Fahrt nach Hogwarts

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Remus Sicht

Mit schnellen Schritten und meinem Koffer unter dem Arm ging ich auf die Wand zwischen Gleis 9 und 10 zu. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich zum ersten Mal die Mauer durchquerte, um zum Gleis 9 3/4 zu kommen. Damals war mir die Angst ins Gesicht geschrieben gewesen und ich hatte 15 Minuten vor der Wand gestanden, bis ich mich durch getraut hatte. Alle hatten mich noch ein Jahr damit aufgezogen. Vor allem die Slytherins. Doch nun gehörte ich zur berüchtigtsten Bande ganz Hogwarts. Die Rumtreiber. Sie waren meine Familie, Freunde, Kollegen, manchmal auch Idioten, zugleich. Vor meinem inneren Auge tauchten meine Freunde auf. Peter Pettigrew, Sirius Black und James Potter. Ich war der vierte Rumtreiber Remus John Lupin und ein Werwolf. Die drei hatten es schnell raus gefunden und hatten drei Schuljahre gebraucht, um ein Animagus zu werden. Ich konnte vor ihnen nichts verheimlichen. Peter war eine Ratte, James ein Hirsch und Sirius ein zotteliger Hund. Dank uns und unseren Streichen hatte sich das Strafaktenlager von Filch, im Laufe der Jahre, verdoppelt. Mittlerweile stand ich vor der roten Dampflok und blickte mich nach meinen Freunden um. Sie winkten mir schon freudig entgegen und ich beschleunigte meine Schritte. "Moony, schön dich zu sehen! Hast du uns vermisst?", fragte Sirius mit einem spöttischen Grinsen auf dem Gesicht. Doch ich konnte nur grinsend den Kopf schütteln und schloss Tatze, Krone und Wurmschwanz in die Arme. Die drei wussten genau, dass ich sie vermisst hatte. Ich hatte keine anderen Freunde außerhalb von Hogwarts. James fragte: "Habt ihr Lily irgendwo gesehen?" Ich zeigte mit dem Finger in die linke Richtung, auf einen Rotschopf, der von einer ganzen Horde Mädchen umzingelt wurde. "Wäre es nicht besser, wenn du wartest bis du mit ihr alleine reden kannst?", warf Sirius ein. Doch James trottete schon gelassen, er versuchte gelassen zu wirken, doch ich kannte ihn einfach zu gut, um zu wissen, dass sein Herz im Inneren seines Körpers lautstark pochte und sein Bluthochdruck gewaltig anstieg, in Richtung der Mädchen. Wir stiegen in den Hogwarts Express ein und suchten uns ein freies Abteil. Doch wir waren sehr spät dran. Wir kamen gerade an einem Abteil vorbei, wo ein Slytherin Schüler aus dem fünften Jahrgang, also aus unserem Jahrgang, mit fettigen schwarzen Haaren allein saß. Sirius riss die Tür schwungvoll auf und betrat das Abteil. "Hey Schniefelus! Wo sind denn deine ganzen dummen kleinen Todesser Freunde? Wir hätten ihnen-.", doch weiter kam Sirius gar nicht mit dem Reden, denn Snape hatte ruckartig die Flucht ergriffen und war aus dem Abteil gestürmt. Slytherins zeigten nur Mut, wenn sie nicht alleine waren. Ich fläzte mich auf eine Bank in dem Abteil, nur um gleich wieder aufzustehen und mein Lieblingsbuch: Stolz und Vorurteil aus meinem ordentlich gepackten Koffer heraus zu nehmen. Ich hatte mich gerade wieder auf die Bank gesetzt, als James mit einem hoch roten Kopf, er ähnelte leicht einer Tomate, sich ebenfalls auf eine Bank fallen ließ. Ich fragte: "Was ist passiert?" Er antwortete nicht gleich. Sein Blick war auf seine Schuhe gerichtet. Ich wollte mich gerade wieder in mein Buch vertiefen, als er anfing zu erzählen: "Naja. Ich bin halt zu ihr hin und hab meine Hand auf ihre Schulter gelegt. Daraufhin hat sie sich ziemlich erschrocken und hat das Gleichgewicht verloren. Ich habe sie natürlich aufgefangen, doch sie hat mir eine gescheuert. Sie hat mich angeschrien und hat gesagt, wenn ich sie noch einmal anfasse, kann ich sonst was erleben. Danach bin ich einfach hierher gekommen." Wir nickten alle gleichzeitig, was uns zum Lachen brachte. In so einer Situation fiel es uns schwer, nicht zu lachen. Es war klar gewesen, dass Lily James nicht sehen wollte. James lachte selber. "Lass ihr einfach Zeit und bedränge sie nicht immer so." "Und erschrecke sie nicht noch einmal.", schlug Sirius lachend vor. Die restliche Zugfahrt verlief recht entspannt. Sirius und James spielten Zauberschach und plünderten mal wieder den halben Servierwagen. Peter guckte gelangweilt aus dem Fenster und drohte einzuschlafen, währenddessen ich mein Buch weiterlas. Ich schaute gerade von meinem Buch auf und sah aus dem Fenster, als auch schon ein Ravenclaw Vertrauensschüler vorbeikam und uns sagte, wir sollten unsere Umhänge anziehen. Als wir aus der roten Lok ausstiegen und uns auf dem Bahnhof von Hogsmeade wieder fanden, drang mir eine sehr bekannte tiefe, männliche Stimme ans Ohr: "Erstklässler bitte zu mir!", rief der Wildhüter Hagrid. Meinen Körper durchströmten die Erinnerungen förmlich. Es war atemberaubend gewesen, als wir damals alle mit den magischen Booten über den schwarzen See gefahren waren. Doch damals hatte eine bestimmte Person den doch so wunderbaren Moment zerstört. Diese Person hieß Bellatrix Black. Sie war die Cousine von Sirius und gehört zu den Todesser Freunden von Snape. Sie hatte damals mit ihren frisch gewonnenen Freunden ein paar von den Erstklässlern aus den Booten geschubst und Hagrid dafür verantwortlich gemacht. Eine Person, die ich schon seit dem 1. Jahrgang hasste. Wir stiegen in die einzige noch halbwegs freie Kutsche ein, als ich sah, dass es ein Fehler war. Denn in dieser Kutsche saß Lily Evans mit ihren Freundinnen Marlene McKinnon, Mary Rosier und Alice Prewett. Als James die Insassen der Kutsche sah, wollte er schon wieder umdrehen, doch ich zog ihn am Arm einfach herein. Es wäre eine zu große Niederlage für ihn gewesen. Mein Vater hatte früher immer zu mir gesagt: "Sieh nicht weg und akzeptiere es." Die ganze Kutschenfahrt hatte niemand ein Wort gesprochen und ich war froh, als wir endlich alle ausstiegen und in die große Halle zum Essen gingen.

Die Todesserin und IchWhere stories live. Discover now