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Cameron:



Es kam mir so vor, als hätte Noah heute absichtlich fast die ganze Pizza, die ich für uns bestellt hatte, alleine gegessen, um mir zu beweisen, dass ich unrecht hatte.

Ich wettete mit mir selbst, wie lange es dauern würde, bis er es wieder auskotzen ging, doch seltsamerweise passierte das nicht. Er blieb einfach auf dem Sofa sitzen und sah mit mir Fern.

Als sich gerade eine Nacktszene von einem heißen Typen zeigte, pfiff ich einmal anzüglich und brachte Noah somit zum Lachen. „Du bist so ein richtiger Player, nur eben für Schwule"

„Klar", lachte ich.

Ich mochte Noahs Verhalten seit Neuestem. Er hatte langsam angefangen, immer mehr freiwillig zu reden und endlich aufgehört nur das nötigste zu sagen.

Ich mochte es, mit ihm zu reden. Ich mochte seine Stimme und ich mochte das Gefühl, das ich hatte, wenn er bei mir war. Ich mochte mich dann selbst mehr.

„Wie findest du die?", fragte ich Noah, als ein Mädchen auftauchte, das ziemlich hübsch war.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich gehe nicht so nach Aussehen"

Ich warf ihm einen überraschten Blick zu, zog die Augenbrauen hoch. „Es ist komplett geheuchelt, dass nur der Charakter zählt, das ist dir klar oder?"

Er nickte. „Der Charakter ist mir auch egal"

Verwirrt blickte ich ihn an.

Er schüttelte grinsend den Kopf. „Ich finde, das wichtigste sind einfach die Gefühle. Wenn ich mich bei jemandem wohl fühle, ist es doch egal, ob sie ihre Ecken und Kanten hat, sowohl beim Aussehen als auch beim Charakter. Der Charakter kann sich verändern, das Aussehen sowieso, aber wenn du eine richtig tiefe emotionale Bindung zu jemandem hast, dann geht das nicht so einfach weg. Deshalb finde ich, dass nur das zählt"

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich ihm so zuhörte. „Und gibt's da einen bestimmte Person?", wollte ich wissen.

Er schüttelte den Kopf. „Ich hatte mal eine Freundin, aber die war scheiße"

Dann musste ich lachen. „im Bett oder...?"

Er verdrehte die Augen. Ich mochte den Anblick wie er zu mir hochsah, während mein Arm auf seinen Schultern lag.

„Nein, einfach allgemein. Sie hat mich nicht verstanden und ich hab ihr auch nicht vertraut. Eigentlich war ich nur mit ihr zusammen, weil Dave uns unbedingt verkuppeln wollte, damit ich ihm und seinen Freunden nicht mehr so auf den Sack gehe" Er kicherte. „..hat aber nicht funktioniert"

Das brachte auch mich zum Lachen. Ich zog ihn näher zu mir und er ließ das tatsächlich zu. „Also ich würde dich nie verkuppeln, um dich loszuwerden"

„Ich dich sofort. Ich würde dich an den Höchstbietenden verkaufen", meinte Noah schnell.

Empört drückte ich ihn wieder von mir weg und direkt ins Sofa. Er lachte.

„Du scheiß Lügner!", schrie ich dann, als ich blickte, was dieses Lachen bedeutete.

Ich hatte ihm das echt abgekauft.

Noah richtete sich wieder auf, doch wurde zurück ins Sofa gedrückt, als ich mich auf ihn schmiss. „Dafür mach ich dich platt!"

Er keuchte auf, als ich begann, auf ihm herum zu hüpfen. „Du bist so fett!", beschwerte er sich.

Ich hatte meinen Spaß, aber der wurde leider unterbrochen, als es an der Tür klingelte.

„Nochmal Glück gehabt", meinte ich zu ihm und stand auf, um nachzusehen, wer mich störte.

Ich öffnete die Tür Ein Typ stand mir dann gerne über.

Braune Haare, braune Augen, groß.

Ich erkannte ihn nicht sofort, doch es war Dave. Nur, dass seine Haare ihm verschwitzt in der Stirn klebten, er am ganzen Körper zitterte und irgendwie so... durchgeknallt wirkte.

„Ist Noah da?", presste er hervor, versuchte zu lächeln.

Ich musterte ihn kritisch. „Noah!", rief ich nebenbei.

Die Tür ging weiter auf und Noah kam heraus.

Ich bemerkte, Daves zitternde Händen, die zu Fäusten geballt waren.

„Warte hier", meinte Noah, ohne zu fragen, was hier los war und rannte hoch in sein Zimmer.

Als er zurückkam, drückte er Dave einen Bündel Geld in die Hand.

Er umarmte Noah. „Das ist das letzte Mal, versprochen. Diesmal will ich es echt schaffen"

Noah drückte seinen Bruder fest. „Ich weiß, dass du das kannst, Dave. Ich liebe dich"

Dave küsste Noahs Kopf und murmelte „Ich dich auch, Flitzer" in seine Haare, ehe er ihn losließ und dann wieder verschwand.

Seufzend kam Noah zurück ins Haus.

Ich schloss die Tür hinter ihm, aber als er zurück ins Wohnzimmer gehen wollte, hielt ich ihn auf.

Ich wollte eine Erklärung und das sofort.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt