𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟱 - Nachtgespräche

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Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war, öffnete ich meine Augen wieder. Auch die anderen keuchten nicht mehr.

Jorge griff gerade in seine Tasche und gab dem Asiaten eine Flasche. Die Wasserflasche machte die Runde, doch ich blickte inzwischen aus dem Fenster.

Ich sah nach, ob irgendwo Soldaten oder Hubschrauber zu sehen waren, aber ich entdeckte nichts.
Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass WCKD aufgehört hatte, nach uns zu suchen. Vielleicht hatten sie es aber tatsächlich und wollten morgen weiter suchen. Keine Ahnung.

Ich lehnte erschöpft meinen Kopf an die Wand.
Die letzten paar Stunden sind wirklich anstrengend gewesen. Seit die anderen Kids kurz nach Einbruch der Nacht bei uns angekommen waren, hatte mein Leben schon wieder blitzartig eine andere Richtung eingeschlagen.
Dieses Mal jedoch war WCKD ebenfalls hinter mir her. Und das war nur eine Gefahr mehr.

Aber ich konnte jetzt nicht mehr zurück.
Und wer weiß, vielleicht konnten wir tatsächlich zum Rechten Arm.

Ich sah zu Jorge und beobachtete, wie er mit dem Asiaten redete. Beide hatten ernste Gesichtsausdrücke.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie der blonde Junge mich wieder ansah. Ich blickte zu ihm, doch er schaute mich nur kurz an, dann sah er aus dem Fenster.
Ein wenig verwirrt runzelte ich meine Stirn, wandte mich dann aber wieder Jorge zu.

Dieser kam überraschenderweise geradewegs auf mich zu, bis er schließlich vor mir stehen blieb. „Wie geht es dir?", fragte er leise und musterte mich kurz.
Ich zuckte mit den Schultern. „Gab schon bessere Zeiten. Ich meine, Brenda ist weg, WCKD ist uns auf den Fersen und wir begleiten eine Gruppe Kids, die wir seit gerade mal ein paar Stunden kennen. Aber abgesehen davon, relativ okay.", antwortete ich und lächelte ihn schief an.

Er rümpfte leicht die Nase und setzte sich dann neben mich. „Ich weiß, vielleicht war das alles ein wenig überstürzt, aber ich sehe in ihnen das erste Mal seit langer Zeit Hoffnung für uns. Für euch.", er sah mich eindringlich an.

„Ich will dich und Brenda nicht an den Brand verlieren, Olivia.", sagte er und sprach noch ein wenig leiser.

Ich lächelte und umarmte ihn. „Ich weiß, Jorge. Und ich bin dir für so vieles dankbar. Ich wüsste nicht, was ich machen würde ohne dich und Brenda.", murmelte ich und löste mich dann wieder von ihm.
Jorge lächelte mich an und strich mir kurz sanft über die Schulter.

Ich musterte ihn. Er war müde, das konnte ich ihm ansehen. „Jorge, warum schläfst du nicht noch etwas? Wir müssen für morgen früh fit sein und da kann ein wenig Schlaf nicht schaden.", meinte ich.

Jorge schüttelte den Kopf. „Nein, jemand muss Wache schieben.", erwiderte er. „Das kann ich doch übernehmen.", widersprach ich und Jorge schüttelte erneut den Kopf. „Du solltest genauso ein wenig schlafen. Ich werde nicht drauf eingehen und das weißt du, muchacha.", sagte er ruhig, lächelte mich nochmal an und lief dann zu einem Stuhl, um sich darauf zu setzen. Ich schnaubte nur und sah wieder aus dem Fenster.
Wenn er meinte.

— • —

Es war inzwischen tief in der Nacht. Ich schätzte es war gegen 3 Uhr, die anderen schliefen bereits.
Ich hatte Jorge irgendwann gesagt, dass ich Wachschicht schieben werde, ich konnte sowieso nicht schlafen. Er hatte sich dann unfreiwillig schlafen gelegt.

Ich stand am Fenster und blickte in Gedanken versunken hinaus. Der Sternenhimmel war klar, keine Wolken waren zu sehen und jeder einzelne Stern funkelte hell vor sich hin.

Es war einfach zauberhaft. Ich vergaß fast, in welcher Situation ich mich befand und in welcher schrecklichen Welt.
Doch dann schlichen sich dunkle Erinnerungen in mein Gedächtnis und ich wurde wieder zurück in die Realität geschleudert.

Nach einer Weile sah ich aus dem Augenwinkel, dass sich jemand neben mich stellte. Ich sah nach, wer es war und erkannte den blonden Jungen.

Er schaute ebenfalls aus dem Fenster, sah aber anschließend zu mir. Seine warmen, dunkelbraunen Augen ruhten auf mir.
„Danke, dass du und Jorge uns helfen.", sagte er dann leise. Ich lächelte leicht und zuckte nur mit den Schultern.

„Wieso überhaupt?", fragte er und sprach weiterhin in einem leisen Ton, um die anderen nicht zu wecken.

Ich blinzelte, setzte mich auf den Tisch, auf dem ich schon vorhin saß, und sah aus dem Fenster.
„Ich weiß nicht. Ich vertraue Jorge und tue, was er sagt. Er hofft wahrscheinlich darauf, dass der Rechte Arm uns nicht abweisen kann, wenn wir euch dabei haben. Der Rechte Arm befreit anscheinend schon seit Jahren Kids, also Immune, aus den Fängen von WCKD. Er bringt sie zum Sicheren Hafen, ins Paradies. Ein Ort, an dem es keinen Brand gibt, keine Cranks und kein WCKD.", beantwortete ich seine Frage und sah wieder zu ihm.

Er nickte leicht und setzte sich neben mich. Wir schwiegen und ich blickte wieder aus dem Fenster.

„Und was ist mit dir?", fragte er dann nach einer Weile. Ich drehte stirnrunzelnd meinen Kopf zu ihm. „Was soll mit mir sein?"
Er lächelte schief. „Du hast gesagt, dass Jorge hofft, beim Rechten Arm aufgenommen zu werden. Aber was denkst du darüber?", fragte er.

Ich blinzelte. „Keine Ahnung. Ich habe schon so viel erlebt und zu viel verloren, als dass ich dir die Frage beantworten kann. Ich habe aufgehört, darüber nachzudenken, irgendwann dem Brand entkommen zu können. Ich versuche einfach nur noch fürs Erste zu überleben. Jorge und Brenda helfen mir dabei. Sie sind zwar nicht meine leibliche Familie, aber es fühlt sich so an. Ich vertraue ihnen und wenn Jorge meint, es wäre das Beste, euch zu helfen, dann helfe ich euch.", antwortete ich schließlich.

Der Blonde nickte und sah auf den Boden.
Ich wollte mich schon wieder dem Fenster und dem Sternenhimmel zuwenden, als er mich wieder ansah.

„Du weißt meinen Namen ja gar nicht.", stellte er fest. Ich schmunzelte leicht und nickte.
„Ich bin Newt.", sagte er und hob mir seine Hand hin. Ich lächelte, nahm seine Hand und schüttelte sie. „Olivia, aber Liv reicht aus.", erwiderte ich.
Newt lächelte ebenfalls. „Freut mich, Liv." Er ließ wieder meine Hand los.

Es herrschte wieder Stille und ich genoss sie ein wenig. Ich sah erneut aus dem Fenster und gähnte.

Inzwischen war ich auch müde geworden, aber ich musste zur Sicherheit wachbleiben. Außerdem würde Jorge mir sonst nur noch vorwerfen, dass ich eingeschlafen bin.

„Willst du nicht lieber schlafen?", hörte ich Newt neben mir fragen. Ich sah zu ihm und schüttelte den Kopf. Newt zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Ich habe Jorge gesagt, ich halte Wache.", erklärte ich. Newt runzelte kurz die Stirn. „Das kann ich übernehmen, dann kannst du zumindest noch ein, zwei Stunden schlafen.", meinte er.

Ich grinste leicht.
Er tat jetzt das Gleiche bei mir, was ich bei Jorge getan hab.

Doch ich schüttelte erneut den Kopf. „Nein, nein, ist schon okay, du brauchst doch auch Schlaf. Ich kann...", fing ich an, doch Newt unterbrach mich.

„Keine Widerrede, Liv. Ich hatte vorhin schon ein wenig geschlafen. Du aber nicht.", sagte er in einem festen Ton. Ich wollte ihm erneut widersprechen, doch als ich seinen scharfen Blick sah, ließ ich es bleiben und seufzte.

„In Ordnung, ich leg mich ja schon aufs Ohr...", murmelte ich, zog mein Hemd aus und legte es neben mich auf den Tisch.
Dann bettete ich meinen Kopf auf das Hemd und zog meine Beine an, damit Newt trotzdem noch dort sitzen konnte.

Ich sah nochmal zu ihm, aber er blickte bereits aus dem Fenster und schien nachzudenken.
Also schloss ich meine Augen. Kurz darauf glitt ich in einen traumlosen Schlaf.


Hier nach einiger Zeit noch ein Kapitel...
Habe morgen Geburtstag, weswegen ich ed heute hochgeladen habe, weil ich sonst wahrscheinlich morgen keine Zeit hätte :)
Wie immer könnt ihr gerne einen Kommentar schreiben, würde mich freuen!
LG, Lu<3

𝐄𝐢𝐬𝐛𝐥𝐚𝐮 [𝖲𝖼𝗈𝗋𝖼𝗁 𝖳𝗋𝗂𝖺𝗅𝗌 𝖥𝖿 / 𝖭𝖾𝗐𝗍] | PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt