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Alec:

Ich hasste es eigentlich, wenn man mir mein Vegetariersein ausreden wollte, aber Dave konnte ich es seltsamerweise nicht übel nehmen.

Er hatte das ja auch nicht gesagt, weil er sich über mich lustig machen wollte oder es böse meinte, das wusste ich und irgendwie fand ich es auch lustig, wie wir beide versuchten, den anderen durch ein immer lauter werdendes genüssliches Stöhnen beim Essen zu übertönen.

Noah und Cameron hatten uns schon mehrmals gebeten, es zu unterlassen, aber Dave hatte gemeint, das sei ganz offiziell sein Haus und wenn es sie störte, wie er sich seine Befriedigung holte, dann stand es ihnen frei zu gehen.

Danach hatte er mich wieder angeschaut und weiter gemacht. Ich hatte kurz gekichert und war dann wieder miteingestiegen.

„Siehst du das?" Dave hielt mir seinen Finger hin, auf dem sich eine dunkelrote Soße befand.

„Was ist das was für ein Zeug?", fragte ich leicht angeekelt, von dem starken Geruch.

„Fleischsoße", grinste er und schmierte es mir übers Gesicht.

Empört klappte mein Mund auf.

Das hatte er nicht getan!

Er lachte sich einen ab, aber ich ließ das nicht lange auf mir sitzen, sondern holte auch die Soße von meinem Burger und schmierte sie ihm über den Mund.

„Pfui!!!" Er tat so als würde er deshalb total die Panikattacke bekommen, aber schauspielerte es nur.

Wir lachten uns an wie ein paar Idioten.

„Ihr solltet dringend mal so richtig ficken"

Verstört schaute ich zu Cam, der Dave und mich nüchtern ansah und dann mit den Schultern zuckte. „Ich mein ja nur. Ihr habt Vibes"

Die Höhe war es dann, als Dave mich fragend anschaute.

„Nein!", empörte ich mich.

Er schnalzte unzufrieden mit der Zunge. „Du weißt ja gar nicht, was du verpasst"

Wusste ich echt nicht, immerhin war ich Jungfrau und ich hatte auch vor, das zu bleiben, bis ich jemanden fand, der es mir wert war, mich ihm hinzugeben.

„Das wird nix, Dave. Alec hatte noch nicht mal seinen ersten Kuss", kicherte Noah und sah mich neckend an.

Daves Blick wurde ungläubig. „Nein!", schrie er aus und lachte dann.

Er lachte mich aus. Na super.

„Hei!" Ich stieg ihm auf den Fuß. „Ich hab sehr wohl schon mal jemanden geküsst. Aber das waren halt nur scheiß Küsse und ich würde es nicht als richtigen Kuss zählen"

„Stimmt", meinte Cam plötzlich nachdenklich. „Ich hab dich mal geküsst"

„Das war echt widerlich", bestätigte ich.

Cam nickte schnell. „Ich bereue das bis heute"

Gut, dass wir uns da einig waren.

Cam erklärte den anderen, wie es zu unserem „Kuss" gekommen war und ich erklärte, dass ich das nicht als richtigen Kuss sah, weil sich zwar unsere Lippen berührt hatten, ich aber fand, dass man bei einem Kuss auch etwas Bestimmtes spüren musste.

„Was soll denn dieses bestimmte Etwas sein?", hakte Dave neugierig nach.

Ich zuckte mit den Schultern. „Das sage ich dir, sobald ich es weiß"

Er zog einen Mundwinkel nach oben und betrachtete mich so.

Fragt mich nicht wieso, aber irgendwie wurde ich jetzt verlegen.

Ich war verdammt erleichtert, als es an der Tür klingelte und Dave -sich die Soße aus dem Gesicht wischend- hinging.

Schon nach wenigen Moment hörte man: „Wo ist er?!" Von uns einer nur allzu bekannten Stimme.

„Es geht ihm soweit gut, Brian, komm runter" Dave klang genervt.

„Hol ihn her, wir gehen!", bestimmte Noahs Vater.

„Nein"

Ich war Dave so dankbar, dass er so war wie er war. Dass er Noah beschützte.

Ich spähte um die Ecke, um mir alles mitansehen zu können, während Noah und Cam das Essen lange eingestellt hatten und sich verängstigt aneinander klammerten.

Oh keine Sorge, Jungs, bevor er zu euch kommt, muss er erstmal an mir vorbei.

Dave diskutierte mit Brian, bis dieser drohte, ihm die Polizei auf den Hals zu hetzen.

Dave zeigte sich unbeeindruckt. „Wenn du das wirklich willst, dann mach das doch. Dann trittst du in Zukunft mit Cameron, Noah und mir nur noch über unseren Anwalt in Kontakt."

„Er ist mein Sohn, ich habe das Aufenthaltsbestimmungsrecht über ihn!"

Dave lachte leicht. „Das hättest du, wenn du irgendwo als sein gesetzlicher Vormund eingetragen wärst. Bist du aber nicht. Und bis du diesen Antrag durch hast, ist er 18 und kann ohnehin tun und lassen was er will. Solange du mir also keine akute Kindesgefährdung nachweisen kannst und mit einem polizeilichen Beschluss hier stehst, bitte ich dich, jetzt mein Grundstück zu verlassen und nicht mehr zu betreten"

„Das kannst du nicht machen!" Brian klang so, als würde er gleich auf Dave einschlagen.

Ich wollte ihn nicht mehr alleine an der Front stehen lassen und ging deshalb zu ihm, legte von hinten meine Hand auf seine Schulter. „Du siehst doch, dass er es kann, Brian."

Er schaute mich ganz verdutzt an, aber ich redete weiter. „Noah und Cameron lieben sich. Sie hatten lange genug Probleme dabei, das zu unterdrücken. Cam hat lange gelitten deshalb, so verzweifelt habe ich ihn nie gesehen. Du hast die Wahl, es dir mit deinen Kindern für immer zu verscherzen, indem du deine Leier jetzt durchziehst, oder du akzeptierst einfach, dass sie sich lieben und vielleicht verzeihen sie dir und kommen zu euch zurück. Wenn du dich für die erste Variante entscheidest, dann wende dich bitte an meinen Dad, der wird das Juristische für unsere Partei übernehmen"

Brian presste die Lippen zusammen. „Ich will sie doch nur vor einem Fehler bewahren", sagte er.

Dave schüttelte den Kopf. „Es ist kein Fehler, sondern Liebe. Und wenn du das nicht respektieren kannst, hast du hier nichts mehr zu suchen" Er deutete mit einem Nicken zum Ende des Hofs.

Brian warf uns noch Todesblicke zu, ehe er sich umdrehte und ging.

Hinter ihm schloss Dave die Tür und drehte sich dann zu mir um. Meine Hand lag nach wie vor auf seiner Schulter.

„Dein Dad ist Anwalt?"

Ich nickte.

Er seufzte. „Gib mir mal bitte seine Kontaktdaten."

Mit dem Daumen strich ich noch etwas von der Soße aus seinem Gesicht.

„Morgen. Wir sollten jetzt alle erstmal ne Nacht über das Geschehene schlafen"

Dave nickte einverstanden und nahm das Handgelenk meiner Hand, die in seinem Gesicht herumpfuschte.

Eine Weile standen wir uns so gegenüber und schauten uns einfach an, ehe er leise meinte: „Wusstest du, dass Seeotter sich beim Schlafen auf den Rücken legen und Händchenhalten, damit sie im Wasser nicht voneinander wegtreiben?"

Dieser irgendwie unnötige, aber trotzdem süße Fakt brachte mich zum Lächeln. „Nein, aber jetzt weiß ich es"

Ich antwortete genau dasselbe wie letztens, als er mir von Koalabären erzählt hatte, genau an dieser Stelle.

Er grinste leicht. „Bist du ein Seeotter?"

Lachend schüttelte ich den Kopf.

„Schade", meinte er enttäuscht. „Wir hätten heute Nacht Händchenhalten könnten"

Bevor ich dazu in der Lage war, etwas zu erwidern, zuckte er mit den Schultern, ließ meine Hand los, sagte „Dann halt nicht" und ging zurück ins Wohnzimmer.

Dieser Mann brachte mich noch um den Verstand.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Место, где живут истории. Откройте их для себя