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Ein Fehler? Als ob Toni das Wort „Fehler" gerade überhaupt hätte denken oder irgendeinen anderen klaren Gedanken hätte fassen können. Rezos Lippen waren weich, seine Zunge war gefühlvoll, seine Umarmung kraftvoll. Die ehrliche Leidenschaft in Rezos Kuss fühlte sich so gut an wie schon lange nichts mehr in Tonis Leben. Er fühlte eine angenehme Erregung im ganzen Körper - eine Erregung, die er zu gut kannte, von der er nur nie gedacht hätte, dass Rezo sie auslösen könnte. Toni stöhnte leise, während er Rezo noch immer überall auf seinem Körper spürte. Er hatte seinen Freund noch nie als so männlich empfunden wie in diesem Augenblick. Toni wurde heiß, er schmolz fast vor Begierde und Verlangen. Rezo hätte in diesem Moment alles mit ihm anstellen können. Und Toni spürte, wie sehr Rezo den lustvollen, mittlerweile sehr wilden Kuss genoss, aber überhaupt keine Anstalten machte, weiter zu gehen. Das würde Toni jetzt in die Hand nehmen.

Ohne sich von Rezos Lippen zu lösen, schwang Toni sich auf dessen Schoß. Sofort spürte er, wie sich Rezos Hände zärtlich um seine schmalen Hüften legten und die leichten, sanften Bewegungen führten, die Toni machte. Auch Rezo konnte ein kurzes, lustvolles Stöhnen nicht unterdrücken.

Schließlich beendete Rezo die wilde Knutscherei und sah - noch immer die Hände um Tonis Hüfte gelegt - mit einem breiten, befriedigten Grinsen zu seinen wunderschönen, braunen Augen hinauf. In ihnen loderte ein Feuer. Toni beugte sich vor und kurz darauf spürte Rezo Tonis weiche Lippen an seinem Hals hinab wandern und Tonis Fingerspitzen sanft unter seinem Hoodie seinen Oberkörper entlang fahren. Rezo war verwirrt und sich absolut unsicher, ob er das noch schön fand oder ihm das Ganze jetzt nicht doch etwas zu weit ging. Aber spätestens in dem Moment, als Toni seine Hand in Rezos Schritt legte und ihn massierte, war Rezo klar, dass er jetzt einschreiten musste.

„Toni! Toni, hör auf!" Rezos Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte.

Toni fuhr zurück und nahm überrascht die Hände von Rezo. „Was ist denn? Gefällt es dir nicht?", fragte er sanft.

„Ja... nein... doch... weiß ich nicht", Rezo merkte, dass er sich die Frage gerade selber nicht beantworten konnte. Er brauchte einen Moment, um wieder klar im Kopf zu werden. Er sammelte sich, um dann in seiner gewohnt respektvollen Art zu antworten:

„Toni, es war total schön bis hierhin. Es hat sich gut angefühlt. Wirklich. Aber das kann ich nicht. Das kann ich dir nicht geben."

Toni kletterte von Rezos Schoß und stand auf. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Hatte er gerade wirklich versucht, Rezo ins Bett zu kriegen? Beziehungsweise auf die Couch - aber das tat gerade nun wirklich nichts zur Sache. Auch wenn Rezo ihm offenbar nicht böse war, konnte Toni ihm nicht in die Augen schauen.

„Ich denke, ich gehe jetzt", sagte Toni gefasst, aber überhastet, ging in den Flur, nahm im Vorbeigehen seine Jacke vom Haken und war schon an der Tür, als Rezo ihn zurückhielt.

„Toni, es ist alles gut. Du musst nicht gehen", sagte er beruhigend.

„Doch muss ich. Und wärst du an meiner Stelle, würdest du verstehen warum."

Toni zog die Tür hinter sich zu und rannte die Stufen hinab. Er spürte sie kaum so schnell versuchte er das Haus zu verlassen.


Toni kannte sich in Aachen nicht wirklich gut aus. Im Moment war ihm das aber auch egal. Er brauchte nur frische Luft und Bewegung und einen klaren Kopf. Was war denn nur los gewesen? Klar, Rezo war ein attraktiver Mann - seine wachen, grau-blauen Augen, sein strahlendes Lächeln und vor allem die unglaublich liebevolle Art, mit der er jedem begegnete. In Rezos Nähe zu sein, hatte sich schon immer gut angefühlt und es war ein Geschenk des Himmels, dass ihre Freundschaft stark genug war, um auch körperliche Nähe zuzulassen, dass sie stark genug war, um sich über irgendwelche gesellschaftlichen Konstrukte, wie Freundschaft zwischen Männern auszusehen habe, hinwegzusetzen, dass sie taten, was sie wollten, solange es sich gut anfühlte. Und so schön das Kuscheln und Streicheln und Knutschen mit Rezo auch immer gewesen war, er war und blieb ein Mann. Und sexuell gesehen stand Toni auf Frauen. Und Rezo auch. Was war da also gerade über ihn gekommen?

Der Schwefelgeruch am Elisenbrunnen riss Toni aus seinen Gedanken. Er ging durch das Bauwerk hindurch in den kleinen Grünstreifen, der dahinter lag. Es war unter der Woche, es war bewölkt und nicht allzu warm, so dass zum Glück vergleichsweise wenige Menschen dort herumliefen. Toni setzte sich auf einen der großen Steine, die vermutlich zu Dekorationszwecken dort standen. Er hatte einen Fehler gemacht und Rezo war nicht mal sauer. Natürlich war Rezo nicht sauer. Dafür war er viel zu gut. Warum war er nur so ekelhaft gut? Toni atmete tief durch und ihm wurde schnell klar, dass er in Wirklichkeit sauer auf sich selbst war. Er überlegte, ob es ihm gut täte, sich seinen Frust von der Seele zu reden und sich einen Rat zu holen, was er nun tun sollte. Dafür kam natürlich nur einer in Frage: Nia. Andererseits, konnte er Nia wirklich erklären, dass er gerade versucht hatte, Rezo zu verführen?



Wenn es einen Mann in Tonis Leben gibt, dem er noch näher ist als Rezo, dann Nia. Nia wird ihm zuhören und ihn verstehen. Außerdem hat Toni oft genug in seinem Leben erfahren, dass er sich auf Nias Ratschläge verlassen kann. Toni sollte Nia anrufen. Weiter bei 19.

Wie soll Toni Nia das denn erklären? Er kann es sich ja nicht mal selbst erklären. Je weniger Leute davon wissen, desto besser. Toni sollte seine Gedanken alleine ordnen und sich selbst überlegen, wie er damit umgeht. Weiter bei 24.

Confusing Fantasy - Ist Rezoni real?Where stories live. Discover now