♕68 • Zwillinge ♛

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Er war gütig und er besaß ein großes Herz, selbst wenn man es manchmal unter dem Deckmantel seiner Arroganz nicht sofort erkennt. Dieses Volk mag gelitten haben und alles was sie tun geschieht zu ihrem eigenen Schutz, dennoch sind sie im Begriff einen guten Mann zu opfern. Einen Mann, ohne den mein Leben vielleicht bereits vorbei wäre.

Ich sehe das Eis an und noch während ich mir vorstelle, wie es sich ausbreitet, geschieht es vor meinen Augen. Das kribbeln erfüllt meinen ganzen Körper und ich atme tief ein als ich höre wie mein Herzschlag mit dem Wind harmoniert.

„Sie werden dich fürchten."

Das knirschen des Eises auf dem Boden verstummt und das warme kribbeln verwandelt sich schlagartig in Angst.

Ich habe ihn bereits seit Tagen nicht mehr gesehen, geschweige denn gehört. Jedes Mal, wenn ich den Wind auf meiner Haut spüre und durch die Blätter rasseln höre, fürchte ich mich davor, dass er wieder auftaucht. Er ist es nicht, dem diese Furcht gilt, sondern dem, was es bedeutet, dass ich ihn überhaupt sehe. Ich kann meinen Verstand nicht verlieren, das darf ich nicht, denn sonst verliere ich die Kontrolle.

„Das werden sie nicht. Ich bin nicht das Monster, für das sie mich halten."

„Du meinst Marsex."

Ich wirble herum und zu meiner Überraschung steht er nicht, er sitzt auf dem Fels hinter den Zwillingen. Er zeigt wie üblich keinerlei emotionale Regung in seinem Gesicht, es ist wie eine leere, unbeschriebene Rolle. Dennoch ist es komisch, ihn dort so sitzen zu sehen, die Beine übereinander geschlagen, als wäre das hier ein ganz normales Gespräch.

Es bringt nichts ihm zu sagen er soll verschwinden, er tut es nicht. Aus irgendeinem Grund taucht er immer dann auf, wenn ich ihn am wenigsten brauche. Vielleicht nennen uns die Menschen deshalb verflucht, weil wir diese Stimmen in unserem Kopf herum tragen, die uns in die Irre führen.

Aber obwohl ich bisher immer alles getan habe, damit er verschwindet und mich in Ruhe lässt, gibt es eine Sache, bei der er mir helfen könnte. Er wird mir nicht sagen wo Jungkook ist, dafür versucht er viel zu sehr mich von ihm fern zu halten, aber er kann mir eine andere Frage beantworten.

„Sind ihre Befürchtungen berechtigt?" Ich sehe ihn nicht an während ich die Frage stelle. Ich möchte nicht wissen, wie er mich ansieht und ich möchte nicht, dass er sieht wie sehr ich die Antwort auf diese Frage brauche.

„Welche Befürchtungen?", fragt er als wüsste er nicht wovon ich rede.

Ich schnaube verächtlich und schüttle den Kopf. „Du bist kein Seher und doch kannst du meine Zukunft sehen. Wenn du ein Gespinst in meinem Kopf bist, dann sag mir; haben sie recht?"

Ich spüre wie das Blut in meinen Adern pulsiert und das kribbeln außer Kontrolle gerät. Es ist nicht nur die Erlösung, die ich mir durch diese Antwort erhoffe, es ist viel mehr als das. Ich habe Angst davor es zu erfahren, zu erfahren, dass ich jemand war, der einst die Welt fast zerstörte und so viele unschuldige tötete.

„Ich bin kein Seher", sagt er. „Aber ich bin ebenso wenig ein Gespinst in deinem Kopf. Ich kenne nicht jeden Aspekt deiner Zukunft, ich kenne nur einen Weg, auf dem ich dich führen werde. Dein Blut bestimmt nicht wer du bist, Marsex Seele ist nicht daran gebunden."

Es klingt wie etwas, das mich beruhigen sollte und vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass sich nach wie vor nichts in seinem Gesicht regt, aber seine Worte verschaffen mir nicht die gewünschte Antwort. Es ist wie alles was er sagt, undeutlich und indirekt.

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⏰ Last updated: Oct 19, 2019 ⏰

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