Kapitel 72

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*Lunas Sicht*

Die zwei Wochen, die das erste Halbjahr vom Zweiten trennten, waren mittlerweile vorbei. Ich wusste nicht genau wie lange schon, denn seitdem ich auch über Gaston keinen Kontakt zu Matteo haben konnte, hatte ich aufgehört mitzuzählen. Es war zu schmerzhaft Tag für Tag mit dem Gedanken aufzuwachen, dass er mein Leben für immer verlassen hatte.

Nina und Simon machten sich Sorgen um mich. Dabei versprach ich ihnen täglich, dass es mir an nichts fehlte. Auch wenn das gelogen war.

Mein Tagesablauf bestand aus Aufwachen, so gut wie nichts frühstücken, Unterricht, Nachhilfe mit Nina, einem halbherzigen Abendessen und schlafen. Jeden Tag.

Die Blicke der anderen Schüler entgingen mir nicht. Für die meisten war mein Verhalten nicht nachvollziehbar, dabei wussten sie nicht, dass Matteo quasi tot für mich war. Denn ich erfuhr nichts über ihn. Gaston sagte mir nichtmal ob es ihm gut ging. Und so war es auch wenn jemand tot war. Man erfuhr nie wieder etwas über diesen jemand.
>Wieso Matteo? Wieso darf ich nicht mal wissen wie es dir dort ergeht, wo auch immer du nun bist?<
Ich hatte das Verlangen zu weinen, doch ich wusste, dass die letzten Tränen schon lange versiegt waren.

Das bekannte Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich aufschrecken. Ich sah auf die Uhr. 16:15 Uhr. Simon holte mich also wieder ab. Jeden zweiten Tag kam er vorbei und versuchte mich mit den verschiedensten Mitteln aufzuheitern.
>Mal sehen was er für heute geplant hat...<

L:„Komm rein."

Milde lächelnd betrat er das Zimmer. Ich lächelte schwach zurück, was eine Besserung war und mich selbst etwas erstaunte. Ihm fiel es wohl auch auf.

S:„Wann hast du dein wundervolles Lächeln wiedergefunden? Es steht dir soviel besser als dein von ewiger Trauer erfülltes Gesicht."

Ich konnte nicht verhindern bei seinen Worten leicht zu erröten. Eine weitere Reaktion, die mich überraschte. Was war denn nur los mit mir?

L:„Was hast du heute vor?"

Mein schlechter Ablenkungsversuch schien zu glücken, denn Simon grinste nur und erläuterte mir dann seinen Plan. Er wollte mit mir Skaten gehen. Laut ihm war es eine Ewigkeit her, als ich das letzte mal auf Rollschuhen stand, und ich musste ihm recht geben. Ich hatte mein Hobby gänzlich vernachlässigt.

Auf dem Weg zur Bahn versuchte Simon mit mir ein unbeschwertes Gespräch zu führen, gab aber auf als ich keine Anstalten machte auf seine Fragen einzugehen. Ich wollte einfach schweigen und den nächsten Nachmittag hinter mich bringen, der eh keine Besserung zeigen würde. Obwohl ich mir da vielleicht nicht zu sicher sein sollte...

Simon drängte mich direkt zu den Spinden und forderte mich auf meine Skates aus dem Schließfach zu holen. Ich zögerte erst, doch nach kurzem Überlegen entschied ich mich sein Vorhaben nicht zunichte zumachen. Er meinte es nur gut mit mir.

L:„Ich weiß nichtmal mehr, ob ich überhaupt noch an die Bahn gewöhnt bin..."

S:„Mach dir deswegen keine Sorgen. Du kriegst das schon hin!"

Simon schien so motiviert und gut gelaunt zu sein, dass ich nur leicht lächelnd den Kopf schüttelte.

S:„Du hast es schon wieder getan!"

Verwirrt sah ich ihn an.

L:„Was?"

S:„Du hast wieder gelächelt."

Stimmt, dass hatte ich. Auch wenn es keinerlei Absicht gewesen war. Mein Kopf hatte sich wohl dazu entschieden mein Herz nicht weiter trauern zu lassen. Und vielleicht sollte ich das auch nicht mehr, so sehr ich Matteo auch liebte, wusste ich, dass er von mir verlangen würde neu anzufangen. Jemand Neuen zu finden, der mich glücklich machen würde. Aber dieser Gedanke schmerzte. Er schmerzte so sehr, dass ich nicht verhindern konnte eine Träne meine Wange hinunterfließen zu lassen.

S:„Ist alles in Ordnung?"

Ich nickte und wischte mir mit dem Ärmel über die Augen. Dann holte ich tief Luft um mir selbst Kraft zu geben.

L:„Ja, lass uns Skaten gehen!"

Ich war mir nicht sicher wie lange wir auf der Bahn waren, doch ein paar Stunden waren es sicher. Ein paar Stunden, in denen ich Matteo vollständig aus meinen Gedanken verbannt und aufrichtig Spaß gehabt hatte. Ja, ich hatte Spaß. Ich habe gelacht und das sogar freiwillig. Weil ich es wollte, nicht weil es von mir erwartet wurde. Ich habe mich seit Wochen das erste mal wieder gut gefühlt.

Simon und ich hatten uns einen Platz an einem der Tische im Cafébereich des Rollers gesucht und genossen nun unsere Shakes.

L:„Danke, Simon. Der Nachmittag heute hat mir echt gut getan. Ich fühle mich... gut, denke ich."

Er lächelte.

S:„Du weißt nicht wie glücklich mich das macht."

L:„Doch, das weiß ich."

Ich sah ihm einige Momente lang in die Augen und weiß, dass ich ihm wahrscheinlich gerade die falschen Signale sendete, doch er sollte wissen, wie dankbar ich ihm bin.
>Er hat mir heute etwas wiedergegeben, was Matteo mit seiner Abreise mitgenommen hat<

Meine Gedanken wurden bestätigt, als Simon seine Hand auf meine legt, die ich unglücklicherweise auf dem Tisch liegen hatte. Er sah mich unsicher an, doch ich schüttelte nur leicht und mit einem bedauernden Ausdruck im Gesicht den Kopf.

Es war zu früh. Der Schmerz saß noch zu tief, auch wenn ich heute mit ihm einen tollen Nachmittag verbracht hatte. Ich war noch nicht bereit Matteo gehen zu lassen, egal was ich vor dem Skaten noch gedacht hatte.

Und vor allem konnte ich dann doch nicht zu Simon zurückgehen. Er war Matteos bester Freund, auch wenn ihre Freundschaft ewig her zu sein schien, dass konnte ich ihm nicht antun. Allein deshalb nicht, weil ich genau diese Freundschaft zerstört hatte.

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Da ich dieses Buch bald beende, würde ich gerne wissen, was eurer Meinung nach im zweiten Teil passieren wird. Oder wie ihr meint, dass dieser Teil endet.

Ich bin gespannt auf eure Spekulationen

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch

Sie veränderte alles ... || Lutteo/Lumon FFUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum