Kapitel 9.3 - Es ist kompliziert...

543 41 11
                                    

Stunden später standen eine leere und eine halb leere Flasche Met auf dem Tisch und Alec sass schwer grübelnd immer noch am selben Platz. Sein Geist war benebelt und er hiess, wie immer, diese geistige Unzurechnungsfähigkeit willkommen. Aus dem Nichts schnellte er hoch, mit nur einem klaren Gedanken Rose. Obwohl er wütend auf sie war, hatte sich sein Verlangen nach ihr nicht gemindert. Er sehnte sich nach ihrer Nähe. Sein gegenwärtiger Zustand, hatte seinen Vorsatz sie nicht aufzusuchen, zunichte gemacht. Wissensdurst umgab ihn. Wieso wollte sie ihn verlassen und worin hatte sie ihn noch belogen? Er wollte Antworten und zwar gleich! Zügigen Schrittes stürmte er aus dem Arbeitszimmer in Richtung seines Gemaches. Er knallte seine eigene Zimmertür auf und trat hinein. Nur eine Kerze erhellte den Raum. Sie lag zusammengerollt in einer Ecke des Bettes und schlief. Thomas sass in einem Stuhl neben dem Bett und hatte ebenfalls geschlafen. Als Alec jedoch hineinstürmte, sprang er sofort auf.
„Alec! Was ist los?" fragte er verschlafen. Langsam glitt auch sie aus ihrem Schlaf, blinzelte und setzte sich halb auf.
„Warum" schrie er sie an „habt ihr mich belogen? Und wagt es ja nicht eine Ausrede zu verwenden!". Sie setzte sich kerzengerade auf und blickte ihn an. Er hatte bewusst wieder in die höfliche Form gewechselt. Thomas schritt ans Bett und stellte sich vor sie
„Alec, du bist von Sinnen. Beruhige dich erst" sagte er verteidigend, doch sie sprach
„Danke Thomas, doch ich muss mich selbst rechtfertigen". Sie erhob sich vom Bett und stellte sich daneben. Ihre linke Wange war massiv gerötet und geschwollen. Unter dem Auge war die Haut aufgeplatzt und eine rote Linie verriet, dass sie geblutet hatte.
„Ich weiss, ich habe euch überrumpelt" sagte sie mit Betonung auf der Höflichkeitsform. „Allerdings war es nie meine Absicht euch in Schwierigkeiten zu bringen oder eure". Alexander schnitt ihr das Wort ab
„Ich will keine verdammten Entschuldigungen! Ich will Antworten! Seid ihr eine Spionin? Sagt es gleich, denn damit erspart ihr euch eine Menge Ärger!". Er sah aus den Augenwinkeln, wie Thomas den Kopf schüttelte. Er blickte in ihre grünen Augen, die ihn anfunkelten
„Natürlich nicht! Wie könnt ihr Talbot Glauben schenken, er ist ein mieser Bastard!" schrie sie zurück. Schön er hatte das erreicht was er gewollt hatte. Sie war nun ebenfalls wütend.
„Thomas raus" brachte er halb und düster zwischen seinen Zähnen hervor.
„Ich werde vor der Tür warten" sagte er mit einem letzten Blick auf Alec. Er hörte, wie die Tür von aussen geschlossen wurde.
„Ihr habt aus mir einen liebestrunkenen Trottel gemacht und euch bestimmt köstlich darüber unterhalten, nicht wahr?!" schmiss er ihr an den Kopf. Sie zog ihre Augen zusammen und funkelte ihn böse an
„Oh nein, lasst dies nicht an mir aus! Ihr seid genauso schuld, wie ich selbst!"
„Talbot mag ein mieser Bastard sein, doch was seid ihr? Eine Verräterin, Betrügerin oder eine gewöhnliche Strassenhure?!" brüllte er sie an. Als die letzten Worte über seine Lippen kamen, bereute er sofort was er gesagt hatte. Er beobachtete sie genau. Sie schien über seine Wortwahl überrascht, doch hatte sich schnell wieder gefangen
„Nichts was ihr sagen könnt, wird mich verletzen! Ich habe allerlei Demütigungen hingenommen und ich lasse mich nicht von einem arroganten englischen Zögling als Dirne bezeichnen! Ich bin euch zu überhaupt nichts verpflichtet, es ist mein Leben!" Sie blickte ihn an. Beide waren erregt ob ihrer Wutausbrüche und standen in der Mitte des Raumes. Dann veränderte sich ihr Blick „Bitte lasst mich gehen" sie betonte jedes einzelne Wort „Ich versichere euch, ich bin keine Spionin... Ich muss gehen" sagte sie flehend.
„Erzählt mir eure Geschichte, jetzt" sagte er etwas leiser und sah sie auffordernd an.
„Ich kann... nicht. Nicht jetzt" sie ging einen Schritt auf ihn zu „Ich werde es dir erzählen, nur lass mich jetzt gehen". Er wandte seinen Blick ab
„Ich soll dich gehen lassen ohne Erklärungen?" fragte er „Du verlangst von mir Vertrauen, doch traust du niemanden ausser dir selbst... ich kann dich nicht gehen lassen". Sie hielt in ihren Schritten inne. Ihr Blick war verzweifelt und traurig zugleich. „Du bist nun meine Gefangene" sagte er leise und trat auf sie zu „Du wirst dich vor dem Gesetz von England und dem König verantworteten müssen". Er zog eine Hanfschnur aus seiner Hose, trat näher an sie und zog ihre Hände zu sich „bis der Krieg zu Ende ist oder das nächste Jahr beginnt, bleibst du in meiner Obhut" sagte er betrübt und band ihre Hände mit der Schnur zusammen. Er zog es nicht allzu fest an, so dass sie sich noch bewegen konnte. Sie sah ihn mit ihren strahlenden grünen Augen an. Das helle Licht, dass er einst so feurig erlebt hatte, war erloschen. Er erkannte darin Wut und Zorn, doch sie wehrte sich nicht. Als er mit dem Verschnüren fertig war, liess er sie los, da er das Gefühl hatte die Nähe und die Berührung ihrer Haut würde seinen Entschluss schwanken lassen. Er wandte sich ab und verliess sein Gemach.

Schottisches Feuer und englische Anmut - Band 1Where stories live. Discover now