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Toni sah auf die Uhr. Pünktlich war was anderes. Aber das würde Rezo ihm schon verzeihen. Schließlich hatte Nia ihn heute Morgen dringend gebraucht und Toni hatte ihn einfach nicht so alleine lassen können. Auch jetzt hatte er gemischte Gefühle dabei, dass Nia alleine in Köln geblieben war, auch wenn er Toni hundert Mal versichert hatte, dass alles in bester Ordnung sei. Toni drückte Rezos Klingel. Er freute sich immer, Rezo zu sehen, mit ihm zu drehen und einfach nur Zeit mit ihm zu verbringen. Rezo und Nia waren vermutlich die besten Freunde, die Toni hatte und mit ihnen war es garantiert immer lustig.

Der Grund, warum Toni heute vor Rezos Tür stand, war aber ein ganz besonderer. Toni hatte einen Song geschrieben - Confusing Fantasy hatte er ihn genannt - und Rezo sollte ihn produzieren. Toni freute sich schon seit Tagen wie ein kleines Kind am Abend vor Weihnachten. Musik machen war geil und Musik machen mit Rezo war besonders geil.

Der Türöffner surrte und Toni betrat das Haus. Als er oben ankam, hörte er eine sehr unangenehme Geräuschkulisse aus Rezos Wohnung. Naja, Rezo nannte das Musik. Es war sogar seine Lieblingsmusik, eine Mischung aus Nicht-einverstanden-sein, Sich-unverstanden-fühlen und verdammt viel Wut, die gerade durch den Hausflur dröhnte. Sie war laut, sie war unmelodisch und sie brachte die Wände des Flurs zum Zittern. Rezo musste sehr tolerante Nachbarn haben.

Toni wurde die Tür geöffnet und gleichzeitig bemerkte er, wie die Metal-Mucke sehr, sehr viel leiser wurde. Er schloss die Wohnungstür hinter sich und, als er sich wieder umdrehte, blickte Rezo um die Ecke. Er kam auf ihn zu und umarmte ihn freundschaftlich. Obwohl es nur eine kurze Umarmung war, glaubte Toni für einen Sekundenbruchteil, dass sie sich anders anfühlte als sonst - irgendwie intensiver, irgendwie so als würde Rezo Halt bei ihm suchen.

„Schön, dass du da bist", lächelte Rezo.

„Alles okay bei dir, Bro?", fragte Toni, während er seine Jacke aufhängte.

„Klar. Wieso nicht?", antwortete Rezo etwas irritiert.

„Weil deine Musik im Flur ein mittleres Erdbeben ausgelöst hat."

„Ach das", tat Rezo die Lärmbelästigung auf seine charmante Art ab, „das ist doch immer so. Also, komm rein und setz dich! Willst du nen Kaffee? Ich muss noch kurz zwei Teile holen, aber dann können wir loslegen. Ey, Diggi, ich bin so gespannt, was du geschrieben hast."

Ehe Toni sich versah, packte Rezo ihn an der Hand und zog ihn hinter sich ins Wohnzimmer. Toni versuchte währenddessen seine Gedanken zu ordnen. Jetzt war Rezo der, der er immer war. Der unbeschwerte, unfassbar jugendlich wirkende Mann, den nichts so sehr antrieb, wie seine Leidenschaft fürs Musik machen. Aber was war los gewesen, bevor Toni da war? Klar, Rezo hörte viel Metal, aber er hörte vor allem auch dann laut und hart Metal, wenn es ihm nicht gut ging und er seine Gedanken zu übertönen versuchte.

Rezo zog Toni etwas unsanft neben sich auf das Sofa, griff nach seiner Tasse, nahm einen großen Schluck schwarzen Kaffees und blickte Toni über den Rand des Porzellangefäßes erwartungsvoll in die Augen.

„Was ist? Fangen wir an?", fragte er freudestrahlend noch mit der Tasse in der Hand.



Tonis Bauchgefühl sagt ihm, dass irgendetwas in der Luft liegt. Triff eine Entscheidung für ihn. Sollen die beiden trotzdem anfangen aufzunehmen?

Bauchgefühl ist nun wirklich kein belastbarer Beweis für irgendwas. Und selbst wenn irgendwas los sein sollte, ist Rezo immer noch der krasseste Profi, den Toni kennt. Er wird sich eh nichts anmerken lassen. Die beiden sollten jetzt anfangen. Weiter bei 2.

Toni ist einer seiner besten Freunde. Und zweifellos der Mann, den er (emotional und körperlich) am nächsten an sich heran lässt. Die beiden sollten die Aufnahme auf später verschieben und Toni ihn fragen, was Sache ist. Weiter bei 3.

Confusing Fantasy - Ist Rezoni real?Where stories live. Discover now