♕51 • Geheimgänge♛

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Jungkook

Mein Kopf schießt nach oben, als ich Schritte im Gang vernehme. Sofort springe ich auf und stelle mich hinter die Tür, sodass man mich nicht sehen kann, wenn man das Zimmer betritt. Ich bin hierher gekommen um mit ihm zu sprechen, ich habe extra gewartet bis Baekhyun weg ist, denn der hätte mich mit Sicherheit nicht in das Gemach seines Herren gelassen.

In letzter Zeit passiert ziemlich viel, was ich mir einfach nicht erklären kann. Geheimnisse, Prophezeiungen, Verrat, ich weiß nicht wo ich noch sicher bin und die einzigen Personen, denen ich vertrauen kann sind meine Schwester und der Mann, den sie heiraten soll.

Langsam führe ich meine Hand an den Griff meines Schwertes und halte die Luft an, als jemand von außen die Tür öffnet. Ich warte, zögere selbst als ich den blauen Umhang erkenne, den er stets nur in der Nacht trägt, weil ihm sonst immer die roten zum anziehen hin gelegt werden. Ich zögere, selbst als er die Tür schließt, sich mit dem Rücken ran lehnt und ich die vielen Ringe an seinen Finger sehe, als er die Hände hebt und damit seine Kapuze hinunter zieht.

Erst als ich sein Gesicht sehe und er die Augen auf mich richtet, fängt mein Körper an sich zu beruhigen. Mein Gesicht entspannt sich und statt der Falte zwischen den Augenbrauen, breitet sich jetzt ein erleichtertes Lächeln auf meinem Gesicht aus, das ich selber nicht kontrollieren kann.

Zu meiner Überraschung, wirkt er weder erschrocken, noch schockiert und wenn er es doch ist, so schafft er es wenigstens gefasst zu wirken, wäre da nicht der verwirrte Gesichtsausdruck. "Was tust du hier?", fragt er und wirft einen kurzen Blick zur Tür bevor er mich am Arm packt und weiter in die Mitte schiebt, als würde er nicht wollen das jemand, oder viel eher Baekhyun, uns hört.

Er sieht mich fragend an und löst seinen Griff um meinen Arm, aber ich nehme seine Hand schnell in meine, bevor er sie mir entziehen kann. Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, aber als ich den Blick hebe und ihm in die Augen sehe, sind alle Worte, die mir bis eben im Kopf herum schwirrten, vollkommen vergessen.

Ich kann mich genau an unser erstes Treffen erinnern, es fühlt sich an als wäre es erst gestern gewesen, als er aus der Kutsche stieg, , dabei ist seit dem mehr als ein Jahr vergangen. Nach dem Tod meiner Mutter hat sich jeder Tag angefühlt wie eine nie endende Ewigkeit, eine Schleife, aus der ich nicht heraus fand. Ich lebte in den Tag hinein statt jeden Tag zu leben und das Leben hat sich für mich angefühlt wie ein Käfig, zu dem kein Schlüssel existierte.

Aber seit unsere Wege sich gekreuzt haben, seit ich ihm über den Weg gelaufen ist, hat sich das Rad der Zeit wieder in Bewegung gesetzt. Früher verging die Zeit zu langsam, Tage fühlten sich an wie Wochen, aber jetzt fühlt es sich an, als würde sie mir davon laufen. Ein Jahr, ja eine Ewigkeit würde nicht ausreichen, um mir genug von ihm zu geben.

Ich lasse meinen Blick kurz von seinem Gesicht zu seinen Haaren wandern, die ihm bereits deutlich über die Schulter gehen, aber er trägt sie nicht offen, die hälfte, nämlich die vordersten Partien hat er hochgesteckt und erlaubt damit einen Blick auf den Ohrenschmuck, den er trägt. Ich dachte, dass die Menschen aus Illiora an dem Ringschmuck gefallen hätten, aber der Ohrenschmuck scheint es ihnen noch viel mehr angetan zu haben und ich kann es ihnen nicht verübeln.

Es gibt kaum eine Stelle an seinem rechten Ohr, die nicht mit Schmuck verziert ist und obwohl an seinem linken Ohr deutlich weniger zu sehen ist, lassen sie sich auch da nicht sofort zählen. Er hat sich verändert, seit er hier ankam und das nicht nur optisch. Er wird mit jedem Tag besser was die Kontrolle seiner Fähigkeiten angeht und er fängt an zu erkennen, dass die Menschen nicht über ihm stehen.

"Lauf weg mit mir", flüstere ich leise und trete einen Schritt näher an ihn heran. Ich spüre wie seine Hand in meiner erstarrt und nehme sein Gesicht schnell in meine andere. Er wird versuchen, dem Thema auszuweichen, er hat diese Mauer, die ihn umgibt immer noch nicht ganz eingerissen und wenn er nicht weiß, wie er auf etwas reagieren soll, zieht er sich schnell zurück. Aber ich kann nicht länger zulassen das er in ständiger Furcht leben muss.

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now