Die Todesserin und Ich

Der arme Wecker

Remus Sicht

Verschlafen blinzelte ich und sah, dass schon vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Fenster schienen. Ich drehte mich zur anderen Seite und erkannte, dass James auf dem Boden lag und ruhig vor sich hin schnarchte. Langsam kamen die Erinnerungen von gestern Abend wieder hoch. Wir hatten alle ziemlich viel getrunken, was auch die Kopfschmerzen erklären könnte. Ich rieb mir meine Schläfen und dachte wieder an gestern Abend. James war mit Lily zur Party gekommen, Slughorn hatte uns begrüßt, es gab viel Feuerwhisky und ich hatte mit Bellatrix getanzt. Moment, ich hatte mit Bellatrix getanzt. Ich hatte mit Bella getanzt. Ich hatte wirklich mit ihr getanzt. 

Plötzlich ertönte ein lauter Schrei aus einem der anderen Betten, den ich nicht ganz identifizieren konnte. Ein genervte Sirius tapste durch das Zimmer, gerade Wegs auf den Wecker zu. Er schlug mit voller Kraft auf den Wecker, sodass er in mehrere Teile zerbrach. Wieso klingelte am Wochenende der Wecker? Bei Merlin, das war doch völliger Blödsinn. Das schien Sirius auch so zu sehen, denn er ließ sich wieder in sein Bett fallen und begann auch bald wieder zu schnarchen. James und Sirius lieferten sich ein Schnarchduell. Ich schlug meine Decke weg, lief zu meinem Kleiderschrank, zog mir eine schwarze Jeans und einen grauen Pullover aus dem Schrank heraus und machte mich auf ins Bad. Wenn ich schon einmal wach war, konnte ich auch gleich frühstücken gehen und in die Bibliothek. Schlaf konnte auch morgen noch nachholen.

Als ich in der großen Halle ankam, waren schon ein paar Schüler da. Am Tisch der Hufflepuffs saß eine kleine Schar von Drittklässlern. Der Rawenclawtisch war noch komplett leer und am Slytherintisch erkannte ich ein Gesicht, welches mich sogar freundlich zu lächelte. Ich lächelte freundlich zurück. Sie war das Mädchen, welches ich gestern zum Tanzen aufgefordert hatte. Am Gryffindortisch, saßen schon Lily, Alice und Marlene. Mary schlief anscheinend noch. Ich setzte mich gegenüber von Lily hin, welche mir einen bösen Blick zu warf. Sie zischte mir zu: "Kein Wort zu den anderen über gestern!" "Ja, ja schon gut", sagte ich und belud mir meinen Teller. Ich hatte nicht mal vor etwas zu sagen. Nach und nach füllte sich die große Halle mit Schülern. Auch die letzten Lehrer nahmen ihren Platz am Lehrertisch ein. Ich wollte gerade aufstehen, um in die Bibliothek zu verschwinden, als McGonnie ankam und mir mitteilte, dass ich heute Abend um 19 Uhr vor ihrem Büro erscheinen sollte. Ich nickte kurz und verschwand dann in die Bibliothek.

In der Bibliothek war es so ruhig wie immer. Alle Schüler hingen tief gebeugt über ihren Büchern. Ich durchstreifte die Bibliothek. Mir fielen Bücher wie, ein Jahr bei einem Yeti von Gilderoy Lockhart, Geschichte der Zauberei von Bathilda Bagshot oder Dunkle Kräfte, ein Kurs zur Selbstverteidigung, von Quirin Sumo, in die Hände. Ich nahm mir das Buch von Bathilda Bagshot und setzte mich an einen Tisch. Obwohl ich das Buch schon mehr als dreimal gelesen hatte, fand ich es jedes Mal wieder aufs neue spannend. Ich konnte immer in eine andere Welt flüchten, wenn ich las. In der Bibliothek wurde ich auch nie gestört. Nur eine einzige Person hatte es bisher gewagt, Bellatrix. Wieso dachte ich schon wieder über sie nach? Ich musste den Satz noch einmal lesen. Ich konnte mich heute einfach nicht konzentrieren. Damit schlug ich das Buch laut zusammen und stellte es wieder zurück in das Regal. Schnell packte ich meine Sachen zusammen und verließ die Bibliothek. Ich zog  meinen Zauberstab und sprach den Tempus-Zauber. Es war schon Mittagszeit, weswegen ich in Richtung der großen Halle lief.

Meine Freunde schaufelten schon fleißig, wie kleine Mähdrescher ihr Essen in sich rein. Ich ließ mich neben Peter auf die Bank der Gryffindors sinken und nahm mir eine Kelle Kürbis Auflauf. "Hast du den ganzen Vormittag in der Bibliothek verbracht?", fragte Mary. "Ja.", meine Antwort fiel knapp aus. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet mir alle Fragen aus der Nase ziehen zu müssen. Sirius kam Mary zur Hilfe, war ja klar, und fragte: "Und was hast du da so gemacht. Hausaufgaben?" "Nein. Ich habe einfach nur gelesen. Würde dir auch guttun.", sagte ich. Mary konnte ihr lachen nicht unterdrücken und spuckte den halben Auflauf wieder aus. Sirius guckte sie böse an und wendete sich selber seinem Essen zu. Mein Blick fiel zum Tisch der Schlagen, doch ich konnte keine Bellatrix erspähen. Schnell ließ ich vom Tisch ab. Wieso war mein Blick überhaupt in die Richtung gedriftet? Ich verschwendete nur meine Zeit, wenn ich über sie nachdachte. Ich sollte mich nicht mit irgendwelchen Slytherin Mädchen anfreunden, die mich sofort töten würden, wenn sie wüssten, wer ich war. Besser gesagt was ich war. Wo Bellatrix wohl war? Ging es ihr gut? Wieso machte ich mir Gedanken über ihr Wohlbefinden? Meine Gedanken machen mich verrückt. Entnervt stöhnte ich auf. 

"Merlin, Remus du bist schon den ganzen Tag so unruhig. Was ist denn los?" Ich hob meinen Kopf und schaute zu Marlene. "Nichts. Alles gut. Ich bin nur ein bisschen in meinen Gedanken versunken." "Und warum schaust du dann die ganze Zeit zum Tisch von Lucius Malfoy?" "Der ist sitzt noch nicht einmal am Tisch.", ertappt hielt ich mir die Hand vor den Mund. "Also hast du die ganze Zeit hingeschaut. Warum?" "Warum nicht? Darf man jetzt nicht einmal mehr umher gucken." "Remus, reg dich ab und sei nicht so zickig. Sie meint es doch nur gut.", kam es von James. Ich warf ihm einen tötenden Blick zu. Ich wusste nicht einmal, dass ich so launisch war. Bellatrix brachte mich noch um den Verstand. Aber eher im negativen Sinne. Ich musste mich von ihr fernhalten und meine Gedanken auch, sonst würde das ganze noch ein schlechtes Ende nehmen. Ohne die anderen eines Blickes zu würdigen, aß ich weiter. Der Kürbisauflauf schmeckte fürchterlich, ob es an meiner miserablen Laune lag oder an den Hauselfen, wusste ich nicht. Die anderen redeten schon wieder über Quidditch. Nach den ganzen Jahren könnte man annehmen, das Thema wäre durchgekaut, doch sie fanden immer wieder eine neue Mannschaft, über die sie debattieren konnten.