Gefühle?

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Remus Sicht

Ich erklomm gerade die letzten Treppenstufen zum Gryffindor Turm, da hörte ich es auch schon. Das Grauen. Die fette Dame trällerte mal wieder eines ihrer berüchtigten Lieder. Ihr Gesang war einfach grauenvoll. Er brachte Gläser zum Zerspringen, aber nicht wegen der getroffenen hohen Töne. Schuld waren die schiefen Töne. Aber manchmal schlug sie ihr Glas einfach gegen die steinerne Säule in ihrem Porträt, um zu zeigen, dass ihr "schöner" Gesang, Gläser zum Springen brachte. Ich lief direkt auf sie zu. Mich nervte es, dass ständig das Passwort geändert wurde. Ich konnte mir zwar sehr gut und schnell Sachen merken, aber Passwörter gehörten definitiv nicht dazu. "Ey! Was stehst du denn vor dem Eingang? Da musst du sie ja noch länger ertragen.", sprach Sirius. "Jetzt mal im Ernst. Du kennst mich doch. Ich war noch nie ein Fan von ihrem Geplärre.", antwortete ich. James rollte mit den Augen und nickte gen Porträt. "Passwort?", fragte die Dame genervt. "Godric, der Mutige", sagte James schnell. Ah stimmt, der Gryffindor Stolz musste natürlich auch im Passwort wiederzuerkennen sein.

So weit ist es also schon gekommen. Du spottest über dein eigenes Haus.

"Jetzt verrate uns mal lieber, warum du einen Tratsch Abend, wie die Mädels machen willst.", lachte Sirius. "Immer gleich mit der Tür ins Haus fallen, was?", lachte James auch. "Oder besser gesagt. Mit dem Porträt ins Schloss fallen.", brüllte Sirius vor Lachen. Die beiden hielten sich die Bäuche, als wir durch den Eingang, zum Gryffindor Turm, kletterten. Die herumlungernden Gryffindors schreckten alle mit ihren Köpfen hoch, denn Sirius konnte echt ziemlich laut lachen. "Wolltet ihr nicht gerade noch etwas anderes wissen? Mir soll es nur Recht sein, wenn ich nicht antworten muss", merkte ich an. Die beiden sahen sich an, nickten und zogen mich Richtung Rumtreiber Zimmer. "Habt ihr eigentlich Peter irgendwo gesehen?", fragte ich beiläufig. "Der treibt sich bestimmt wieder bei den Hufflepuffs rum. Der versteht ja eh nichts von dem Thema Mädchen.", antwortete Sirius. "Ah Mist! Jetzt haben wir den Korb aus der Küche vorm Eingang vergessen. Ich hol ihn schnell.", fluchte James. Derweil machten Sirius und ich uns auf den Weg zum Schlafsaal. Wir betraten unser Zimmer und ich ließ mich aufs Bett fallen und starrte erst mal an die Decke.

Wieso ist sie so? Ich dachte mittlerweile haben wir uns angenähert und verstanden uns gut. Wir waren vielleicht sogar schon so etwas wie Freunde? Dann aber ist sie wieder total anders und ich habe das Gefühl, dass sie vergessen hat, was zwischen uns war. Remus! Zwischen euch war nichts. Sie hat dir bloß ihr Herz ausgeschüttet und jetzt küsst sie den Waschlappen. Wahrscheinlich werden sie bald bekannt geben, dass sie verlobt sind und dann heiraten sie, kämpfen im, draußen tobenden, Krieg und bekommen Kinder. Und ich werde für immer alleine bleiben, nie eine Familie gründen und mein Leben dem Frieden widmen. Nein anders. Ich darf keine Familie gründen. Alle sagen, dass Kreaturen, wie ich nichts in der Zaubererwelt zu tun haben. Werwölfe stehen fast auf derselben Stufe wie die Muggel. Da ändert sich auch nichts nur, weil ich ein Zauberer bin. Was ist das Leben dann überhaupt wert? Ich werde eh im Krieg sterben und dann sehe ich meine Freunde nie wieder. Sie werden mich als Erstes umbringen. Sirius und James lassen sie vielleicht am Leben, weil sie Reinblüter sind.

