𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟳 - Gentlemen

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Newt P.o.V.

Wir liefen jetzt schon mehrere Stunden, die Sonne ging wieder langsam unter und der Himmel färbte sich gelblich.
Zwischendurch haben wir immer wieder kleine Pausen gemacht und Jorge suchte jetzt wahrscheinlich nach einem sicheren Platz zum Schlafen.

Einmal mussten wir uns vor einem WCKD-Hubschrauber verstecken, aber sonst war nichts Besonderes passiert.

Ich tappte neben Liv am Ende der Gruppe und dachte nach. Sie und ich hatten den ganzen Tag viel miteinander geredet, wir haben uns über die verschiedensten Themen unterhalten, wie zum Beispiel über die Lichtung und WCKD.
Liv erzählte mir auch ein wenig von ihrer Kindheit. Wie sie mit Brenda und deren kleinen Bruder früher ein Eis gegessen hatte und wie es schmeckte zum Beispiel. Oder wie sie zusammen gespielt haben. Persönlich zu ihrer leiblichen Familie hatte Liv aber nichts gesagt. Ich wollte aber nicht nachbohren und beließ es dabei.

Die Gespräche waren sehr angenehm. Ich mochte Liv. Sie war nett, hübsch und schien klug zu sein. Sie konnte mich ablenken, wenn ich mir gerade ausmalte, was mit Thomas sein könnte. Und ich denke, ich konnte sie davon abbringen, zu viel über Brenda nachzudenken. Wir konnten nur hoffen, die beiden bei Marcus anzutreffen.

Doch ich wusste trotz allem noch nicht, ob ich Liv wirklich vollkommen vertrauen konnte. Der Schein konnte auch trügen und vielleicht führten sie und Jorge uns wieder zu WCKD. Wobei ich mir das eher nicht vorstellen konnte. Doch sicher ist sicher.

„Worüber denkst du nach?", hörte ich Liv neben mir. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und ihre eisblauen Augen sahen mich fragend an.
Blinzelnd sah ich zu Boden. „Über nichts besonders Wichtiges. Einfach nur ein wenig über die letzten Tage.", antwortete ich, sah sie wieder an und lächelte leicht.

Ich konnte ihr ja wohl schlecht sagen, dass ich über sie nachdachte.

„Verstehe. War sicherlich nicht leicht für euch in letzter Zeit, oder?", meinte Liv leise. Ich nickte leicht. „Die letzten Tage waren um einiges anstrengender als die im Labyrinth. Manchmal vermisse ich die Lichtung fast schon ein wenig. Aber ich bin gleichzeitig auch froh, endlich dort raus gekommen zu sein. Es ist nett, hier neben dir zu laufen und sich unterhalten zu können. Na ja, wenn man von der Tatsache absieht, dass WCKD uns sucht und wir zu einem Kerl gehen, der uns vielleicht nicht sagen kann, wo wir hingehen müssen.", antwortete ich, wobei ich gegen Ende hin grinste.

Liv schmunzelte etwas und boxte mir leicht in die Schulter. „Wirklich sehr freundlich von dir, dass meine Gesellschaft für dich nett ist. Sind Briten nicht dafür bekannt, Gentlemen zu sein?", meinte sie mit gespielter Empörung.

Ich schmunzelte. „Ich bin leider keiner davon, sorry.", erwiderte ich und tätschelte ihre Schulter grinsend.

Liv kicherte und schob meine Hand von ihrer Schulter. Ich spürte ein leichtes Prickeln, dort wo ihre Hand meine berührte. Doch ich ignorierte das Gefühl fürs Erste.

„Ja ja, ich merks schon. Nur weil der Newt einen britischen Akzent hat, heißt es nicht gleich, dass er ein Gentleman ist.", sagte sie und seufzte theatralisch, weshalb ich leicht lachte.
„Vielleicht ändert es sich ja noch...", murmelte ich und zwinkerte übertrieben. Liv kicherte erneut.

Bevor sie mir jedoch antworten konnte, blieb Pfanne vor mir auf einmal stehen und ich wäre fast volle Kanne in ihn reingelaufen. Auch Liv konnte sich gerade noch hinter Aris abbremsen. Die ganze Gruppe war stehen geblieben.

Jorge musterte das kaputte Haus neben uns. „Okay, amigos. Ich denke, in dem Haus können wir schlafen. Und seid leise.", meinte er und tappte vorsichtig hinein. Die Restlichen liefen lautlos hinterher. Ich wechselte mit Liv schnell einen Blick, dann folgte ich ihnen.

Jorge führte uns wieder in einen Raum, der nahe genug am Ausgang war, um schnell zu fliehen, falls nötig.
Ich setzte mich an einer Wand auf den Boden und lehnte mich an sie. Seufzend schloss ich meine Augen, als ich kurz darauf hörte, wie sich jemand neben mich setzte.

