Tasseomantie und ein Buchstabe

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Bellatrix Sicht

Es war schon zwei Tage her, dass Remus mich vor der Bibliothek abgefangen hatte und der Halloween Ball rückte immer näher. Rod hatte mich immer noch nicht gefragt, ob wir zusammen zum Ball gehen würden. Er hatte bisher noch kein anderes Mädchen gefragt, weswegen ich annahm, dass wir zusammen hingehen würden. Rod dachte sicher, dass er mich nicht fragen müsste, weil es die Verlobung gab. So leicht würde ich es ihm aber nicht machen. Ich ließ mich neben Zissy am Frühstückstisch nieder. "Was haben wir jetzt?" "Na was wohl? Heute ist der schlimmste Tag der Woche für euch. Ihr habt mit dem verrückten Unterricht.", beantwortete Rod die Frage meiner Schwester. Diese rollte mit den Augen und wandte sich wieder ihrem Spiegelei zu. "Na was denn? Es ist ein Wahlfach und ihr habt es gewählt. Ich und Rabastan zum Beispiel-." "Ja ist gut. Wir haben es verstanden. Wir sind selber Schuld an unserem Leiden." Anstatt, dass er uns aufmunterte, wollte er uns nochmal erklären, wie schon so oft, dass wir selbst Wahrsagen gewählt hatten. Natürlich hatte er sich zuerst genannt. Nur der Esel nannte sich zuerst und Rudolphus war weitaus schlimmer, als ein Esel. Damit war die Unterhaltung anscheinend auch schon wieder beendet. 

Am Slytherintisch wurde meistens nicht viel geredet. Ob alle Schlangen Morgenmuffel waren, oder einfach an sozialen Kontakten nicht wirklich interessiert waren, wusste ich nicht. Am liebsten hätte ich jetzt am Ravenclaw- oder Gryffindortisch gesessen und mit den anderen gelacht, mich über Professoren lustig gemacht oder über Quidditsch diskutiert. Aber nein, am Slytherintisch löffelte jeder still sein Müsli in sich rein oder tat so, als ob die neuste Ausgabe vom Tages Propheten super interessant wäre. "Wir müssen los, Bella.", erinnerte mich Zissy. So beendete ich mein Frühstück, ohne überhaupt eine Weintraube angerührt zu haben, und verschwand mit Zissy aus der großen Halle. Wir und schlugen den Weg zum Klassenzimmer für Wahrsagen ein. Es hatte sich schon eine große Traube vor der Tür versammelt. Einige standen sogar schon auf der Treppe. Der Wahrsager Inigo Imago tauchte auf der Treppe auf und rief: "Ihr Kinder, was wartet ihr hier? Geht doch schon rein. Professor Imago folgt euch durch die Tür." Damals hatten Zissy und ich verrückte Thesen aufstellt, warum unser Lehrer für Wahrsagen von sich in der dritten Form sprach. Eine unserer besten Ideen war zum Beispiel, dass er etwas in seinem Kürbissaft geschüttet bekommen hatte und es unwissend getrunken hatte, aber uns war kein Zaubertrank in den Sinn gekommen.

Eine andere These war auch, dass er zu viel in die Zukunft gesehen hatte und sich gar nicht für Inigo Imago hielt, sondern für einen Nachkommen. Das würde erklären, warum er nicht von sich in der Ich-Form sprach. Aber konnte man so verrückt sein und sich für jemand anderen halten? Professor Imago war definitiv verrückt.

"Euer Professor wird euch heute die Tasseomantie näher bringen. Was bedeutet aus Teeblättern zu lesen und deuten. Setzt euch immer zu zweit an einen Tisch. Professor Imago muss nur noch schnell etwas vorbereiten, dann kann es losgehen." Zissy und ich setzten uns zu zweit an einen Tisch nach ganz hinten. "Der wird aber auch mit jedem Monat komischer. Ich glaube nicht, dass die Suche nach Plimpys gut für seinen Verstand war." Wir guckten beide zu unserem Professor und mussten anfangen zu lachen. "Ruhe da hinten. Euer Lehrer duldet keine lachenden Schüler." Er zückte seinen Zauberstab und es erschienen Teetassen und Teekannen auf den Tischen. Ich musste schon wieder schmunzeln: "Er mag also Liliane Blumen und-." "Sind Sie da hinten endlich fertig mit ihren Gesprächen? Oder soll der Professor Ihnen Zeit vor der Tür geben, um das Gespräch beenden zu können?" Wir wussten, dass es eine rhetorische Frage war, doch wir antworteten mit Nein. Ich konnte es mir trotzdem nicht verkneifen noch: "Er kann sich auch nicht entscheiden, ob er uns Duzen oder Siezen soll.", zu flüstern. 

"Nun meine lieben Schüler und Schülerinnen, fühlt euch wie zu Hause und trinkt euren Tee aus. Danach versuchen Sie ihren Tastensatz zu deuten, anschließend tauscht ihr eure Tasse mit eurem Partner und deutet wieder." Zissy drehte sich wieder unserem Teekränzchen zu. "Du hast recht, das ist echt gruselig. Ich wette Rabastan hätte die Teetasse nicht eines Blickes gewürdigt. Lucius auch nicht." Nicht mal in Wahrsagen war ich vor dem Lestrange Doppelpack sicher. Er ging mir nur noch auf die Nerven, abgesehen davon, dass Rods Küsse widerlich waren. 

"Wusstest du, dass Rod einen übelsten Mundgeruch hat?" Narzissa fing an zu kichern und warf mir einen bösen Blick zu. "Du musst es ja wissen und jetzt hör auf die ganze Zeit lustig zu sein. Nicht, dass uns Imago doch noch rauswirft." So gern ich Zissy hatte, aber Mitgefühl bekam ich von ihr nie. Hauptsache sie musste nicht heiraten und Mundgeruch fand sie witzig. Ich musste schließlich drunter leiden und nicht sie.

Man hat immer eine andere Wahl.

Was machte Remus schon wieder in meinem Kopf? Verdammt nochmal! Ich hatte keine andere Wahl. Schnell trank ich den letzten Schluck des Tees aus, bevor mich meine dunklen Gedanken wieder zu überrollen drohten. Ich stellte meine Tasse wieder auf den Tisch zurück und sah wie Zissy schon über ihre Tasse gebeugt war. Ich rückte ebenfalls auf meinem Stuhl ein Stück vor und warf einen Blick in die Tasse. Meine Augen weiteten sich und ich hielt die Luft an. Nicht nur meine Gedanken waren dunkel. Meine Zukunft war es auch. Am Boden meiner Teetasse war deutlich ein R zu erkennen und das konnte nur für eine Sache stehen. Rudolphus. Es gab also wirklich keinen Ausweg. Ich atmete geschockt wieder aus. Das R könnte auch für Remus stehen. War das jetzt besser oder schlechter? Es gab meines Wissens nach gar keine Buchstaben in der Tasseomantie, doch das R war so deutlich, dass man keinen anderen Gegenstand  hineindeuten konnte.

Die Todesserin und IchWhere stories live. Discover now