§10 Livian Duvall hält was er verspricht.

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Müde blinzel ich gegen die Sonne, mein Kopf dröhnt und meine Augen brennen. Vermutlich vom weinen. Wie lange ist es her das ich wirklich geweint habe? Vielleicht bei Moms Tod?

Oder in diesem Höllenzimmer?
Ich weiß, dass das vermutlich nur Einbildung ist, aber immer wenn ich daran zurück denke, sehe ich mich knietief in meiner eigenen Scheiße stehen, überall sind Insekten und sie kriechen in meinen Mund, meine Nase und der Gestank...müde wischen ich dir Bilder beiseite und setze mich auf.

Kaum sind diese Bilder verdrängt, strömen andere -von gestern Abend- in meinen Kopf und und mein Herz schnürt sich zu.
Wieso? Wieso grade die beiden?
Ich habe den Tod eher verdient als sie. Die beiden sind viel bessere Menschen. Waren bessere Menschen.

Wie automatisch sehe ich nach links um einen weiteren besseren, Menschen zu sehen, doch dort liegt niemand.
Ist sie schon aufgestanden? Ich kann mich noch daran erinnern, wie sie mich gestern Abend getröstet hat, ich muss wohl irgendwann in ihrem Arm eingeschlafen sein, während ich dieses ungewohnte Gefühl von Geborgenheit nicht loslassen wollte.

Die Betthälfte ist kalt, also muss sie schon lange aufgestanden sein, ein Blick auf mein Handy verrät mir, das es halb 6 Uhr morgens ist.
Unter keinen Umständen ist sie freiwillig so früh aufgestanden. Vielleicht konnte sie nicht schlafen und ist die ganze Nacht wach gewesen? Aber wenn dem so war. Wo ist sie?

In der Küche? Im Wohnzimmer?
Der Kopfschmerz verschlimmert sich, sobald ich aufsteht und ich stöhne. Kopfschmerzen, noch was das ich lange nicht gespürt habe.

Grade will ich ins Badezimmer, da fällt mir einen Zettel auf Amas Seite, mit meinem Namen auf.
Nunja, es steht Poohbär drauf, aber damit kann nur ich gemeint sein. Dieser alberne Spitzname wird mich wohl noch eine ganze Weile verfolgen.

Ein Lächeln will sich auf mein Gesicht stehlen, doch da kommen wieder Bilder von meinem besten Freund und engstem Vertrauten in den Sinn. Bilder von einem kleinen vorlauten Mädchen, das ich wie eine Schwester liebe. Geliebt habe.
Das Lächeln stirbt, bevor es nach Außen dringen kann.

Ich nehme den Zettel und in mir gefriert alles. Der Kopfschmerz ist vergessen.

Was. Denkt. Sie. Sich. Dabei?

Panisch überlegte ich; Sie muss vor Stunden losgefahren und schon längst in New York bei Kenny sein und dieser...Verräter wird sie...

Ich schüttel den Kopf, den Gedanken darf ich nicht zuende denken. Sie ist stark. Stärker als ich es wahr haben will, sie würde sich nicht einfach töten lassen.

Im Kopf geh ich alle Möglichkeiten durch die ich habe um ihr Leben zu retten. Da kommt mir eine in den Sinn und ich rufe augenblicklich Petra an um ihr zu befehlen, so schnell wie möglich Kenny aufzuspüren und Ama zu finden, bevor sie Kenny erreicht. Oder falls es dafür schon zu spät ist, sie da raus zu holen, koste es was es wolle.

"Hoffentlich ist es nicht endgültig zu spät.", denke ich mir und will meine Waffe holen, um ebenfalls nach New York zu fahren, doch in meiner Reisetasche ist nichts.
Hat sie alles mitgenommen?

Wut packt mich.
Ich würde sie grün und blau schlagen, sie einsperren und nie wieder raus lassen!
Sie kann nicht einfach abhauen und das erledigen wollen, was 20 meiner besten Leute nicht geschafft haben. Das ist gefährlich und dumm!
"Was stimmt bloß nicht mit ihr? Was denkt sie sich nur dabei?"

Ich ziehe mich schnell an, wobei mir der Gedanke kommt, das ich mich nicht erinnern kann mich ausgezogen zu haben, und stürme zum Nebenhaus, hinter den Nutzgärten.

Ohne an zu klopfen platzte ich rein und brüllt: "Alle aufstehen, anziehen. In der Garagenscheune, in 3 Minuten."
Im Wohnzimmer sitzen Sasha, ein kleiner Junge, etwa 19 Jahre alt, mit Bürstenhaarschnitt und Connie ein 17 Jahre altes, brünettes Mädchen.
Beide stehen so schnell auf wie sie können und rennen die Treppe hoch, wo sie die Anderen wecken.

Die Gesetze des Livian DuvallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt