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Als es 17 Uhr war, zog ich mich an und machte mir einen französischen Zopf, dann ging ich nach unten, wo ich auf Natalie und Eddie traf. „Liss“ trellerte meine Cousine und lief zu mir. „Hey, Natalie“ begrüßte ich sie und versuchte, zu lächeln. „Ist alles in Ordnung?“ fragte Eddie und ich nickte „Ja, es war heute nur ein anstrengender Tag“. Er nickte „Das kannst du aber laut sagen. Manche von denen bringen nur Chaos, doch Onkel und Tante wollen das natürlich nicht hören.“ Ich nickte und ging mit den beiden den Weg bis zu den Ställen entlang. „Sagt mal, was ist der Sinn dabei, das die hier sind?“ fragte ich und Natalie kicherte. „Liss, du weißt ja echt gar nichts“ zog sie mich auf und ich lächelte. „Nun ja, es ist ja so, dass sich unsere Gesellschaft um alle Bürger kümmern muss. Und so sorgen sie dafür, dass die Jugend die königlichen Familien, oder wenigstens eine, kennenlernt. Außerdem hängt da auch noch ihrgend so ein Wächterkram mit drin“ erklärte mir Eddie und ich nickte. „Achso“. Als wir den Stall erreichten, traute ich meinen Augen kaum. Dort, auf unserer Polo Wiese, standen alle 25 Schüler und unterhielten sich eifrig mit unseren Gegenspielern. Klar, die kennen sich ja wahrscheinlich auch alle. „Was...?“ fragte Natalie und trat zu Galina. „Was machen unsere Pferde dort?“ fragte sie sauer und deutete auf unsere 4 Pferde, die sich ebenfalls bei den Schülern befanden. „Es tut mir leid, aber sie haben die Erlaubnis bekommen, sie schon mal dort hin zu führen, Mrs. Es tut mir leid“ „Natalie, lass sie in Ruhe“ sagte Harry, der plötzlich neben ihr stand. Er winkte Galina fort und sie verschwand rasch. „Harry, das ist nicht...“ „Natalie!“ sagte er energisch und sie sah ihn böse an. „Sagte ich ja, nur Chaos. Mein Wallach hasst es, bei so vielen zu stehen“ sagte Eddie und behielt das Treiben mit besorgter Miene im Auge. Ich erblickte mein Pferd bei einer Gruppe von Jungen. Mrs Summer sah nicht grade schlecht aus, doch man sah ihr an, das sie sich in die Enge getrieben fühlte. „Na los, holen wir uns unsere Pferde und beginnen mit dem Spiel“ schlug ich vor, und zusammen gingen wir vier hinüber, wo sich sofort alle Augenpaare auf uns richteten. Doch das auch nur für ein paar Sekunden. Ich trennte mich von den anderen und drängte mich durch die ganzen Jugendlichen hindurch zu meinem Pferd. Doch die meisten machten mir ohnehin sofort Platz. Als ich endlich da war, wiehrte sie mir zur Begrüßung zu, und ich lächelte. Der Junge, der sie festhielt, tätschelte ihr beruhigend den Hals. Als mich die anderen Jungs bemerkten, stießen sie ein paar Pfiffe aus und musterten mich lächelnd. „Wow, das nenne ich mal eine Prinzessin“ sagte der eine und starrte auf meine Brüste. Ich verschränkte die Arme und starrte ihn an. Eigentlich muss ich mich immer stets höflich und freundlich benehmen, doch das war mir in diesem Augenblick egal. Sie sind nicht nett zu mir, also bin ich auch nicht nett zu ihnen! „Bist du fertig?“ fragte ich ihn schroff und alle 4 sahen mich überrascht an. Er verlor für einen Moment den Faden, ehe er sich wieder erinnerte. „Prinzessin“ sagte er und verbeugte sich, allerdings so tief, dass es schon wieder spöttisch war. „Freut mich, dich endlich mal kennen zu lernen“ sagte er und die anderen lächelten und taten es ihm gleich, jedoch mit Respekt. Der Junge am Pferd betrachtete ihn nur...ärgerlich. Er sah ihn ärgerlich an! „Meinst du wirklich mich?“ fragte ich und trat an ihm vorbei zu Mrs Summer. „Liss!“ rief meine Cousine und ich drehte mich um. Sie saß bereits auf ihrer Stute und winkte mir zu. Mrs Summer tänzelte, da sie unbedingt zu mir wollte, und der Junge gab mir ihre Zügel, verbeugte sich jedoch noch schnell und tätschelte sie wieder. Ich nahm sie zögernd entgegen, und musterte ihn dabei. Er war der Junge, gegen den ich das letzte mal fast gelaufen wäre, da ich ihn nicht gesehen hatte. Jetzt, so aus der Nähe, sah er viel größer aus, und auch besser. Um ehrlich zu sein war er sogar äußerst attraktiv. Er hatte dunkel braune Haare, die ihm ständig ins Gesicht fielen, und er hatte sanfte Gesichtszüge und dunkle Augen. Er musterte mich ebenfalls. „Liss“ sagte meine Cousine wieder, und jetzt stand sie hinter mir. Ich blinzelte einmal und riss mich zusammen, und er trat ebenfalls ein paar Schritte weg, und ich murmelte „Danke“ Und stieg auf. Dabei war ich mir vollkommen bewusst, das 8 Augen auf meinen Hintern starrten. Ich schluckte ein paar blöde Kommentare hinunter und wendete mein Pferd, grade so, dass ich so nah wie möglich an diesen Idioten vorbei kam. „Ladys und Gentleman, würden Sie sich bitte an den Rand des Feldes stellen! Dankeschön“ rief Michael und alle verließen den Platz und stellten sich hinter den Zaun. „Oh man, was für Blödmänner“ flüsterte ich ihr ins Ohr, und sie schnaubte als Antwort. Dann begann das Spiel. Ich schlug den Ball ein wenig zu fest, da ich immer noch wütend war, und das war gar nicht gut. Doch es bemerkte zum Glück niemand, und nach 1 Stunde hatten wir gewonnen. „Das nächste mal landest du wieder hinten, Dragomir“ rief Mike, einer aus der gegnerischen Mannschaft, mir zu und ich lachte nur zur Antwort. Dann ritten alle zum Stall zurück, doch ich blieb stehen und sprang ab, und hörte dem Lehrer zu, der gerade ein paar Anweisungen gab. Dann sollten alle ins Haus gehen und dort zu Abend essen. „Prinzessin“ sagte er und nickte mir einmal zu, ehe er ebenfalls verschwand. Jetzt war ich alleine. Ich beschloss, noch eine Weile zu springen, da Mrs Summer noch nicht müde war. Nach einer weiteren halben Stunde führte ich sie dann aber schließlich zum Stall. Galina war nicht mehr da, obwohl es erst 19 Uhr war. Doch es störte mich nicht weiter, da ich mein Pferd ab und zu auch mal gerne selbst versorgte. Ich band sie also an und holte ihren Putzkasten, dann legte ich meinen Helm beiseite und machte den Gurt auf. Doch als ich ihr den Sattel abnehmen wollte, tänzelte sie auf und ab, und erst als ich ihr ein Leckerli gab, stand sie still. „Du bist mir vielleicht eine verrückte Nudel“ sagte ich lachend und gab ihr noch einen Apfel. Dann ging die Stalltür auf und ich erstarrte. Vielleicht ist das ja Galina, oder Natalie? Doch es war keiner von beiden, es war der Junge von vorhin. „Stör ich euch, Prinzessin?“ fragte er mich und lehnte sich an eine Wand, nicht weit von mir entfernt. Ich blinzelte überrascht. Er hatte eine so schöne Stimme, sie wirkte fast hypnotisierend. „Nein...