Als ich meine Augen wieder öffnete, erkannte ich Liv neben mir. Sie lächelte mich kurz schief an, dann beobachtete sie die anderen, wie sie sich zum Schlafen bereit machten.

Ich wollte meine Augen schon wieder schließen, als mein Blick wieder an ihren eisblauen Augen hängen blieb.
Wie konnte jemand nur so schöne Augen haben?
Meine hingegen waren ja nur langweilig braun.

Aber ihre waren... Einfach der Hammer.
Dieses klare, reine Eisblau, welches so sehr herausstach, dass man den Rest ihres Gesichtes kaum mehr beachtete.
Nur die Sommersprossen auf der Nase konnten kurz das Eis ihrer Augen brechen.

Irgendwann, als sich alle anderen bereits schlafen gelegt hatten, drehte sich Liv wieder zu mir. Sie wirkte ein wenig unruhig. „Wie meinst du geht es Brenda und Thomas gerade?", fragte sie mich flüsternd und spielte nervös mit ihren Händen.

Ich blinzelte und biss mir leicht auf die Unterlippe. „Liv, vergiss nicht, dass es die beiden beim Einsturz des Gebäudes vielleicht nicht...", ich stockte.
Ich konnte es nicht aussprechen.

Liv verlor bei dem Satz kurz ihre innere, schützende Mauer.

In den paar Augenblicken konnte ich ihr ansehen, dass sie sich schreckliche Sorgen um Brenda machte und ich entdeckte außerdem noch eine unbekannte, unendlich tiefe Trauer.
Weshalb, wusste ich nicht und ich wollte auch nicht nachfragen.

Sie sah so verletzlich aus. Als wäre sie ein kleines, unschuldiges Reh.
Ich wollte sie gerade nur in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut wird und dass es Brenda und Thomas gut geht.

Doch sie fasste sich schnell und vertuschte ihre Emotionen erneut, also beließ ich es dabei.
„Brenda ist clever. Sie hat sicher einen Weg da raus gefunden. Sie und Thomas sind in Sicherheit und auf dem Weg zu Marcus, genau wie wir. Ihnen geht es gut. Es muss ihnen einfach gut gehen.", meinte Liv dann, wobei ich glaubte, dass sie das eher zu sich selbst sagte, als zu mir. Ich nickte einfach nur.

Nach einer Weile, in der nur der ruhige, regelmäßige Atem unserer schlafenden Kameraden zu hören war, brach Liv das Schweigen. „Schaffen wir es zum Rechten Arm?"

Ich hatte meinen Kopf in den Nacken gelegt und ihn an der Wand abgestützt, aber jetzt sah ich wieder zu Liv.
„Ich denke ja.", meinte ich und sah, wie sie nervös mit den Fingern auf ihren Oberschenkeln tippte.

„Aber werden sie uns auch aufnehmen? Also mich, Jorge und Brenda. Weil wir halt nicht immun sind...", murmelte sie und schien sich kurz in Gedanken zu verlieren, doch direkt danach wurde ihr Blick wieder klarer.

Heute geht ihr wohl viel durch den Kopf..., dachte ich. Dann wendete ich mich wieder ihr zu.

„Natürlich werden sie euch aufnehmen. Sie können und werden euch nicht wegschicken, besonders nicht, nachdem ihr uns zu ihnen gebracht habt.", erwiderte ich und lächelte Liv möglichst aufmunternd an.

Sie blinzelte unsicher, doch ich entdeckte ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. „Okay... Danke.", sagte sie und ihr Lächeln wurde größer. Dann legte sie sich hin und drehte den Rücken zu mir.

Ich starrte noch eine Weile nachdenklich auf ihren Rücken und dachte über das nach, was sie gesagt hatte.
Doch irgendwann konnte ich nicht mehr denken, meine Augenlider wogen schwer wie Blei und ich nickte immer wieder kurz ein.
Deshalb legte ich mich jetzt auch hin und als ich meine Augen schloss, schlief ich sofort ein.


Habs geschafft! :D Ein neues Kapiteeelll!
Die nächsten drei habe ich bereits angefangen zu schreiben, sind aber nicht alle ganz fertig und müssen nochmal kontrolliert werden. Aber na ja, hoffe dieses Kapitel hier hat euch gefallen :)
LG, Luu<3

𝐄𝐢𝐬𝐛𝐥𝐚𝐮 [𝖲𝖼𝗈𝗋𝖼𝗁 𝖳𝗋𝗂𝖺𝗅𝗌 𝖥𝖿 / 𝖭𝖾𝗐𝗍] | PAUSIERTWhere stories live. Discover now