Mir lief langsam eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie floss über meine Wange und schlussendlich auch über meine Lippen. Ich konnte schmecken, dass sie ganz salzig war. "Wieso liegt der so apathisch auf seinem Bett und starrt an die Decke?", riss mich die Stimme von James, der gerade mit einem Korb durch die Tür spazierte, aus meiner Trance. "Keine Ahnung. Wir sind hereingekommen und da-. Warte ist das eine Träne?", gesellte sich auch Sirius' Stimme dazu. Ich wischte mir schnell mit dem Handrücken über die Augen und setzte mich auf. Die beiden schauten mich mitleidig an. James ergriff das Wort: "Moony, was ist denn los?" Und so fing ich an zu erzählen. Angefangen bei unserem Treffen in der Bibliothek nach Zaubertränke, dann die merkwürdige Begegnung im Krankenflügel, der Party von Slughorn, das Gespräch bei Professor McGonagall und das gesamte Gespräch im Raum der Wünsche. Zum Schluss noch die beobachtete Kussszene. 

Ich erzählte bestimmt locker 2 Stunden am Stück, bis ich die beiden über alle wichtigen Ereignisse informiert hatte, denn mein Hals war schon ganz trocken. Ich nahm mir gerade das letzte Butterbier aus dem Korb von den Elfen. Langsam merkte ich wie mein Kopf schon ein bisschen schwerer wurde, aber ich konnte immer noch ordentlich sprechen. Sirius's Gesicht war im Laufe der Zeit immer dunkler geworden und ich konnte erkennen, dass es hinter der freundlichen Maske schon ordentlich brodelte. Ich sprach ihn an: "Was ist los mit dir Sirius?". Kurz entgleisten ihm die Gesichtszüge doch er fing sich wieder. "Was mit mir los ist?", fuhr er mich an. "Du hast die ganze Zeit uns gegenüber kein Sterbenswörtchen verloren. Ich dachte, wir wären Freunde und würden uns alles erzählen." James guckte ihn verständnislos an und versuchte ihm mit seinem Blick zu vermitteln, dass er ja nicht weitersprechen sollte. 

James war schon immer sehr neugierig und wollte wahrscheinlich nicht, dass Sirius ihm die Chance nahm auch in Zukunft von mir Dinge über die Slytherins erfahren zu können. "Jetzt mach mal halb lang. Hauptsache er hat es uns jetzt erzählt.", beschwichtigte James Sirius. "Ich kann dir sagen, warum ich euch nichts erzählt habe. Ihr habt immer etwas gegen Slytherins und lasst keine Gelegenheit aus, sie zu beleidigen." Hinter Sirius' Kopf konnte man fast das Rattern hören. So dumm war er doch gar nicht. Er musste es nur immer selber begreifen. 

"Ich hatte einfach Angst, dass ihr sauer auf mich wärt, weil ich mich ab und zu mit einer Schlange abgebe. Nein, abgab! Ich gab mich mit einer Schlange ab." "Na nun hat sie ja eine andere Beschäftigung.", spottete Sirius. Anscheinend hatte er verstanden. Da war es wieder. Sein Hass gegenüber der Slytherins, den er versucht hatte zu verstecken. "Ja vielleicht hast du recht. In Zukunft wird sie anderes zu tun haben. Wir waren ja eh nicht einmal befreundet.", meine Stimme fing an zu zittern. Ich atmete tief durch. Ich empfand rein gar nichts für sie. "Soll sie doch mit ihrem Ehemann von Todesser herummachen. Es interessiert mich nicht." "Warum hast du dann einen Rumtreiber Abend eingefordert?", bohrte James. "Ist da nicht vielleicht doch ein kleines Gefühl?", machte Sirius weiter. Auf seinem Gesicht lag ein leichtes Lächeln. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Sicher?", fragten die beiden im Chor. Ihre Blicke spießten mich beinah auf. Jetzt oder nie. Meine Stimme war ganz leise und kratzig, als ich ein Ja hervorbrachte.

Die Todesserin und IchOù les histoires vivent. Découvrez maintenant