♕64 • Das flüstern des Windes ♛

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Jungkook

Ich weiß nicht, wie lange ich hier bereits stehe und stumm den Baum neben dem See betrachte. Taehyung hat seit gestern Abend nicht sein Gemach verlassen und obwohl ich denke, dass frische Luft ihm besser tut als das hocken innerhalb der Mauern, wäre es nicht schlau in seinem Zustand auf Vater zu treffen.

Er sagte, dass er die Stimme eines Mannes im Wind hören würde. Jemand taucht in seinen Träumen auf um zu ihm zu sprechen und obwohl es sich anhört wie Fantasie, ja sogar Wahnsinn, glaube ich ihm.

Seit Vater von der Prophezeiung über die Erscheinung Rheos hörte, kreisen seine Gedanken nur noch da drum. Taehyung ist seit zwei Jahren hier und die Hochzeit hätte bereits stattfinden sollen, aber sie wird immer wieder verlegt, denn Vaters Gedanken kreisen sich nicht länger nur darum seine Macht zu erweitern, er kämpft darum sie überhaupt zu behalten.

Er war stets gut mit Worten. Die Menschen, die ihm folgten, wussten das. Er hatte eine Gabe, die kaum ein Mensch besaß, denn jedes Wort von ihm klang wie auswendig gelernt. Menschen, die nicht an ihn glaubten, zweifelten an ihren Zweifeln, Soldaten, die wussten sie würden sterben, liefen bereitwillig ins Schwert für ihn. Nicht, weil sie ihn liebten, sondern weil er mit seinen Worten stets ihren Nerv traf. Er wusste, was sie hören wollten und meistens ist das genug.

Seit dem Tag mit der Hexe im Kerker hat sich das allerdings komplett verändert. Er spricht kaum noch, Essen rührt er nicht an, wenn es nicht vorher von acht verschiedenen Bediensteten probiert wurde, weil er fürchtet, vergiftet zu werden. Er hat sogar die Anzahl der Wachen innerhalb und außerhalb seines Gemaches erhöht.

Er ist kaum mehr wieder zu erkennen, er hat abgenommen, wirkt schwach und müde, aber sein Blick ist stets aufmerksam und er selber hellwach. Trotz der Erschöpfung weiß ich, dass ihn dennoch keine Dutzend Männer in die Knie zwingen könnten und genau das macht mir Angst. Er wird nicht schwächer, der Wahnsinn stärkt ihn und obwohl auch Taehyung jetzt bedenken hat aufgrund einer Prophezeiung, weiß ich dass er weit davon entfernt ist wie Vater zu werden.

„Du hast dein Schwert dieses Mal abgelegt." Ich zucke zusammen, als Joohyuns Stimme hinter mir ertönt. Es könnte am Wind liegen, ich war viel zu sehr darauf konzentriert ihm zu lauschen ohne zu bemerken, dass jemand den Hof betreten hatte. Allerdings hätte ich damit rechnen müssen, Taehyung und sie kommen um diese Uhrzeit normalerweise gemeinsam beten, aber heute ist sie alleine.

Sie schenkt mir ein Lächeln und deutet auf die leere Scheide, in der normalerweise das Schwert steckt. „Du hast mich oft genug deswegen ermahnt", sage ich und zucke mit den Schultern.

„Und dennoch hast du es nie abgelegt." Sie stellt sich neben mich und sieht mich forschend von der Seite an. Sie wartet darauf, dass ich etwas erwidere, aber ich schweige. Sie hat recht, sie war oft wütend auf mich, oft genug musste ich prügel über mich ergehen lassen und doch habe ich nie eingesehen warum ich mein Schwert nicht bei mir tragen durfte. Nur, weil etwas zum töten gemacht worden war, bedeutet es nicht, dass es zwangsläufig auch tötet.

Joohyun hatte recht, dieses Schwert hat bereits getötet und es klebt viel Blut dran, dennoch war ich immer der Meinung, dass es idiotisch war Waffen vor dem Betreten dieses Ortes ablegen zu müssen und ich sehe bis heute nicht ein, warum ich es machen muss. Es sind nicht Waffen, die töten, sondern die Menschen, die sie führen und doch lege ich es dennoch ab. All die Jahre haben Beschimpfungen von Seiten Joohyuns nichts gebracht, aber es ist der Respekt und die Vorsicht gegenüber Taehyung, die es mich tun lässt.

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