♕41 • Zuhause♛

1.2K 173 53
                                    


Taehyung

Ich ziehe mir die Kapuze tiefer ins Gesicht um zu verhindern das mich die Sonne noch mehr blendet als sie es ohnehin schon tut. Mein Mund ist trocken, mein Hals ebenso und noch dazu plagt mich der Hunger, aber das alles ist nur nebensächlich, ein Luxus der im Moment in weiter Ferne liegt.

Immer wieder drehe ich mich nach hinten um einen Blick auf Jungkook zu werfen. Ich spüre sein Gewicht hinter mir deutlich, spüre wie es ihm immer schwerer fällt sich zu halten und obwohl ich am liebsten weggucken würde, schaffe ich es nicht, trotz der Qual, die es mir bereitet zu sehen wie das Leben immer mehr seinen Augen entweicht. Seine Haare kleben an dem Schweiß an seiner Stirn, die Augen sind fast geschlossen, man merkt ihm an wie viel Mühe es ihn kostet sie offen zu halten. Er ist nicht mehr in der Lage zu sprechen, all seine Energie verwendet er darauf sich an meinen Umhang zu Krallen und auf dem Sattel sitzen zu bleiben.

Ich spüre seinen Herzschlag an meinem Rücken, anfangs noch schnell, fast schon aufgeregt, mittlerweile ist es nur noch ein schwaches pochen und mit jeder Sekunde die vergeht, fürchte ich auch das könnte verschwinden. Er war es, der darauf bestand mit zu kommen, obwohl mit Baekhyun für Sicherheit gesorgt war und eben weil es seine Entscheidung war die ihm das eingebrockt hat, könnte ich es mir niemals verzeihen wenn er jetzt sterben sollte, denn er tat es, weil er glaubte es würde zu einem ähnlichen Vorfall kommen wie beim letzten Mal, er war bereit für mich zu kämpfen falls es dazu kommen sollte, ich kann und will nicht zulassen dass das, was der Widerstand erreichen wollte wirklich passiert. Ich kann mir nicht vorstellen in diesem Land voller Feinde zu leben, mein Leben lang, ohne ihn.

Verwirrt runzle ich die Stirn als ich spüre wie sein Griff an meinem Umhang sich lockert und will mich gerade zu ihm drehen, als ich das dumpfe Geräusch eines Aufpralls höre. Für einen Moment, der sich anfühlt wie eine Ewigkeit, vergisst mein Herz zu klopfen und mein Körper vergisst wie das Atmen funktioniert. Die Zeit bleibt stehen, als würden die Götter wissen dass es mit ihm bald vorbei ist und mit ein paar letzte Sekunden schenken wollen.

Sofort bringe ich das Pferd zum stehen und drehe mich um. Er liegt mit dem Gesicht im Gras auf der Seite und bewegt sich nicht. So schnell ich kann springe ich vom Pferd runter und binde es mit einem Knoten am Baum an. Ich schlage mir die Kapuze aus dem Gesicht und blinzel kurz in die pralle Mittagssonne hinein bevor ich  unter seine Achseln greife und ihn bis zum nächsten Baum nur wenige Meter entfernt schleife.

Erleichtert atme ich aus als er ein schmerzerfülltes stöhnen von sich hören lässt und gehe vor ihm auf die Knie um ihm ins Gesicht sehen zu können während ich mit ihm rede. Seine Lippen sind trocken und rissig, auch er braucht definitiv Wasser, mehr als ich es brauche, aber es befindet sich nirgendwo in unserer Nähe ein Fluss an dem wir unsere Flaschen auffüllen könnten.

Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Wange und sehe ihn besorgt an während er schwer atmet. „Du wirst den Weg nicht überleben, wenn wir nichts tun", sage ich und sehe hinunter zu dem Pfeil der nach wie vor in seiner Schulter steckt.

Es gibt nicht viel was wir ohne einen Arzt tun können, wenn wir den Pfeil raus ziehen, wird er schneller verbluten, aber das wird er ohnehin bis wir am Schloss angekommen sind. Es gibt nur eine mir bekannte Möglichkeit, aber auch die könnte gefährlich werden. Wenn ich nichts tue, stirbt er, aber wenn ich das tue, dann könnte er durch meine Hand sterben. Ich hätte ihn getötet.

„Ich könnte deine Wunde schließen", sage ich leise, kaum hörbar und gerade als ich es wiederholen möchte, flattern langsam seine Augen auf. Das sonst so strahlende Braun wirkt plötzlich so farblos, fast schon als wäre all die Hoffnung in ihnen gewichen.

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now