Kapitel 8 - Verluste

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„Weisst du...“, begann sie plötzlich, „mit fünfzehn bin ich alleine ins Meer und eine Ströhmung hat mich erfasst und immer weiter vom Land weggetragen... Die Wellen wurden immer grösser und sie schlugen mich immer weiter ins Wasser hinein, irgendwann konnte ich einfach nicht mehr und... ich glaube ich bin bewusstlos geworden. Auf jeden Fall hat mich jemand gerettet! Ich habe das niemandem gesagt, aber ich glaube jemand war da.“ Das Mädchen strahlte und schlang ihre Arme um ihn, erstens weil sie fror und zweitens weil sie so Schutz vor dem Meer verspürte.

Morven entgegnete nicht viel. Er hielt sie fest und dachte daran, was Arroyo mit dem Mädchen anstellen würde, wenn er sie in die Finger bekäme.

„Auf jeden Fall bin ich froh um deinen Retter, Ava“, sagte er und das Mädchen schmunzelte.

„Echt? Aber ich bin doch so oft gemein zu dir“, fand sie amüsiert und er schüttelte lächelnd den Kopf. „Ein bisschen vielleicht.“

Sie lachte.

„Willst du was Schönes sehen?“, fragte er sie plötzlich und Ava zögerte.

„Ja“, entgegnete sie dann und er sie schwammen etwas weiter hinaus. Ava hielt sich unsicher an ihm fest. „Aber wo willst du denn hin? Willst du mir den Meerjungfrauenpalast zeigen oder was?“, fragte sie atemlos und Morven lachte rauh.

„Nein, dafür müsste wir stundenlang unter Wasser atmen können.“

„Oh okay“, antwortete sie ehrlich überrascht und irgendwann hielt Morven an, begann mit den Händen das Wasser um ihn herum aufzuwühlen.

„Was zum -“, begann das Mädchen und sah dann was er meinte.

Das aufgewühlte Wasser begann zu leuchten. In kleinen Punkten.

„Mach auch mal“, sagte er und so begann auch Ava mit den Armen wild um sich zu schlagen. Viele klitzekleine Punkte begannen aufzuleuchten und Ava hielt freudig den Atem an.

„Was ist das?“, fragte sie leise und Morven entgegnete: „Plankton. Ganz kleine Quallen, die leuchten, wenn man sie aufwühlt!“

„Wie schön!!“, hauchte Ava und gleichzeitig jagte es ihr einen Schauer über den Rücken.

„Nicht wahr?“, hauchte er zurück und Ava klammerte sich an ihm, weil sie nicht mehr stehen konnte und weil die Vorstellung dass da ganz viele kleine Quallen waren, als etwas unangenehm empfand.

„Morven lass uns zurück gehen...“, sagte sie leise und der Mann nickte.

Sie schwammen zurück, Morven in seinem schnellen und gleitenden Schwimmzug, zog Ava an einem Arm mit, die weniger schnell vorwärts kam als er.

Als sie am Strand sassen und sich ausruhten und in der warmen Luft aufwärmten, atmete Morven innerlich erleichtert auf, dass da kein Arroyo gewesen war...

„Lass uns das öfters machen!“, schlug Ava atemlos vor und Morven war nicht so begeistert.

„Mal sehen“, sagte er deshalb nur und strich sich sein nasses Haar in den Nacken.

Am nächsten Morgen traf Ava sich mit ihren Freunden vor der Bibliothek. Morven half am Morgen erneut auf dem Fischerboot aus. Rebecca brachte selber gemachte Muffins mit einfach weil sie immer zu viel davon hatte zu Hause; Jay und Francis schlangen sie innert kurzer Zeit alle hinunter.

„Sie sind wie eine unersättliche Manschine, in die du alles reinschmeissen kannst“, hatte Lucy das Essverhalten der beiden jungen Männer mal beschrieben.

Cold LungWhere stories live. Discover now