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Als wir am nächsten Tag unser Zimmer verließen, wartete Emily bereits vor der Tür. Die beiden begrüßten sich und sie folgte uns nach unten. Ich hielt mich so weit wie möglich von ihr fern, aber das war nicht so leicht wie ich es mir vorgestellt hatte. Im Speisesaal quetschte ich mich zwischen Anny und Adrian, was beide zwar sehr verwunderte, doch sie erwiderten nichts. Anny war nun öfters mit uns zusammen, doch ich spürte bei ihr eine Art Vorhaben. Ich konnte es nicht beschreiben, und drängte es schon bald weg. Ich hatte im Moment andere Sorgen. „Also, Süße, wo hast du denn deinen Verbundenen gelassen?“ fragte Adrian mich und ich warf ihm einen warnenden Blick zu. „Der hatte gestern Prüfungen“ antwortete ich und trank einen Schluck Orangensaft. „Wem ist er zugeteilt worden?“ fragte Rose Emily, die aufsah und lächelte „Nathan Zeklos, da er ja auch schon davor auf ihn aufgepasst hat.“ Rose nickte und wandte sich Vanessa wieder zu. Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen und entdeckte Leo an einem der Tische vorne. Er saß neben Nathan und passte auf.

Hey, wie geht’s dir?

Fragte ich ihn durch unser Band. Er sah verwirrt auf, senkte dann aber schnell wieder den Blick.

Gut, und dir?

Auch. Waren die Prüfungen schwer?

Nein, aber eine muss ich ja erst noch bestehen, und das könnte zu Komplikationen führen. Was war gestern los?

Sein Stimme klang besorgt. Ich ließ ihn meine Verwirrung über diese Frage spüren.

Ich habe Wut bei dir gespürt.

- Ach so...Rate mal wer auf Lexy während euren Prüfungen aufpassen muss!

Er antwortete nicht sofort.

Versuch doch wenigstens, sie zu mögen, Liss. Emily ist nicht so schlimm wie du denkst

Toll, das war wirklich das letzte was ich von ihm hören wollte. Und seit wann nannte er mich überhaupt Liss? Adrian stupste mich an. „Alles okay?“ Ich sah auf. Ich hatte wohl die ganze Zeit über in meinem Müsli herum gerührt und hinein gestarrt. Klar, dass das für andere komisch aussehen musste. „Ja, mir geht’s gut“ versicherte ich ihm und aß etwas.

Du weißt wie ich zu ihr stehe, also versuch nicht, mich umzustimmen!

Jetzt sah er zu mir herüber. Er grinste mich schwach an und drehte sich wieder zu Nathan. Ich seufzte und aß auf. Als es klingelte, schulterte ich meine Tasche und ging mit Lexy und Emily zur Sporthalle. Am Freitag haben immer alle Sport, auch die, die sich dafür nicht angemeldet haben. Lexy jammerte den ganzen Weg über und auch, als wir in der Umkleide waren. Ich lachte nur und zog mich um. „Guten Morgen“ begrüßte unser Sportlehrer, Wächter Van der Stock. Er war Holländer, weshalb sein Akzent ziemlich lustig klang. Wir saßen in einem Kreis auf dem Hallenboden und sahen zu ihm auf. Die Dhampir Novizen standen an den Wänden der Sporthalle, so wie die normalen Wächter auch. Dimitri stand hinter mir. „Heute werden wir mit Volleyball beginnen“ verkündete er und viele schimpften oder freuten sich. Ich gehörte zu denen, die sich freuten. „Suchen Sie sich bitte alle einen Partner und holen einen Ball, dann üben Sie alle bitte das Baggern und Pritschen.“ Ich stand auf und holte für mich und Lexy einen Ball, dann stellten wir uns mit drei Meter Abstand von einander entfernt hin. Ich warf ihn zu ihr und sie versuchte ihn zu mir zurück zu baggern. Nun, er flog auch zu mir, allerdings etwas zu kurz und schief. So ging es zehn Minuten weiter, bis Wächter Van der Stock die Übung beendete. „Ich werde Sie jetzt in sechs Gruppen á vier Personen aufteilen. Dann werden sie gegen eine der Gruppen spielen!“ Ich kam zu Marie, Marcel und Nathan in die Gruppe. Ich sah an die Wand gegenüber. Dort stand Leo. Mir war nie aufgefallen, das ich mit Nathan zusammen Sport hatte. Ich ging zu meiner Gruppe ins Spielfeld und stellte mich links nach vorne. Unsere Gegner waren Camille, Eugen, Rocco und Lexy. Ich lächelte sie an und Eugen warf den Ball zu uns rüber. Nathan baggerte ihn zurück und keiner der anderen bekam ihn zu fassen. So ging es die ganze Stunde über. Wir gewannen, doch die anderen sind gar nicht so schlecht gewesen. Am Schluss schmiss Eugen den Ball noch einmal zu uns rüber, und ich baggerte ihn wieder zu ihnen, doch er flog leider etwas zu weit und traf Emily am Kopf. Sie sah mich wütend an. „Sorry“ entschuldigte ich mich und ging zu ihr. „Kannst du nicht aufpassen?“ fragte sie sauer und funkelte mich an. Das tat man als Wächterin normalerweise nicht. „Ich sagte doch, es tut mir leid“ sagte ich nochmal. „Miststück“ zischte sie. Bevor ich etwas sagen konnte, trat Leo zwischen uns und schob mich zurück. „Mädels, kein Grund zum Streit“ meinte er und sah mich warnend an. Ich sannte ihm ein gemeines Gefühl. Er nahm es so hin und Emily nahm wieder ihren Platz an der Wand ein.

Kuss der PrinzessinWhere stories live. Discover now