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Noah:

Es war beeindruckend, wie ruhig man war, wenn man sich mal durch das viele Weinen so richtig ausgepowert hatte.

Das einzige, was ich tat, war zu atmen, während ich an Cam geschmiegt in meinem Bett lag und mit der Spitze meines Zeigfingers kleine Herzen auf seine Brust malte.

„Wie hältst du es eigentlich mit mir aus?", seufzte ich dabei.

Meine Unterlage bebte leicht vom Lachen. „Ich liebe dich. Willst du das jetzt nochmal tausendmal hören?"

Mit einem Lächeln auf den Lippen sah ich in sein Gesicht, das mich lächelnd empfing. „Okay, wenn du es so willst. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich"

Nach jedem dritten Wort näherte er sich mir ein Stückchen, ehe er beim Nuscheln seiner Dauerschleifen-Liebeserklärung meine Lippen dabei mit seinen berührte.

„Okay, ich habs verstanden", schmunzelte ich und presste meinen Mund auf seinen, damit er ruhe gab.

Er grinste leicht, drehte uns etwas, sodass ich unter ihm lag.

Dabei wurde aus dem Kuss, der ihn eigentlich nur ruhig stellen sollte, ein sehr emotionaler, der plötzlich nur noch dazu da war, um uns gegenseitig unsere Gefühle zu zeigen.

Eine ganze Weile lagen wir einfach so da und küssten uns.

Es war das schönste überhaupt, die Zeit so zu verbringen. Bei Cam fühlte ich mich geliebt, verehrt und so als sei ich das auch wert.

Er behauptete vielleicht, ich sei sein ein und alles, aber dabei war es andersrum. Cameron war mein Leben. Und ich wusste, um unsere Liebe, die die Kraft hatte, unendlich stark zu werden, ihrem vollen Potenzial zukommen zu lassen, musste ich lernen, mich selbst und mein Leben genauso zu lieben wie ich es bei Cam tat.

Das brauchte Zeit und einfach würde es sicherlich auch nicht werden, doch ich begann zu glauben, mit seiner Hilfe einfach alles schaffen zu können.

„Ich werde Ken morgen sagen, dass das mit uns vorbei ist", murmelte Cam, nachdem er eine Weile auf meiner Schulter gelegen war und nachdenklich an dem Bändel meines Hoodies herum gespielt hatte.

Ich seufzte schwer. „Aber das ist die beste Möglichkeit, das mit uns zu vertuschen..."

Ich wusste ja, wie egoistisch das von mir war. Ken war ein guter Kerl, es tat mir leid, dass ich ihn als Mittel zum Zeck nutzen wollte, aber er wurde dafür immerhin durch Zeit mit meinem Liebsten bezahlt. Das sollte genug sein.

„Ich weiß, aber diese Angelegenheit tut dir nicht gut"

Ich öffnete den Mund, um dagegen zu reden, aber Cam sah mich schneidend an und ließ mich nicht.

„Und ich will auch nicht diese Art von Typ sein, die andere verarscht. Ken hat es verdient, dass ich ehrlich zu ihm bin. Und du hast es verdient, meine volle Aufmerksamkeit und Zeit zu bekommen" Gegen Ende lächelte er.

Meine Hand fuhr durch seine weichen Haare und ich zwirbelte ein paar Stränchen um meinen Zeigefinger. „Ich werde dir, was das angeht, nichts einreden, immerhin bist du am meisten davon betroffen... Du sollst dir nur dessen bewusst sein, dass es schwer wird, die Sache zwischen uns ohne Deckung geheim zu halten..."

Cam nickte zustimmend und legte sich nach einem tiefen Durchatmen wieder auf mich. „Eigentlich kann uns die Meinung anderer egal sein. Es wird eh nie jemand nachvollziehen können, was wir fühlen und solange es gesetzlich verboten ist, wird das sicherlich auch keiner unterstützen. Ich meine, Dave ist ja so quasi unser größter Fan, aber der wohnt am Arsch der Welt und hat seine eigenen Probleme. Ich vermute, Alec weiß auch etwas, aber wir haben nie wirklich darüber geredet und ich will ihn auch nicht in Schwierigkeiten bringen. Und ich bin mir auch sicher, dass Max und Sandy damit cool sein werden, aber das Ding ist, Sandy redet mit Gab über so gut wie alles und Gab ist eine hinterlistige kleine Schlange, also wird es dann die ganze Welt wissen, wenn sie es weiß. Außerdem ist da noch Dad... Er wird das sicherlich nicht gutheißen..."

„Was denkst du, würde deine Mum sagen?", hakte ich leise nach und tippte auf seinem Bizeps herum.

Cam zuckte leicht mit den Schultern. „Weiß nicht. Sie mag dich sehr gerne, das weiß ich. Aber vermutlich würde sie da hinter Dad stehen."

Er rieb seinen Kopf leicht an meiner Schulter und rutschte somit automatisch mehr auf meine Brust.

Ich machte nur einen zustimmenden Laut, dachte dann hörbar nach. „Ich glaube, mein Stiefvater wäre ausgerastet. Dave hat mal bei Wahrheit oder Pflicht einen Jungen küssen müssen. Davon hat man Bilder gemacht und sie rumgeschickt... Sein Dad ist ausgerastet, als er das mitbekommen hat. Dave hat ihm zwar versichert, dass da nichts hinter ist, aber seitdem hat er unsere männlichen Freunde immer richtig unter die Lupe genommen, damit ihm ja nicht 'so einer' ins Haus kommt" Ich verdrehte die Augen.

Cam hob den Kopf, um mich empört anzuschauen. „Dieser..." Er schluckte die Beleidigungen runter. „Deshalb war er immer so gemein zu mir. Und ich dachte es liegt einfach nur daran, dass ich der Sohn meines Vaters bin..." Er schnaubte abfällig und machte es sich wieder gemütlich.

„Mum wäre sicherlich okay damit gewesen", meinte ich dann leise, musste etwas lächeln. „Sie wäre mit allem einverstanden, solange es mich glücklich macht"

Cam drückte mir einen Kuss durch mein Oberteil hindurch auf die Brust, genau da, wo mein Herz war und schmiegte sich dann enger an mich. „Ich hätte ihr gerne bewiesen, dass ich das kann... Dich glücklich machen"

Ich lächelte weiter, obwohl mir nochmal eine kleine Träne entfloh, und drückte dann Cams Kopf zu mir hoch, um ihn wieder zu küssen, jetzt nachdem sich unsere Lippen erholt hatten.

„Können wir bitte in Zukunft über alles reden? Jede Kleinigkeit? Egal, ob gut oder schlecht? Ich will immer wissen, was grade in dir vorgeht und für dich da sein... Bitte" Cam flüsterte dies nur, sah mich flehend an.

Ich nickte leicht. „Okay"

Er sah erleichtert aus und versiegelte die Abmachung durch einen Kuss.

Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt