es schon Ezra als Hosenracker erleben durfte.

Der Schwarzhaarige wackelte spielerisch mit den Augenbrauen und hielt den Kleinen liebevoll in seinen starken Armen, bedacht darauf ihm nicht weh zu tun oder gar fallen zu lassen. Dieser Schatz war zu kostbar, als das er nicht mit seinem Herzblut für sein Wohl schuften würde. Denn das tat er. Jeden Tag und jede Stunde seines Daseins. Er liebte sein Söhnchen und scheute sich nicht, seine Vaterliebe offen zu zeigen.

„Daddy! Daddy kitzel!", giggelte der Junge im kreativen Ritterkostüm und grinste fröhlich vor sich hin, schmiegte sich anhänglich an seinen Vater und fragte mit seinen großen blauen Augen erwartungsvoll: „Keksis?"

„Wenn du Keksis möchtest, dann fragen wir deine Geschwister ob sie auch welche haben möchten", lächelte der Schwarzhaarige zustimmend und schritt zurück durch den Gang, den er schon so oft entlanggeschritten war, dass er jede einzelne der handeigenen verlegten Dielen lieb gewonnen hatte. Es war seine Arbeit, seine harten Mühen und letztendlich war es genau das geworden, was er beabsichtigt hatte. Ein Zuhause für seine Liebsten. Guiseppe hatte ihm trotz seines stolzes Alters von mittlerweile 68 Jahren eifrig geholfen und unterstützt - dafür war Ezra dankbar und zeigte sich erkenntlich, so oft er nur konnte. Reparaturen am Auto, die Einkäufe in der Stadt erledigen. Kleinigkeiten, die den Alten entlasteten und ihm ermöglichten, durch die gewonnene freie Zeit bei seinen Enkeln zu sein. Richtig gelesen: seinen Enkeln. Blut war dicker als Wasser aber nichts war stärker als diese reine Liebe, das selbstlose priorisieren von anderen Mitmenschen. Für diese Aufopferungsbereitschaft war Ezra dankbar. Es war nämlich nicht selbstverständlich, dass man das alte Haus eines einsamen Wittwers nach den eigenen Vorstellungen umgestalten durfte, schließlich gehörte es rechtmäßig ihm. Aber nun erstrahlte das in die Jahre gekommene Haus in neuem Glanz, ausgestattet mit neuen Möbeln und renovierten Wohnräumen. Es beherbergte eine heile Familie.

"Sternchen?", kuschelte sich der süße Fratz an Ezra und dessen Herz zerfloss vor Rührung, seinen Sohn dieses Wort sagen hören. Diesen Namen.

Seit Ezra den Jungen mit den ozeanblauen Augen wieder um sich hatte und ihm jeden Tag seine Zuneigung zeigte, vergaß er hin und wieder, dass der junge Verstand der Kinder noch nicht zwischen Name und Bezugsperson unterscheiden konnte. Für Ezra symbolisierte sein Gefährte einen personifizierten Hauptgewinn im Lotto. Wunderschöne Augen die die Kraft und gleichzeitig die Ruhe des Ozeans beherbergten.

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Where stories live. Discover now