Der achtzehnte Geburtstag

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Albus wachte davon auf, dass die Strahlen der Morgensonne auf seiner Nase kitzelten. Er lag auf dem Rücken und registrierte benommen, dass sein rechter Arm komplett taub war. Der Grund erschien ihm allerdings eher erfreulich: Gellert lag an seiner Seite. Sein Kopf ruhte auf Albus' Schulter, und er schlief, während seine Augenlider hektisch flackerten. Den linken Arm hatte er um Albus' Taille geschlungen, als wolle er selbst im Schlaf seinen Besitzanspruch klarstellen.

Albus strich ihm eine Strähne des langen blonden Haars aus der Stirn und seufzte leiste. Ein perfekter Auftakt für seinen 18. Geburtstag!

Gellerts Brauen zuckten, und er blinzelte verwirrt, langsam erwachend. Als ihm klar wurde, dass er nicht in seinen gewohnten Kissen lag, schreckte er hoch.

„Guten Morgen", sagte Albus.

„Morgen", erwiderte Gellert, immer noch verwirrt. „Schau an. Ich bin ja immer noch hier!"

„Sieht ganz so aus."

Sie grinsten beide.

Plötzlich war von jenseits der Zimmertür eine Stimme zu hören: „Albus? Al, bist du wach?"

„Ariana", antwortete Albus, „ja ... einigermaßen."

„Ich soll dich rufen. Du Langschläfer verpasst noch deine Geburtstagsüberraschung!"

Man konnte Aberforths Stimme murmeln hören.

„Äh ...", verbesserte sich Ariana. „Ich meine, wenn du rein zufällig runterkommen würdest ... könnte es sein, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre."

„Ich hab' verstanden!", rief Albus lachend.

Gellert hatte bereits begonnen, seine Kleidung zusammenzusuchen. „Dann ... werd' ich jetzt mal besser geh'n. Übrigens: Du sollt'st vielleicht was wegen dei'm Hals unternehmen, bevor du runtergehst."

Albus blickte in den Spiegel an seiner Schranktür. „Och, Gellert!" Sein Hals und Nacken waren übersäht mit Blutergüssen, die von der letzten Nacht zeugten.

Gellert strich mit dem Finger über die dunklen Flecken und meinte versonnen: „Na, da ham wir doch recht ordentlich in dein' Geburtstag reing'feiert."

Albus nickte lächelnd. Die letzte Nacht war ohne Zweifel ihre beste gewesen. Er hatte das Bedürfnis etwas Derartiges zu sagen, doch als er sich umdrehte, war Gellert bereits zum Fenster hinaus verschwunden. Er sah gerade noch einen Raben, der mit kurzen zackigen Flügelschlägen über den Garten in Richtung Nachbarhaus davonflog.

Nun war auch das Rätsel gelöst, wie Gellert es Nacht für Nacht geschafft hatte, in sein Zimmer zu gelangen, ohne dabei das leiseste Geräusch zu verursachen!

Albus zog sich ein sauberes Hemd mit Steh-Kragen an und band sich ein Halstuch in ordentlicher Schleife um. Er hoffte, dass dieser etwas altmodische Aufzug unkommentiert bleiben würde, denn die Drachenblut-basierte Tinktur, die er auf die verräterischen Male aufgetragen hatte, würde erst in einer Weile Wirkung zeigen.

„Albus?", ertönte es von unten erneut.

„Komme!", rief er und nahm die Stufen nach unten.

Aberforth und Ariana erwarteten ihn in der Küche. Als Albus den Raum betrat, explodierten ein paar magische Konfetti-Kanonen zu beiden Seiten der Tür, und eine kleine Tröte begann, ein Geburtstags-Ständchen zu spielen, in das seine Geschwister einstimmten – Ariana voller Inbrunst, Aberforth eher verhalten. Der Tisch war zum Frühstück gedeckt und zusätzlich mit allerlei Süßigkeiten überhäuft, die Aberforth in Hogsmeade besorgt haben musste – köstliche Zitronenbonbons, Schokofrösche und Bertie Bot's Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen. In der Mitte des Tischs stand ein großer Himbeerkuchen, der einladend duftete.

Summer of '99 - Die Herren des TodesWhere stories live. Discover now