§9 Livian Duvall wird nicht gefriendzoned.

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Wir sind eine gute Weile unterwegs -auf einem Schotterweg- bis wir in einen Wald kommen, wo es steiler wird und der Schotter mich das ein oder andere Mal wegrutschen lässt.

Jedesmal hat Livian Duvall nach meinem Arm gegriffen, so dass ich gar nicht fallen konnte.
"Ich dachte du bist für sowas ausgebildet?", höre ich die unverhohlene Schadenfreude in seiner Stimme.
"Schnauze, Poohbär. Ich hab keine Wanderschuhe dabei und der Weg ist blöd.", grummel ich und versuche halbwegs normal zu gehen.
Ich habe zwar praktische und bequeme Schuhe an, allerdings haben die für so einen Weg zu wenig Profil.

"Gleich gehen wir vom Weg runter, dann laufen wir auf Waldboden.", er hält mir die Hand hin, doch beleidigt stapfe ich an ihm vorbei, was mich wieder wegrutschen lässt.
Da er hinter mir ist, fängt er mich auf bevor ich zu sehr nach hinten fallen kann und ich spüre das er ein Lachen unterdrückt.
Blöder Idiot!

Nach der nächsten Biegung steuert er tatsächlich eine Art Trampelpfad an, der zwischen zwei Tannen in den Wald führt.
Dort ist es angenehmer zu laufen auch wenn es steiler wird.

"Na besser?", ich höre noch immer die Schadenfreude und schlage nach ihm, was ihn nur noch mehr erheitert.
Gespielt beleidigt folge ich dem Pfad und konzentriere mich auf die Umwelt.

Die Luft ist ziemlich lau und es riecht nach Kiefern und Laub. Einige wenige Laubbäume haben begonnen sich zu verfärben. Die Nadelbäume sind entweder kahl und ohne Äste -da sie jemand abgesägt hat- oder irgendwie gelbgrün. Alles in allem, absolut kein Bilderbuch Wald, aber es ist trotzdem schön.
Ich mag Wälder, ich mag die Natur und hier zu sein entspannt mich mehr als ich erwartet habe.

Ich hab gar nicht bemerkt wie gestresst ich die letzten Tage war, die ganze Action mit Dale Parrish, das Studium und die Tatsache in diese Ehe -in diese vollkommen verdrehte Welt- hineingezogen worden zu sein, war genug Aufregung für ein ganzes Leben. Auch wenn mich das wie eine alte Frau klingen lässt und gefühlt jeder in meinem Leben von sich sagt viel durchgemacht zu haben, glaube ich das tatsächlich von mir behaupten zu können.

"Worüber denkst du nach?", ruft Livian Duvall außer Atem und ich drehe mich zu ihm um. Als ich sehe, wie weit er zurück gefallen ist, bleibe ich stehen.
"Nichts.", die Antwort kommt zu schnell -das merke ich- und meine Wangen beginnen zu glühen. Wieso mir das peinlich ist, weiß ich selber nicht.

"Du bist so versunken, ich hab dich 4 Mal gerufen. Jetzt sag schon, sonst zwinge ich dich."
Grinsend mache ich ein paar Schritte weiter von ihm weg:"Dafür müsstest du mich erstmal erwischen."

Er sieht mich halb warnend, halb scherzend an:"Ist das eine Herausforderung?"
Grinsend gebe ich von mir:"Absolut nicht, das wäre unfair dir gegenüber."

Schnaubend macht er sich daran, mir schneller zu folgen, doch ich eile ihm immer ein paar Schritte vor raus und bleibe dann stehen.
Er ist stärker, doch schneller aus der Puste, da es wirklich sehr steil ist, ich bin im Vorteil und das weiß er.

"Na schön, hast gewonnen. Jetzt sag mir trotzdem was dich so beschäftigt hat."
Auf einem umgefallenen Baumstamm sitzend sehe ich ihm zu, wie er bei sich bei einer sehr steilen Stelle an den Wurzeln hochklettert. Mein Rucksack liegt neben der improvisierten Bank.

"Du wirst mich auslachen.", ich verschränke die Arme und runzel die Stirn, was seine Augen zum leuchten bringt und obwohl er sich zusammen reißt, sehe ich das er innerlich am lachen ist. "Du lachst mich jetzt schon aus."

"Ich lache gar nicht.", kaum das er es den Abhang hoch geschafft hat legt er sich auf den Boden und atmet schwer. "Du lachst innerlich, das ist fast noch schlimmer."
Er sieht mich überkopf an. "Ich kann nichts dafür das du lustig bist. Jetzt sag bitte."

Die Gesetze des Livian DuvallWhere stories live. Discover now