Die drei Runen des Wollens

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Während Gellert die Vergangenheit der Peverell-Brüder mit dem Zeitspion aufs Korn nahm, hatte er sich ganz ins Studium alter Runen vertieft; offiziell auf der Suche nach neuen Zaubersprüchen für ihre gemeinsame Sache, aber auch um Gellerts Seherfähigkeiten gegenübertreten zu können. Und er war auf drei absolut faszinierende Runen gestoßen, so alt wie die Menschheit selbst, welche das Wollen eines Gegners steuern konnten. Wenige Tage vor seinem 18. Geburtstag war das Projekt so gut wie abgeschlossen, und es war Zeit, die Ergebnisse zu präsentieren.

Als er den Duellplatz erreichte, stand Gellert bereits dort, angelehnt an den Stamm des Baumes wie bei ihrem ersten Treffen.

„Faust zum Gruße. Die Schutzzauber san schon intakt", grüßte ihn Gellert.

„Sehr gut. Wollen wir beginnen?"

„Unbedingt. Du hast 'was Neues dabei?"

Albus nickte.

„Wie san dann die Regeln dies' Mal?"

„Keine Regeln, alles erlaubt", sagte Albus.

Gellert grinste. „Dir ist schon klar, was das heißt, oder? Soll'nma dieses Duell wirklich auf frei'm Feld austragen? Nicht lieber ... auf dei'm Bett?"

Statt einer Antwort nahm Albus seine Kampfhaltung ein. Gellerts Augen flackerten aufgeregt, und er machte eine elegante, tiefe Verbeugung.

Albus begann: „Expecto Patronum."

Der Phönix schoss empor, und sein Gesang hob an. Gellert war vorbereitet; er griff in seinen Mantel und holte zwei Klumpen Kerzenwachs hervor, die er sich in Ohren stopfte. Dann feixte er und rief: „Senti!"

Darauf hatte Albus nur gewartet: „Nolito!"

Es war einer seiner neuen Zaubersprüche, der nun pfeilschnell auf Gellert zuflog und ihn traf, kurz bevor der Sensus-Fluch Albus erfasste. Er fühlte ein kurzes Kribbeln, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte, dann erstarb der Zauber. Gellert starrte ihn fassungslos an.

„Was zum ...?", keuchte er und schleuderte Albus den Imperius-Fluch entgegen. Der lachte, als ihm lediglich ein Windhauch durch die Haare streifte.

Er schickte einen Schockzauber und Gellert parierte, sichtlich erleichtert, dass nicht-schwarzmagische Zauber noch funktionierten. Im schnellen Wechsel flogen nun Attacken und Gegenattacken zwischen ihnen hin und her.

„Beweg' deine Füße!", tadelte Albus, als Gellert fast von einem weiteren Schockzauber erfasst wurde.

„Nicht hochmütig wer'n!", kam es zurück, und Gellert wirkte ein weiteres Mal den Sensus-Zauber. Albus fühlte sich von einer leichten kribbelnden Woge erfasst, stärker als beim ersten Versuch, und merkte, wie seine Konzentration bedenklich ins Wanken geriet. Offenbar ebbte sein neuer Zauber ab! Er entschied sich zu einem drastischen Gegenangriff: „Legilimens!"

Die Wucht des Zaubers riss Gellert zu Boden. Albus drang in seinen Geist vor und sah –

Bathilda Bagshot hatte das Gesicht in den Händchen vergraben und wimmerte. Gellert stand vor ihr, den Zeitspion in der vor Zorn zitternden Hand. „Wie konntest du dich nur entscheiden, es zu behalten? Dieses Muggel-Baby?"

Gellert drängte ihn aus der Erinnerung, doch Albus stieß weiter vor, tiefer in die Vergangenheit.

Eine Schar Raben hockte in einem dunklen Klassenzimmer auf einer Stange, während ein hagerer Zaubermeister mit einer Klappe über dem linken Auge aus einem schwarzen Buch vorlas –

Eine Klasse junger Schüler duellierten einander. Einige riefen „Crucio!" und schreckliche Kinderschreie erfüllten den düsteren Raum. Gellert, etwa 13 Jahre, richtete seinen Zauberstab auf einen älteren Jungen mit schwarzem Haar und dunkelbraunen Augen. Seine Hand zitterte, und er schüttelte energisch den Kopf. Der Meister zielte auf ihn: „Crucio." –

Summer of '99 - Die Herren des TodesWhere stories live. Discover now