Leo´s Sicht:

Mitten in der Nacht wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Mir schlug eine so große Menge Angst entgegen, dass sie mich überwältigte. Ich stand im Badezimmer vor dem Spiegel. Ich sah runter und sah wieder auf. Ich war in ihrem Kopf. Sie schrie bei dem Anblick des Mannes auf. Ich riss mich aus ihrem Kopf und schlug die Bettdecke zurück. Josh wachte auf, doch ich hörte nicht mehr was er sagte, da ich schon aus der Tür rannte und den Flur hinunter. Ich lief um das Moroi Wohnheim herum und öffnete die Tür. Die Frau an der Rezeption sah mich überrascht an, doch ich war schon an ihr vorbei. Ich rannte die Treppe hoch und stieß fast mit ihr auf dem Flur zusammen. Ich nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Kopf. Dimitri erschien hinter ihr. „Es ist alles gut, Lissa“ flüsterte ich und sannte ihr ein Gefühl der Ruhe. Sie entspannte sich und löste sich von mir. „Was ist passiert?“ fragte Dimitri uns und sie wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. „Ich war im Badezimmer. Plötzlich stand er hinter mir“ erzählte sie und schüttelte darüber den Kopf. Inzwischen waren einige andere Moroi wach und spähten aus ihren Zimmern. Dimitri schickte sie wieder ins Bett. Ich rieb mir durchs Gesicht. So geweckt zu werden war echt nicht toll. „Ein Strigoi“ antwortete ich für sie und Dimitri zog erschrocken eine Augenbraue hoch. „Habe ich dich...hineingezogen?“ fragte sie mich vorsichtig und ich nickte. „Tut mir leid..“ „Lissa...ist schon okay“ sagte ich und nahm sie wieder in den Arm. „Ich sage unten Bescheid“ sagte Dimitri und ich nickte. Lexy war inzwischen auch wach und kam verschlafen auf uns zu gestolpert. „Was ist denn los?“ Als sie mich sah, kniff sie ihre Augen zusammen. „Hast du mir was zu sagen?“ fragte sie Lissa, die sofort rot anlief. „Nein!“ sagte sie empört und wand sich aus meiner Umarmung. Lexy zog, nun hellwach, eine Augenbraue hoch. „Ein Strigoi war im Badezimmer wo ich grade war!“ sagte sie und Lexy erschrack. „Was?“ Ich nickte. Aber dann sah sie uns beide wieder so komisch an. Lissa sah sie warnend an. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Gefühle, die sie bestimmt versuchte zu verdrängen, trafen mich. Verlegenheit, Scham, Angst... „Ich war grade zufällig hier“ log ich. „Ich...musste etwas mit Dimitri klären!“ Sie zog eine Augenbraue hoch, erwiderte jedoch nichts. Lissa nickte langsam und fragte sich, ob Lexy das glauben würde. Und sie hatte Angst vor den Fragen die später kommen würden! „Ihr solltet wieder ins Bett gehen“ sagte ich an beide gewandt und schob Lissa zum Zimmer. „Leistest du uns dabei Gesellschaft?“ fragte Lexy mich und Lissa lief wieder rot an. „Er muss gleich wieder zurück!“ erklärte sie ihr und Lexy nickte grinsend. Ich wartete im Zimmer bis Dimitri wieder kam. Er nickte mir zu und ich gab Lissa einen Kuss auf die Stirn, dann ging ich wieder rüber in mein Wohnheim. Josh schlief schon wieder. Ich legte mich hin und schloss meine Augen.

Lissa´s Sicht:

Am nächsten Tag stand ich extra früher auf und ging eine viertel Stunde früher Frühstücken als gewöhnlich, um Lexy´s Fragen so lange wie möglich auszuweichen. „Konnten Sie sein Gesicht erkennen?“ fragte Dimitri mich, als ich mir ein Tablett nahm. „Nein, ich sah ihn nur eine Millisekunde lang.“ Er nickte und begleitete mich zu meinem Tisch. Nach 5 Minuten kamen Leo und Josh zu mir. „Schon so früh hier?“ fragte mich Leo überrascht. Ich sah ihn schief an und er setzte sich lachend. Josh sah uns beide komisch an, dann setzte auch er sich. Um halb acht waren schließlich alle Schüler da und auch Lexy ließ sich bald neben mir nieder. „Das hat noch ein Nachspiel“ sagte sie zu mir und ich verdrehte die Augen. Nach fünf Minuten standen plötzlich einige auf und sahen neugierig aus den großen Fenstern. Ich drehte mich um. Dort gingen ein dutzend Wächter in rot gekleidet entlang. Kurz darauf gingen die Doppeltüren des Speisesaals auf und die Königin höchst persönliche kam herein. Alle starrten sie überrascht und voller Ehrfurcht an. Ihre Wächter formierten sich neu und stellten sich um sie oder an die Wände. „Guten Morgen, Novizen“ begrüßte sie uns und alle nickten zur Begrüßung. Ich warf Dimitri einen fragenden Blick zu, der jedoch nur ahnungslos den Kopf schüttelte. Ich drehte mich wieder nach vorne. „Ich muss Ihnen allen leider eine traurige Nachricht überbringen!“ begann sie und schwieg eine Weile, um die Nachricht sacken zu lassen. Ich runzelte die Stirn. „Gestern Nacht sind bei einem Treffen im Königlichen Palast fünfzig Moroi ermordet worden!“ Alle sahen entsetzt aus. Einige brachen in Tränen aus, manch andere tuschelten nervös mit ihrem Nachbarn. Die Lautstärke schwoll an. Auch ich war entsetzt. Wie konnte das passieren? Und dann auch noch im Palast? Ich sah Leo an der mich aufmunternd anlächelte. „Die Anwesenden waren vor allem Königliche Familien wie die Dashkovs, Ivashkovs und Zeklos´“ sprach sie weiter und viele die diesen Namen trugen sahen geschockt aus. „Es tut mir aufrichtig leid“ sagte sie und nickte einem ihrer Wächter zu. Der zog eine Liste hervor und reichte sie ihr. Sie begann die Namen der Ermordeten vorzulesen. Was ich persönlich ziemlich geschmacklos fand. Viele Kinder, deren Eltern gestorben sind, brachen in Tränen aus. Sie beendete ihre Rede und wünschte uns alles Gute. Dann verließ sie den Raum. Ich hatte erwartet die Namen meiner Pflegeeltern auch zu hören, doch sie wurden nicht vorgelesen. Es herrschte bedrücktes Schweigen. „Kommen Sie, der Unterricht fällt heute aus“ flüsterte Dimitri und ich stand auf. Leo und Josh folgten uns nach draußen. „Das war ziemlich taktlos“ meinte Leo draußen und wir alle nickten. Ich machte mir meinen Schlauchschal wieder um und verschränkte meine Arme. „Wie konnte das passieren?“ fragte ich Dimitri und er seufzte. „Wahrscheinlich genauso wie es hier passiert ist!“ Ich schwieg und sah mich um. Einfach nur so. „Die meisten haben aber überlebt...viele Strigoi sind dabei umgekommen“ meinte Dimitri und Josh fragte „Wie viele sind denn die meisten?“ „150“ antwortete Dimitri und ich keuchte auf. „35 Strigoi sind gestorben“ fuhr er fort und sah uns nacheinander an. „Es sind trotzdem zu viele“ meinte Leo und er nickte. Leos Mutter kam zu uns. „Heute werden viele Angehörige kommen, Sie sollen in einer Stunde beim Empfang dabei sein. Die Schüler sollen sich in ihren Wohnheimen aufhalten“ teilte sie Dimitri mit der daraufhin nickte. „Warum muss er dabei sein?“ fragte ich sie und sie zuckte die Achseln. „Alle Wächter, warum weiß ich auch nicht, Lissa!“

Kuss der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt