𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟭 - Jorge

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Newt P.o.V.

Ich schlug die Tür zu und griff nach meiner Taschenlampe.

Wo war Minho? Ging es ihm gut?

Als ich die Taschenlampe anmachte, konnte ich sehen, dass sich die anderen bereits zu Minho gekniet hatten. Ich schloss mich ihnen an und sah besorgt auf Minho, welcher mit geschlossenen Augen da lag.

Er hatte überall schwarze Brandflecken. Dieser Blitz hatte ihn tatsächlich getroffen.
Verdammt.

„Minho! Komm schon!", rief Thomas und rüttelte an dem Asiaten. „Komm Minho!", rief nun auch ich, aber er bewegte sich noch immer nicht. Ich wurde immer nervöser.

Doch schon im nächsten Moment stöhnte Minho leise. Ich atmete erleichtert auf. Er lebte noch.

„Was ist passiert...?", murmelte er. Thomas nahm seine Hände von Minho. „Dich hat ein Blitz erwischt.", antwortete er.
„Ahh.", kam es von Minho grinsend und ich schmunzelte leicht. Dann halfen wir ihm auf.

„Hey... Was ist das für ein Gestank?", meinte Teresa auf einmal verwirrt und machte ihre Taschenlampe an.
Im nächsten Moment rannte eins von diesen Gestalten, die uns vor ein paar Tagen verfolgt haben, auf uns zu. Es schnappte nach Teresa, doch es wurde von einer Eisenkette zurückgehalten.

Wir wichen alle erschrocken zurück, doch uns fiel direkt auf, dass noch mehr dieser wildgewordenen Dinger um uns herum waren, weshalb wir ein wenig panisch wieder zurück stolperten. Dann bemerkten wir aber, dass alle angekettet waren.

Wie hießen die noch gleich? Cranks?

Ich erschrak noch ein wenig mehr, als eine weibliche Stimme ertönte.
„Meine Wachen habt ihr also schon kennengelernt."

Das Licht ging an und ich drehte mich zur Quelle um. Ein Mädchen, ungefähr in unserem Alter und mit kurzen, schwarzen Haaren, stand dort in einem Türrahmen. Sie ging locker zwischen diesen Cranks hindurch bis zu uns.

„Wer ist das?", hörte ich Bratpfanne flüstern. Ich wusste keine Antwort darauf.
Das Mädchen blieb vor uns stehen, musterte uns von Kopf bis Fuß und grinste dann leicht. „Ihr seht ja echt scheiße aus. Na kommt, folgt mir.", mit diesen Worten drehte sie sich um und ging ihren Weg zurück.

„Es sei denn, ihr wollt hier bei denen bleiben.", sagte sie und deutete auf die Cranks. Ich tauschte einen Blick mit Thomas, dann folgten wir ihr vorsichtig.

Ich zuckte jedes Mal zurück, wenn diese Dinger nach mir schnappten. Die waren mir nicht geheuer. Was war, wenn sich eine Kette plötzlich löste?
Doch ich verdrängte den Gedanken und ging als Letzter dem Mädchen hinterher, direkt vor mir lief Aris.

Ich traute Aris immer noch nicht hundertprozentig, aber Thomas vertraute ihm und er hatte uns geholfen, vor WCKD zu fliehen. Deshalb beließ ich es dabei.

Ein wenig staunte ich, als wir eine große Halle betraten. Überall waren Menschen. Sie saßen entweder in kleinen Gruppen an einer Tonne, in der Feuer loderte, oder sie lagen auf dem Boden.
Ob sie schliefen, einfach nur da lagen oder was weiß ich, konnte ich nicht sagen. Doch so gut wie alle starrten uns an.

„Kommt, bleibt zusammen. Jorge will euch kennenlernen.", sagte das schwarzhaarige Mädchen und lief weiter. Wir folgten ihr eine Treppe hinauf.
„Und wer ist Jorge?", fragte Thomas das Mädchen schließlich.

Ich horchte neugierig auf, doch das Mädchen lächelte nur. „Wirst du gleich sehen." Sie lief stetig weiter und ich fragte mich, wie lang es wohl noch dauerte, bis wir bei diesem sogenannten Jorge ankamen.

Ich bemerkte, dass die Menschen uns noch immer alle anstarrten. War an uns irgendwas Besonderes?

„Ist schon lange keiner mehr durch die Brandwüste gekommen. Ihr habt die neugierig gemacht.", meinte das Mädchen, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
„Und mich auch.", fügte sie hinzu, sah uns an und lief dann weiter auf eine Treppe zu.

Ich kniff leicht die Augen zusammen, als die Typen um uns herum aufstanden und uns verfolgten. Als ich über meine Schulter blickte, wurde ich von einem etwas größerem Mann mit Zahnlücke breit angegrinst.

Ein unangenehmer Schauer lief meinen Rücken entlang und ich tauschte mit Pfanne einen Blick. „Wie siehts aus, fühlt sich eventuell noch jemand unwohl hier?", meinte ich grimmig.
„Hören wir ihn erst mal an, mal sehen, was er zu sagen hat.", erwiderte Thomas und wir folgten dem Mädchen die Treppe hoch.

„Jorge, sie sind da.", meinte das Mädchen dann, als wir oben angelangt waren und schmiss sich auf ein Sofa. Neben ihr saß ein blondes Mädchen, welches uns neugierig musterte.

Ich stellte mich neben Bratpfanne und blickte zu Jorge. Er war ein etwas älterer Mann, doch er schien keineswegs dadurch beeinträchtigt zu sein. Außerdem war er Mexikaner.

Er lauschte an einem Funkgerät, doch es kam nichts als Rauschen heraus. Jorge fluchte und schaltete es ab, dann drehte er sich zu uns um und stemmte die Hände in die Hüfte.

„Habt ihr auch manchmal das Gefühl, die ganze Welt wär gegen euch?", meinte er dann.
Ich hob eine Augenbraue. Wenn er wüsste.

„Ich hab drei Fragen.", sprach Jorge weiter, nahm sich ein Glas, füllte Wasser hinein und kam auf uns zu. „Wo seid ihr hergekommen? Wo wollt ihr hin? Was habe ich davon?"

Ich blieb stumm. Ich konnte nicht einschätzen, ob es besser wäre zu schweigen oder Jorge zu antworten.
„Wir wollen zu den Bergen, wir suchen den Rechten Arm.", antwortete Thomas schließlich.

Ein höhnisches Lachen ging durch die Menge der Unbekannten. Jorge schnaubte amüsiert. „Ihr sucht nach Geistern, meinst du wohl.", erwiderte er und trank einen Schluck aus seinem Glas.

„Frage Nummer Zwei: Wo kommt ihr her?", fragte er nun weiter und kam einen Schritt näher.
Thomas und Minho tauschten einen Blick. „Das geht keinen was an.", beantwortete Minho die Frage ein wenig angespannt. Ich kniff leicht meine Augen zusammen und beobachtete Jorge genau.

Dieser zuckte kaum merklich mit den Schultern und im nächsten Moment spürte ich, wie meine Arme unsanft gegriffen und hinter meinem Rücken festgehalten wurden. Auch die anderen wurden festgenommen.
Die Antwort schien Jorge wohl nicht zu gefallen.

Thomas versuchte sich zu befreien. „Lasst mich verdammt nochmal los!", rief er.
Ich blinzelte verwirrt, als das blonde Mädchen vom Sofa aufstand, eine Art Gerät schnappte und zu Thomas ging.

„Halt die Klappe, du Riesenbaby.", sagte sie und drückte seinen Kopf unsanft runter. Ich runzelte die Stirn, während sie mit dem Gerät etwas an seinem Nacken scannte.
„Was ist das?", fragte Thomas und versuchte sich noch immer zu befreien.

Das Mädchen ließ von ihm ab und sah auf das Gerät. Die Typen, die uns festhielten, ließen uns ebenfalls wieder los.
„Du hattest Recht.", sagte die Blondhaarige und reichte Jorge das Gerät.

„Recht womit? Wovon redet sie?", fragte Thomas daraufhin nervös. Jorge sah vom Gerät wieder zu Thomas. „Es tut mir leid, hermano. So wie es aussieht, wurdet ihr markiert. Du kommst von WCKD und das bedeutet," er machte eine theatralische Pause, „ihr seid außergewöhnlich wertvoll."

Das konnte nichts Gutes verheißen.

Jorge grinste leicht und die Typen um uns herum näherten sich langsam.
Ich musterte sie. Sie waren hauptsächlich groß und muskelbepackt. Außerdem waren sie mehr als wir, wir hatten also keine Chance gegen sie.

Dann blickte ich wieder zu Jorge und dem blonden Mädchen. Ich betrachtete nun auch die Blondhaarige.

Sie sah nicht außergewöhnlich aus oder besonders attraktiv, aber als ich in ihr Gesicht blickte, entdeckte ich Sommersprossen auf ihrer Nase. Diese verniedlichten ihr Gesicht, welches gerade ziemlich ausdruckslos war.

Dann sah mich das Mädchen mit leicht hochgezogener Augenbraue an. Sie hat bemerkt, dass ich sie gemustert hatte.
Doch erst jetzt, wo wir zum ersten Mal richtig Blickkontakt hatten, fielen mir ihre Augen auf.

Sie waren eisblau.

𝐄𝐢𝐬𝐛𝐥𝐚𝐮 [𝖲𝖼𝗈𝗋𝖼𝗁 𝖳𝗋𝗂𝖺𝗅𝗌 𝖥𝖿 / 𝖭𝖾𝗐𝗍] | PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt