♕31 • Die Hand des Schicksals♛

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Taehyung

Seit ich vor mehr als einem halben Jahr Skravischen Boden betreten habe, verging kaum ein Tag ohne das ich neue Erfahrungen und Eindrücke gesammelt habe. Das hier ist das Land, von dem man mir bereits seit Kindheitstagen einprägte, dass es uns feindlich gesinnt ist und das mich hier nichts als der Tod erwarten würde. Ich habe noch nicht viel davon gesehen und ich bezweifle das ich das so schnell werde, aber bereits jetzt weiß ich, dass es nicht so schlimm sein kann wie es mir immer gesagt wurde. 

Natürlich war nicht mein ganzes Leben durchzogen von Wut und Trauer, es gab auch schöne Momente, das gibt es in jeder Situation, aber ich wusste immer, selbst in den schönen Momenten, dass diese nie lange andauern werden. Ich wusste, dass es jede Sekunde vorbei sein könnte und das mein Leben nur durch eine Sache gesichert ist und das war die Gefangenschaft. So viele Jahre eingesperrt, so viele verpasste Gelegenheiten und all diese Zeit so alleine, dass die Gesellschaft von Menschen für mich fast zu einer Last geworden ist.

Als mein Vater mir von seinem Plan erzählte mich hierher zu schicken, wusste ich, dass das Wort Bündnis nur als Verschönerung dessen diente, was das hier eigentlich wirklich dar stellte, nämlich der Übergabe einer Geisel, die Skravis mit mir gewonnen hatte. Es würde meine Familie und mein Land wohl kaum kümmern, sollte mir etwas zustoßen, aber durch mich haben sie eine wichtige politische Waffe gewonnen. Wenn die Prinzessin und ich erst einmal verheiratet sind, hat sie offiziell Anspruch auf den Thron von Illiora, sie wäre eine Legitime Prinzessin des Landes im Norden und nicht einmal die Adeligen könnten sich diesem Anspruch widersetzen. Ich wäre danach vollkommen nutzlos, nichts weiter als eine Last und im Tod nützlicher als im Leben. 

Trotz dieses Wissens und trotz den ähnlichen Umständen, unter denen ich hier lebe, fühlt es sich noch lange nicht so sehr wie Gefangenschaft an. Nicht so sehr wie es das in meinem eigenen Land getan hat, denn dort musste ich mich für das verstecken was ich bin, hier muss ich es tun, wegen dem, der ich bin. Ich trage den Namen des Feindes und es gibt Leute, die warten nur darauf mich umbringen zu können, das ist der Grund warum ich hinter den Mauern versteckt gehalten werde. Doch mich frei im Schloss bewegen und meine Fähigkeiten einsetzen zu dürfen, auch wenn der König dabei nicht ganz Frei von Hintergedanken ist, ist für mich unglaublich. 

So viele neue Sachen, die ich kennen lernen durfte, seit ich hier bin, Menschen, mit denen ich reden durfte und Eindrücke, die so intensiv sind, dass sie mich zu überrollen drohen. Alleine dieser Abend, von dem ich mir nichts erhofft habe, bietet so viel neues für mich. Ich wollte nicht hierher, am liebsten hätte ich den Abend auf dem Hof oder in meinem Gemach verbracht, aber der König bestand darauf mich als Ehrengast während des Geburtstags seines Sohnes im großen Saal dabei zu haben. 

Die meisten Menschen, die hier anwesend sind, kenne ich nicht, aber ich kenne ihre Namen. Es sind die wichtigsten Personen des ganzen Kontinents, Prinzen und Prinzessinnen, Könige und Königinnen aus allen neun Ländern und sie alle tanzen so ausgelassen, als gäbe es keine Sorgen auf der Welt. Natürlich haben sie mich angestarrt und auch jetzt stehe ich noch abseits der Tanzfläche als wäre ich nichts weiter als Dekoration, eine Attraktion für die Menschen zu ihrer Belustigung, aber zu meiner eigenen Verwunderung macht es mir nicht so viel aus, wie es das früher wahrscheinlich getan hätte.

Die wunderschönen Gewänder der Frauen, der Geruch der Speisen und des Parfüms in der Luft, gemischt mit dem schwachen Geruch des Schweißes, dem warmen Licht der Kronleuchter und der Musik des kleinen Orchesters zaubern eine Atmosphäre, die ich so noch nie erleben durfte. Die Menschen wirken glücklich, all das Leid, das den Menschen außerhalb dieses Saales wiederfährt und die Probleme, die wir nur dank des Glückes unseres Namens nie hatten, mit denen sie jeden Tag kämpfen müssen, sind wie vergessen. 

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