überhaupt nicht“ antwortete ich und wandte den Blick ab. Gott. Was war denn nur mit mir los? Ich stellte mein Pferd richtig hin, dann packte ich den Sattel und zog ihn ihr vom Rücken. Doch dieser Sattel war deutlich schwerer als mein anderer Sattel, weshalb ich kurz unter seinem Gewicht schwankte, doch schließlich ging es und ich ging in die Sattelkammer. Doch ehe ich dort reinkam, kam der Junge zu mir, stellte sich vor mich und schob seine Hände unter den Sattel. Ich sah ihn erstaunt an. „Darf ich?“ fragte er und ich nickte. Dann ließ ich den Sattel los und er hob ihn hoch. „Dort oben“ sagte ich und deutete auf einen Platz oben rechts. Er nickte und hiefte ihn hoch. Dann wischte er sich seine Hände an der Hose ab und drehte sich zu mir um. „Danke“ sagte ich und er nickte „Habe ich gerne gemacht.“ Ich lächelte kurz, dann ging ich wieder zu Mrs Summer, die wieder unruhig war. Als sie mich sah, schnaubte sie und ich streichelte ihr über die Nüstern. „Du ungeduldiges Tier“ neckte ich sie und nahm den Striegel aus dem Putzkasten. Er hatte sich inzwischen wieder an die Wand gegenüber gelehnt, doch so, dass ich ihn noch sehen konnte, da er sich nicht hinter mein Pferd gestellt hatte. Er beobachtete mich neugierig. „Ihr habt vorhin gut gespielt“ sagte er schließlich und ich sah auf. „Danke“ erwiderte ich und klopfte den Striegel aus, dann begann ich erneut. „Aber dieses Spiel war nicht besonders schwer. Andrews Stute war etwas krank, weshalb es eigentlich nur 3 gegen 4 waren“ erklärte ich, da ich irgendetwas sagen wollte. „Einer Eurer Gegner?“ fragte er und ich nickte. „Der mit der schwarzen Stute, die ein weißes Bein hat“. Er nickte und sah mir wieder zu. „Störe ich Euch wirklich nicht, Prinzessin?“ fragte er skeptisch und ich sah ihn wieder an. „Nein, tust du nicht“ versicherte ich und lächelte. Er runzelte die Stirn, dann nickte er und kam auf mich zu. Er schnappte sich einen Hocker, der hinter der Stalltür stand und setzte sich einen Meter entfernt neben mich hin. „Eben, vor dem Spiel..“ begann ich und nahm jetzt eine Bürste für die Mähne. „Danke das du sie gehalten hast, und beruhigt hast“ sagte ich und er nickte „Habe ich gerne gemacht. Ich meine, sie ist Euer Pferd“ meinte er und ich lachte. „Ja, man sollte meinen das das wirklich etwas bedeutet.“ Ich entknotete ein paar Haarsträhnen, während ich ihm weiterhin verstohlene Blicke zuwarf. Er betrachtete mich weiterhin, doch nicht gaffend oder so. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart ziemlich wohl, was sonst eher selten vorkam. „Musst du gar nicht zum Abendessen?“ fragte ich ihn, da es mir plötzlich einfiel. „Die gleiche Frage könnte ich Euch auch stellen“ erwiderte er lächelnd und ich erwiderte es. „Okay, ich muss eigentlich schon, aber da heute Montag ist, Pokert meine Familie, und daher ist es nicht wichtig, ob ich pünktlich erscheine oder nicht“ erklärte ich und er nickte. „Und du?“ fragte ich ihn und drehte mich zu ihm um. „Ich habe schon gegessen. Mit der ganzen Klasse am Tisch zu sitzen ist nicht grade ein Vergnügen“ erzählte er lächelnd und ich nickte zustimmend. Dann war ich endlich fertig und kratzte die Hufe aus, wobei er mir wieder zusah. Dann packte ich den Putzkasten weg und band Mrs Summer los. Er erhob sich und machte mir Platz, damit ich sie in ihre Box führen konnte. Dann schloss ich die Tür der Box und gab ihr noch eine Möhre, dann drehte ich mich wieder zu ihm um. Er wartete an seinem Platz. Als ich wieder zu ihm kam, erhob er sich. Ich nahm mir den Besen und begann, den Dreck wegzufegen. Als ich fertig war, drehte ich mich wieder zu ihm um. Er wartete geduldig. „Und warum bist du zu mir gekommen? Ich meine, du könntest auch genau so gut in den Garten gehen oder so“ sagte ich und er lächelte „Hätte ich, wollte aber nicht“. Ich sah ihn lächelnd an. „Aha, so einer bist du also. Klar, kann man ja auch mal ausnutzen, die Prinzessin in einem Moment der Einsamkeit anzutreffen“ Er lachte und strich sich das Haar aus dem Gesicht, was mich für kurze Zeit aus der Fassung brachte. „Ihr seid doch gar nicht alleine“ meinte er mit einer Kopfbewegung zu meinem Pferd, und ich nickte „Stimmt auch wieder.“ Dann, grade als er wieder etwas sagen wollte, rief jemand „Prinzessin? Prinzessin!“ Maria kam angelaufen und stellte sich neben mich. „Wo wart Ihr denn nur?“ fragte sie und ich sah sie verwundert an. „Hier, es geht mir gut, Maria“ antwortete ich und sie seufzte. „Man wünscht Euch zu sehen“ erzählte sie und warf ihm einen komischen Blick zu. Ich nickte und sie verschwand wieder. Ich seufzte. „Tut mir Leid, ich muss gehen“ sagte ich und er stand auf. „Das macht doch nichts“ erwiderte er und kam auf mich zu. „Es hat mich gefreut, mich mit Euch zu unterhalten“ sagte er und verbeugte sich. Ich lächelte. „Bitte, hör auf damit“ bat ich ihn leise und er sah mich verwundert an. „Womit?“ „Mit dem ganzen höflichen Kram“ sagte ich und deutete auf den Boden. „Du musst dich nicht vor mir verbeugen.“ Er lachte und nickte. „Und was soll ich dann machen?“ Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Ja, was soll er dann machen? Ich sah ihn an. Dann schüttelte ich den Kopf und sah weg. Er machte mich nervös. „Ich kenne deinen Namen überhaupt nicht“ fiel mir plötzlich ein und er

lächelte „Verzeihung. Ich frage Euch aus und stelle mich nicht einmal vor“ Ich lächelte und er machte Anstalten, zu gehen. Gemeinsam gingen wir hinaus auf die Wiese. „Ich heiße Leo, Leo Miller“ sagte er und ich lächelte ihn an. „Tja, meinen Namen kennst du ja wahrscheinlich“ vermutete ich und er nickte „Allerdings!“ Wir schlenderten durch den Garten und kamen schließlich vor der Haustür an. Er blieb stehen und wartete, bis ich sie aufgemacht hatte. Von drinnen kamen uns laute Stimmen entgegen. Ich ließ sie wieder zufallen, doch so, dass sie einen Spalt breit offen blieb. Ich stellte mich vor ihn. „Danke“ sagte ich, und er zog eine Augenbraue hoch „Wofür?“ Ich lachte. „Für die Hilfe mit dem Sattel zum Beispiel“ Er nickte und strich sich wieder durchs Haar. „Gute Nacht, Prinzessin“ sagte er, nahm meine Hand in seine und küsste meinen Handrücken. Dann trat er zurück und verschwand hinter einer Hecke. Ich sah ihm nach. Meine Hand kribbelt dort, wo seine Lippen meine Haut berührt hatten, und ich musste unwillkürlich lächeln. Dann lief ich nach oben, gut gelaunt, und zog mich um.

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So, für heute reicht es erst mal mit dem updaten, ich werde morgen die weiteren Kapitel hochladen ;)

Bis dahin lest noch schön weiter und ja, kommentiert wenn ihr wollt ;)

Kuss Sarriii

Kuss der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt